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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten
Autoren: Nina Harrington
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kann.“
    Helen war als Dorothy aus dem Zauberer von Oz verkleidet und sah reizend aus, angefangen beim altmodischen Kleiderrock über ihre roten Glitzerschuhe bis hin zum Körbchen mit dem Stoffhund, der nicht fehlen durfte.
    „Na prima, Dotty. Kichernd beugte sich Sara zu ihr hinab, um ihr, ohne die aufgemalten Bäckchen zu verschmieren, einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich musste meinen alten Kater noch zur Mäusejagd animieren. In den Gewächshäusern wimmelt es nur so davon, doch er war nicht aus seinem Katzenkorb zu bewegen.“
    Sie zeigte auf die Kratzspuren am Unterarm. „Hat mich viel Make-up gekostet, um das zu vertuschen. Zum Glück hab ich die langen Handschuhe.“
    Helen wedelte mit einer Hand in der Luft. „Ach, vergiss die blöde Katze und konzentriere dich ganz auf die Party. Unser Tisch muss siegen, also streng dich bitte besonders an.“ Sie stippte sich ungelenk mit dem Zeigefinger an die leicht gerötete Nase, und Sara fragte sich, wie viele Gläser Schampus sie wohl schon intus hatte.
    Ein großer, breitschultriger Mann im Nadelstreifenanzug und schwarz-weißen Halbschuhen, mit Filzhut und Augenmaske kam auf sie zu. Er tippte an seine Krempe, griff nach Helens Hand, verbeugte sich hüftsteif und küsste sie auf die Handfläche. „Na, Puppe, wie wär’s denn mit uns zwei?“ Er versuchte, einen amerikanischen Gangsterjargon zu imitieren. „Darfst dein olles Schoßhündchen auch mitnehmen.“
    „Hallo Caspar, du siehst wirklich elegant aus.“
    Enttäuscht schob er die Maske hoch.
    „Was hat mich verraten? Na sag schon, Sara?“
    Sie deutete auf sein Handgelenk. „Ich glaube, solche Designeruhren waren den Herren des organisierten Verbrechens ziemlich unbekannt.“
    Er knurrte leise. „Geschieht mir recht. Warum nehme ich auch von jeder Schmuckdesignerin, die ich heiraten will, Geschenke an?“ Helen und er strahlten sich an.
    „Aber du siehst auch umwerfend aus.“
    „Helen bestand auf meine Anwesenheit. Sie meint, es ist die letzte Gelegenheit, noch einmal Spaß zu haben, bevor sie sich endgültig vom jungen und freien Teil der Menschheit verabschiedet und sich dir für immer an den Hals wirft.“
    Caspar schielte bereits hinüber zur Bar und nickte den Weinkellner mit den Champagnergläsern heran.
    „Ich betrachte es als süße Pflicht, meiner zukünftigen Frau bei der Verwirklichung ihrer Ziele nicht im Weg zu stehen. Bin gleich wieder da mit frischen Drinks. Macht euch auf den berüchtigten Kaplinski-Cocktail gefasst.“ Dann schlappte er gangstermäßig mit wiegendem Gang und dramatischen Schulterbewegungen über den glatt polierten Holzfußboden in Richtung Bar.
    Sara seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Dieser Mann ist fast zu gut für dich. Wie geht es dem Geburtstagskind?“
    Ein wenig unsanft klopfte Helen ihr auf die Schulter. „ Fan t as - tisch . Ich werde mal eben nach dem Buffet sehen, und schauen, wo dein Blind Date abgeblieben ist. Du rührst dich nicht vom Fleck.“
    „Du wirst mich doch nicht hier alleine stehen lassen?“, fragte Sara mit leiser Verzweiflung in der Stimme.
    „Natürlich nicht, du musst dich nur ein bisschen unters Volk mischen, dann bist du nicht allein“, erwiderte sie. „Also nur zu, bin in fünf Minuten wieder zurück.“
    Sara schüttelte lächelnd den Kopf, während sie Helen hinterhersah, die sofort von einem schwertbewehrten Piraten in ein Gespräch verwickelt wurde.
    Dann stand sie auf, schulterte ihre Abendtasche und nahm sich eisgekühlten Champagner von einem Silbertablett, das ein Kellner herumreichte. Er zwinkerte ihr zu. Sie zwinkerte zurück. Es war der Postbeamte des Dorfs, und am Buffet sah sie auch schon dessen Frau mit Platten hantieren. Beide besserten ihr Einkommen auf, indem sie bei besonderen Anlässen im Hotel aushalfen.
    Sara war froh, bekannte Menschen zu sehen, mit ihnen konnte sie sich später ein wenig unterhalten.
    In dem Augenblick betrat ein großer, schlanker, dunkelhaariger Mann in einem eleganten schwarzen Anzug und einem auffälligen Cape mit rotem Innenfutter, das gut zu Graf Dracula passte, den Saal. Manieriert und etwas steif schritt er durch den Raum, als gehöre er ihm. Er wirkte gebieterisch und unnahbar und sah so unverschämt gut aus, dass Sara fast die Kinnlade herunterfiel. Die Genfee hatte diesen Burschen sehr gern gehabt und verwöhnt.
    Er wirkte wie ein Prototyp der modernen, urbanen, internationalen Führungselite, zu der er zweifellos
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