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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Autoren: Marion Lennox
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ist.“
    Ramón verstand sich selbst nicht mehr. Was hatte ihn nur dazu getrieben, einer Frau anzubieten, mit ihm zu segeln. Einer Frau, die so aussah, als könnte sie klammern.
    Zweifellos hatte sie recht. Er brauchte Hilfskräfte. Allerdings hatte er von den Teenagern allmählich genug. Die Marquita war jedoch zu groß, um allein mit ihr klarzukommen. Zumindest bei stürmischer See.
    Zudem war die Fahrt rund ums Kap Hoorn lang und anspruchsvoll. Er würde gerade rechtzeitig in Europa zurück sein, bevor er wieder nach Bangladesch aufbrechen musste. Der Törn stellte eine Herausforderung dar, auf die er sich freute. Aber er konnte gut auf die Schwierigkeiten verzichten, die sich zuweilen mit den jungen Hilfskräften ergaben.
    Jenny wirkte so anders als die Rucksacktouristen, die er für gewöhnlich anheuerte. Sie schien warmherzig und schlicht zu sein und eine gewisse Reife zu besitzen. Auch machte sie den Eindruck, als hätte sie Humor. Und sie konnte kochen.
    Außer einer ziemlich pampigen Paella konnte er nur Steaks zubereiten. Die Teenager waren oft nicht einmal dazu in der Lage. Jennys Muffins hingegen waren köstlich gewesen, und sie hatte mit dem Mehl am Ohr so nett ausgesehen.
    Kurzerhand hatte er alle Bedenken in den Wind geschlagen und ihr den Job angeboten. Als er dann miterlebt hatte, wie ihr Boss mit ihr umsprang, hatte er sich obendrein bereit erklärt, ihre Schulden zu begleichen. Es war nicht unbedingt vernünftig gewesen. Sie hatte ihn betrachtet, als würde sie ihn verdächtigen, sie für seinen Harem kaufen zu wollen. Was er ihr nicht verübelte.
    Es ist schon gut, dass sie abgelehnt hat, dachte er und fand, dass es Zeit fürs Abendessen war. Ob er in ein Restaurant im Hafen ging? Nein, eigentlich war ihm nicht danach. Seit der Begegnung mit Jenny fühlte er sich seltsam lustlos. Ihm war, als hätte er etwas entdeckt, das er gern hätte, aber nicht bekommen konnte.
    Wieso beschäftigt dich diese Frau überhaupt, fragte er sich, während er den Kühlschrank öffnete. Er holte ein Steak heraus und stutzte dann. Hatte er nicht jemanden Hallo rufen hören?
    Er schlenderte an Deck und sah Jenny auf dem Landesteg stehen. Ihr Erscheinungsbild war fast das gleiche wie vorhin. Sie trug denselben Mantel und verwaschene Jeans, hatte aber kein Mehl mehr in den feucht schimmernden Haaren. Und sie wirkte nervös.
    â€žJenny.“ Er konnte die Freude nicht verbergen – und wollte es auch nicht.
    â€žIch … ich mache gerade einen Spaziergang.“
    â€žPrima.“
    â€žCharlie ist wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden.“
    â€žSo?“
    â€žDas hat wohl nichts mit Ihnen zu tun, oder?“
    â€žMit mir?“ Ramón klang wie die Unschuld in Person. „Möchten Sie an Bord kommen?“
    â€žIch … ja.“ Schon eilte sie an Deck, als hätte sie Angst, er könnte die Einladung zurückziehen. Und plötzlich schien sie nicht mehr im Mindesten nervös, sondern blickte sich ehrfürchtig um. „Wow!“
    Dem konnte er sich nur anschließen. Die Marquita war ein majestätischer Holzschoner, den Bootsbauer, die ihr Handwerk noch liebten und verstanden, vor sechzig Jahren gebaut hatten. Der Rumpf und die Kajüten waren weiß gestrichen, die Planken an Deck jedoch eingeölt. Sie schimmerten in warmem Honiggelb. Die Messingbeschläge glänzten in der Abendsonne, und die Eichenmasten schwangen leicht hin und her in der hereinkommenden Flut.
    Die Marquita war fünfzehn Meter lang und zweifellos der Inbegriff von Komfort und Luxus. Ramón hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt und betrachtete jetzt aufmerksam den Ausdruck in Jennys fein geschnittenem Gesicht. Offenbar erging es ihr genauso.
    â€žWas für eine herrlich restaurierte Jacht. Sie ist ein echtes Juwel.“
    Wenn das keine neue Erfahrung war! Fast jeder, der die Marquita sah, wandte sich anschließend an ihn und sagte: „Sie muss ein Vermögen gekostet haben.“ Nicht so Jenny. Sie konzentrierte sich einzig auf die Schönheit.
    Mit leuchtenden Augen schaute sie sich auf Deck um und nahm jedes Detail in sich auf. Sie ist ausgesprochen hübsch, schoss es Ramón plötzlich durch den Kopf, während er sie beobachtete.
    Sie hatte, wie er, leicht gebräunte Haut und war klein und schlank. Ihre dunklen Locken schimmerten seidig. Auch hatte sie einen sehr wachen Blick und schien
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