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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Autoren: Marion Lennox
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marschierte weiter. Sie bog um die nächste Ecke und schlenderte schließlich die Straße entlang, in der Charlie wohnte.
    Ein Polizeiauto parkte vor seinem Haus. Momente später sah sie ihren Boss, der sich offenbar einem Alkoholtest unterziehen musste. Große Güte, er würde weit über der Promillegrenze liegen und seinen Führerschein verlieren.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass sie vorhin vage wahrgenommen hatte, wie Ramón kurz telefonierte. Hatte er etwa … Ja, es konnte nicht anders sein. Und Charlie würde es erraten. Er wird es mir nie verzeihen, dachte sie und verschwand schnell außer Sichtweite.
    Ihr Puls raste, als sie endlich die Treppe zu ihrem kleinen Apartment hinaufeilte. Sie öffnete die Tür, schlug sie hinter sich zu und lehnte sich schwer atmend von innen dagegen. Was hatte Ramón getan? Charlie würde sie gründlich dafür büßen lassen.
    Aber Ramón hat dir auch einen Job angeboten, schoss es ihr durch den Kopf, während sie den Mantel an die Garderobe hängte. Sie ging ins Bad, um sich wie jeden Abend Wasser in die Wanne einlaufen zu lassen. Er war bereit, ihre Schulden zu begleichen, sie von Charlie zu befreien …
    Fang bloß nicht an, über das verrückte Angebot nachzudenken, ermahnte sie sich. Wenn er ihr so viel zahlen wollte, erwartete er vermutlich nicht bloß, dass sie an Deck half und das Essen kochte.
    Doch ein so attraktiver Mann wie er hatte es nicht nötig, eine Frau mit Geld zu locken. Es gab jede Menge hübsche junge Rucksacktouristinnen, die bestimmt gern bei ihm anheuern würden. Warum wollte er ausgerechnet sie?
    Steht er vielleicht auf reifere Frauen, überlegte sie und hätte fast gelacht, als sie sich im Spiegel erblickte. Von begehrenswert konnte nicht die Rede sein. Sie hatte Mehl in den Haaren, und man sah ihr an, dass sie den Tag in einer dampfigen Küche verbracht hatte. Außerdem trug sie kein Make-up, und ihre Nase glänzte wie Speck. Unter den Augen waren dunkle Ränder. Sie hatte zwar genug Zeit zum Schlafen, wälzte sich aber nachts oft im Bett hin und her. Die von ihrem Arzt verschriebenen Pillen hatte sie abgesetzt. Sie bemühte sich verzweifelt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorne zu schauen.
    â€žWäre das nicht jetzt die Gelegenheit, etwas zu verändern?“, fragte sie leise ihr Spiegelbild. „Die Zusammenarbeit mit Charlie wird unerträglich werden, und Ramón ist ein umwerfender Typ und scheint wirklich nett zu sein. Er segelt ein tolles Boot, und ich wäre wieder auf See.“
    Ihr Herz und ihr Verstand stritten weiter miteinander, während sie sich auszog und schließlich in der Wanne lag. Sollte es auf der Marquita nicht klappen, könnte sie die Jacht in Neuseeland verlassen. Natürlich würde Ramón dann sein Geld zurückverlangen. Sie würde in seiner Schuld stehen anstatt in Charlies. Allerdings wäre Cathys Apartment nicht mehr gefährdet. Die Schulden wären ganz allein ihre Sache.
    Ja, das klang sogar vernünftig. Ein erregender Schauer überlief sie, als sie den Kopf zurücklegte, die Augen schloss und so tief ins warme Wasser eintauchte wie möglich. Mit Ramón auf große Fahrt zu gehen …
    Jenny riss die Augen auf. Sie war schon einmal sehr dumm gewesen. Ein charmanter Skipper, und dann war Matty gekommen. Das musste sich nicht wiederholen. Sie konnte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, bevor sie zu dem Törn aufbrach.
    Bevor sie zu dem Törn aufbrach? Ruckartig setzte sie sich auf. Sie dachte doch tatsächlich darüber nach, Seaport den Rücken zuzuwenden und mit Ramón davonzusegeln.
    â€žDu hast ihm vorhin erzählt, wo er nach Hilfskräften suchen soll“, sagte sie laut. „Er wird inzwischen jemand anderen gefunden haben.“
    Nein!
    â€žSteig aus der Wanne, zieh dich an, und mach dich auf zum Hafen. Sofort, bevor du es dir anders überlegst … Du bist verrückt … Was kann Schlimmeres passieren, als hier festzustecken?“
    Schon stand sie auf, nahm ein Handtuch und trocknete sich ab. Ihr war, als wäre endlich wieder etwas von dem Elan zurückgekehrt, der ihr in den letzten zwei Jahren gefehlt hatte. Sie hatte sich praktisch zu allem und jedem zwingen müssen.
    â€žGeh auf die Marquita, und erklär ihm, dass du mitfahren möchtest“, forderte sie ihr Spiegelbild auf. „Selbst wenn es der größte Irrsinn
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