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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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meiner Mutter kollidierte? Und was hatte es uns geholfen? Sie hatten sie trotzdem geholt. Und ermordet.
    »Sicher« , wiederholte Wallace. »Das ist das, was Scarboro gesagt hat, als er Präsident wurde.« Als er meinen Kummer wahrnahm, sagte er: »Mach dir keine Gedanken, mehr als das halbe Land hat ihm geglaubt. Das tun die Menschen eben, wenn sie einen Krieg hinter sich haben.«
    Eine Erinnerung an eine andere Zeit regte sich in mir. Meine Mutter, wie sie vor dem Fernseher erschrak, als der Mann im Bild Sicherheit durch Einheit versprach. Freiheit durch Konformität. Und dass traditionelle familiäre Werte und ein stromlinienförmiger Glaube unserem Land seine Größe zurückgeben würden.
    Ich rieb mir die Stirn mit den Handballen und fühlte mich wie so oft im letzten Monat: zu voll mit etwas, zu leer, es beim Namen zu nennen. Irgendein winziger Teil meiner selbst, der glaubte, ich würde immer noch in dieselbe Welt gehören, in der ich aufgewachsen war, die Welt mit Beth und der Schule und einem Zuhause, war seiner Grundlage beraubt worden. Ich konnte nie wieder zurück.
    »Was mache ich jetzt?«, fragte ich kleinlaut und drehte an dem goldenen Ring – dem falschen Ehering, den Chase für mich gestohlen hatte – an meinem Ringfinger. Ich musste ihn nicht tragen, wenn ich so oder so nicht hinausging, aber ich tat es trotzdem.
    Wallace seufzte. »Du findest heraus, was wirklich wichtig ist. Und du setzt dich dafür ein.«

KA PI T E L
    2
    Spät am Nachmittag kehrte das Außenteam ins Wayland Inn zurück. Aus dem Fenster im hinteren Treppenhaus beobachtete ich, wie drei Männer, die gestern in zerlumpter Straßenkleidung fortgegangen waren, aus der Kabine eines Lieferwagens von Horizons kletterten, gekleidet in braungraue, einteilige Uniformen mit einem Horizons-Logo, das sich quer über ihre Schultern zog, und sofort anfingen, Kisten von der Ladefläche abzuladen. Der Motor lief die ganze Zeit weiter, und sie fuhren wieder ab, kaum dass sie mit dem Entladen fertig waren.
    Cara, die sich bei den Kisten im Laderaum versteckt hatte, tauchte als Erste wieder im dritten Stock auf. Sie hatte nichts bei sich, trug aber ein zufriedenes Grinsen im Gesicht und löste den Zopf aus ihrem schwarz gefärbten Haar. Ich wusste, dass sie es in der Stadt stets geflochten trug, um einen konservativeren Eindruck zu vermitteln, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass das funktionierte; niemand konnte von Cara behaupten, sie würde schlicht aussehen, nicht einmal in Jeans und einem Männerpullover. Und ich musste nicht erst den ständigen Bemerkungen von dreißig Kerlen lauschen, um das zu merken.
    Sie grüßte nicht, obwohl sie mich eindeutig hatte winken sehen. Stattdessen würdigte sie meine Gegenwart mit nicht mehr als einer hochgezogenen Braue, ehe sie in einem Zimmer verschwand, während ich, die Hand immer noch unbeholfen zum Gruß erhoben, auf dem Gang zurückblieb.
    Inzwischen waren auch einige der anderen aufgetaucht und unterwegs zum Treppenhaus, um beim Reinbringen der Kisten zu helfen. Ich näherte mich dem Kontrollraum, wo mir ein Stapel der schon vertrauten Handfunkgeräte und die Batterien, die sich auf dem Tisch verteilten, ins Auge sprangen. An der hinteren Wand befanden sich Billys Patchworkcomputer und eine schwarze Empfängerplatine aus einem Müllhaufen, der außerhalb der Basis auf seine Verbrennung gewartet hatte. Cara und Wallace standen daneben und sprachen leise miteinander.
    Als ihr kühler Blick den meinen traf, fielen mir wieder unsere ersten Augenblicke im Hauptquartier der hiesigen Widerstandstruppe ein, als sie mich und Chase auf Anhieb erkannt und sogar unsere Namen parat gehabt hatte. Ich wusste, das lag daran, dass sie die illegal empfangenen MM -Funksendungen geradezu andächtig verfolgte – zu jenem Zeitpunkt war die MM bereits seit einigen Tagen hinter uns her gewesen  – , aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie und vielleicht auch Wallace irgendwie auf uns gewartet hatten.
    Ich hastete zum Vorratsraum, um eine Liste der neuen Bestände anzulegen.
    Sechzehn Kisten Dosennahrung. Zwei Kisten mit Flüssigseife. Waschlappen. Saubere Handtücher. Kartons mit Wasserflaschen. Alles in allem war das ein Hauptgewinn. Natürlich würde Wallace sich die Bestandsliste ansehen und entscheiden, was wir für die darbende Bevölkerung abzweigen sollten, aber für den Augenblick herrschte Feierstimmung.
    Ich arbeitete allein, fand Trost in den Geräuschen der anderen, die im Korridor
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