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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten
Autoren: Nina Harrington
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auch gehörte. Aalglatt und stahlhart, ein Mann, der an sich glaubte und gewohnt war, Verantwortung zu übernehmen, wahrscheinlich ein echter Industriekapitän.
    Sara schnaubte leise bei der Erinnerung an all die Männer, mit denen sie früher hin und wieder ausgegangen war, die wie Klone dieses Prototyps aussahen. Sie kannte sie alle, war sie leid und immer wieder enttäuscht worden von den Typen, die in ihr nur die Tochter von Lady Fenchurch sahen und sich im Grunde für sie als Person nicht interessierten.
    Zum Landadel zu gehören hatte eben auch seine Nachteile. Zumal sie nicht einmal einen eigenen Adelstitel hatte.
    Caspar stürzte sich auf den Fremden, begrüßte ihn überschwänglich und schob ihn dann in Richtung Bar. Als er sich umdrehte, erhaschte sie einen kurzen Blick auf Graf Draculas Gesicht, in dem sie sich für den Bruchteil einer Sekunde wiedererkannte. Auch er kam sich hier sehr alleine, lächerlich und fehl am Platze vor. Als hätte ihn jemand gegen seinen Willen hergeschleppt und mit diesem Kostüm verkleidet.
    Leo sah sich erst um und starrte dann mit Schrecken auf den dampfenden Drink, den ihm Caspar eben vor die Nase gestellt hatte. „Du bist dir hoffentlich bewusst, dass niemand außer dir es schaffen würde, mich in einem so lächerlichen Aufzug auf eine Geburtstagsfeier zu locken? Ich mache das Helen zuliebe. Nur dass das klar ist.“
    „Wozu hat man Freunde?“ Caspar schwenkte seinen Kaplinski-Cocktail großspurig in der Hand. „Mach dich locker. Und übrigens: Nein, ich habe absolut nichts damit zu tun, dass Helen dir ein Blind Date mit ihrer Schulfreundin aufs Auge gedrückt hat. Sorry, Kumpel, sie allein hat es eingefädelt. Sieh es als Geste der Dankbarkeit, dass wir dein Hotel für die Feier nutzen dürfen.“
    Leo tippte sich an die Stirn und hob sein Glas, um mit Caspar anzustoßen. „Es ist mir ein Vergnügen. Das Hotel gehört zwar nicht mir, aber es bleibt in der Familie. Gern geschehen. Helen sieht reizend aus in ihrem Kostüm.“
    „Sie sieht immer reizend aus.“ Er klopfte Leo auf den Rücken, der deshalb fast seinen Drink verschüttete. „Am besten du fängst beim Buffet an, während ich meine zukünftige Frau suche. Sie hat noch eine Überraschung im Ärmel, und ich möchte gern vorbereitet sein. Bin gleich wieder zurück.“
    Der Gangster schob sich durch die Menge, und seine Schultern schwankten theatralisch mit bei jedem Schritt.
    Skeptisch betrachtete Leo den Cocktail, bevor er vorsichtig einen Schluck nahm und sofort würgte. Er griff nach dem nächstbesten Glas Wasser, um nachzuspülen. Der Kellner sah ihn grinsend an. Was brachte einen ansonsten völlig normal funktionierenden Anwalt wie Caspar bloß dazu, ein solch widerliches Zeug zu trinken? Lieber wollte er nüchtern bleiben und sich über die Canapés hermachen.
    Dann blieb sein Blick an einer bemerkenswerten Szene hängen. Eine sehr elegante Frau sprach angeregt mit einer Bedienung, die gerade leere Teller und Platten abtrug. Und zwar ganz freundlich, mit viel Gelächter und überhaupt nicht überheblich. Sie war äußerst attraktiv, und ihre Füße wippten mit im Takt der Musik.
    Ein ironisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Als er seine Lehrjahre als Kellner und Handlanger im Hotel seiner Tante absolvierte, hatte er es meistens mit furchtbar arroganten, unhöflichen Gästen zu tun. Damals war er zwar froh über den Job, aber er konnte sich nie daran gewöhnen, übergangen oder angeschnauzt zu werden.
    Freundliche Gäste, die Hotelangestellte wie Menschen behandelten, waren die Ausnahme. Wie diese schlanke Brünette dort am Buffet mit den kurzen Haaren. Sie sah wirklich gut aus in ihrem kurzen Schwarzen mit den langen Satinhandschuhen und der Perlenkette, die nicht fehlen durfte. Extravagant, cool und irgendwie unbefangen. Ja, das war es. Sie wirkte, als sei sie mit sich im Reinen. Nicht der geleckte, zurechtgemachte Typ Frau, sondern auf natürliche Art hübsch und ganz entspannt.
    Die langen, schlanken Beine waren nur ein zusätzlicher Bonus. Das war garantiert kein Mädchen vom Lande, sondern eine elegante, stilbewusste Großstadtlady, die es, wie ihn, aus unbekannten Gründen in dieses gottverlassene Nest verschlagen hatte.
    Wahrscheinlich war sie die Einzige, mit der man auf dieser Party ein anständiges Gespräch führen konnte.

2. KAPITEL
    Am opulenten Buffet schaufelte Sara eine Delikatesse nach der anderen auf ihren Teller. Das Hotel hatte eine ausgezeichnete Küche, und nach drei
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