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Geständnis unterm Mistelzweig

Geständnis unterm Mistelzweig

Titel: Geständnis unterm Mistelzweig
Autoren: Emilie Richards
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Mona nur dadurch überstanden, dass sie sich in eine Fantasiewelt zurückgezogen hatte. Chloe hatte den Eindruck, dass sie das auch jetzt noch ab und an tat.
    “Das stimmt nicht, Mona.”
    “Woher willst du das wissen? Weißt du alles über mich?”
    “Ich weiß, dass ich dich mag. Mir ist es gleich, ob ihr zu Hause Pferde oder tolle Autos hattet, bevor du hierher kamst.”
    “So etwas sagst du immer.”
    “Ja, das sagst du immer”, bestätigte Egan lächelnd. “Und es klingt gut.”
    Egan war für die Mädchen zu einer Art Held geworden, seit er vor drei Monaten zum ersten Mal in das Heim gekommen war und verkündet hatte, er und seine Brüder würden die Renovierungsarbeiten in dem alten Haus übernehmen.
    Es hatte andere Männer im Leben der Mädchen gegeben, Lehrer, Berater, gelegentlich ein Familienmitglied. Aber keiner war wie Egan gewesen. Niemand hatte seine sorglose Art, sein verschmitztes Lächeln, seine Begabung, Streit zu vermeiden und Komplimente zu verteilen. Wenn Egan sprach, hörte ihm auch die widerborstigste Bewohnerin dieses Hauses zu.
    Manchmal allerdings taten sie so, als hielten sie nichts von seinen Reden. “Das brauche ich mir nicht anzuhören”, sagte Mona. “Ich hole mir einen Kakao.”
    Chloe streichelte Monas Schulter. “Ja, tu das. Nimmst du Roxanne mit?”
    “Nein!”
    “Bitte.”
    “Immer verlangst du etwas von mir.”
    “Weil ich weiß, dass du es tun kannst.”
    “Komm mit, Roxanne.” Mona ging zu dem Mädchen, das immer noch auf dem Fußboden saß. “Holen wir uns Kakao.”
    “Kakao?”
    “Ja.”
    Roxanne stand auf und folgte Mona aus dem Wohnzimmer. Bunny hängte noch drei Schokoladenfiguren an den Baum, dann hörte sie auf. Es strengte sie zu sehr an, dauernd die richtige Entscheidung zu treffen. Jenny, die die untersten Zweige geschmückt hatte, folgte ihr bald darauf, und Egan und Chloe waren allein.
    “Sag: ‘Ich freue mich, dass du den Baum geschlagen und hierher gebracht hast.’” Egan lächelte Chloe an.
    “Du musst damit aufhören, den Kindern Geschenke zu machen, Egan. Sie fangen an, sie zu erwarten. Aber keines der Kinder ist in der Situation, Geschenke erwarten zu können.”
    Egan legte Chloe die Hände auf die Schultern. “Und was ist mit der Frau, die hier lebt? Ist es erlaubt, ihr etwas zu geben?”
    “Sie erwartet ebenfalls nichts, und sie wünscht sich auch nichts.”
    Egan sah Chloe forschend an. Er ahnte, was sich hinter ihrer ablehnenden Haltung verbarg. “Chloe.” Er sprach ihren Namen in einer Weise aus, dass es wie eine Liebkosung wirkte. “Glaubst du nicht an Weihnachten?”
    “Oh doch. Weihnachten ist der Tag, an dem die Angehörigen einer bestimmten Religion versuchen, ihren Zwist zu vergessen. Wenn alle anderen Tage des Jahres dieselbe Bedeutung annehmen würden, wäre ich ein glühender Anhänger von Weihnachten.”
    “Dann glaubst du nicht an den Weihnachtsmann, an Wunder?”
    Chloe erwiderte nichts. Schließlich ließ Egan die Hände sinken. “Nun, trotzdem: Fröhliche Weihnachten.” Er lächelte.
    “Weihnachten ist erst in vier Wochen.”
    “Umso besser. Noch vier Wochen, um sich die Spannung zu erhalten.”
    Chloe drehte sich zu dem Baum um. “Sag bloß nicht, dass du die Kerzen auch aus einem Wäldchen auf der Farm deiner Eltern hast. Und den Kranz, und die Glocken an der Haustür.”
    “Haben die Mädchen Weihnachten nicht verdient, Chloe, unabhängig von deiner Einstellung?”
    “Natürlich. Sie verdienen alles, was andere Kinder als selbstverständlich ansehen. Aber diese Kinder werden keine Weihnachten haben, wenn sie von hier fortgehen, und sie können auch nicht mit einer Collegeausbildung oder einem interessanten Beruf rechnen. Sie müssen lernen, dass sie nur bekommen können, wofür sie hart arbeiten.”
    “Kein Weihnachtsmann?” Egan streichelte ihre Schulter.
    Chloe versuchte, die Berührung nicht zu beachten. “Niemand wird diesen Kindern jemals etwas geben, Egan. Ich versuche, sie zu lehren, dass das nichts ausmacht. Sie können selbst dafür sorgen, dass gute Dinge geschehen.”
    “So wie du es getan hast.”
    Chloe versteifte sich bei dieser Anspielung auf ihre Vergangenheit für einen Moment. Egan ließ sich nicht anmerken, dass er das spürte. Er streichelte sie weiter.
    “Etwas in dieser Art”, sagte sie schließlich.
    “Du sprichst mit einem Mann, dem ein Weihnachtsmannkostüm gehört.”
    “Lass es in der Mottenkiste, wenn du hierher kommst.”
    Egan nahm Chloe zärtlich an den
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