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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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mir auf Augenhöhe zu sein. »Wir müssen nicht hierbleiben. Wir können den nächsten Wagen zu dem sicheren Haus nehmen und all das hinter uns lassen.« Hoffnung erfüllte seine Stimme.
    »Noch nicht. Das weißt du.« Erst mussten wir Rebecca finden; hätte ich sie und Sean nicht erpresst, mir zur Flucht zu verhelfen, dann wären sie immer noch zusammen, und sie wäre nicht verletzt worden. Ich konnte immer noch hören, wie der Gummiknüppel auf ihren Rücken klatschte, ehe die Soldaten sie fortgeschleift hatten.
    »Na los, haut ab, ich komme später nach.« Ich räusperte mich. Meine Mauern zeigten Risse. Chase seufzte, folgte Sean aber auf dessen Wink hin zur Frühstücksausgabe.
    Ehe die Verzweiflung mich übermannen konnte, flüchtete ich durch den Korridor zum Lagerraum. Es machte nichts aus, wenn ich die Mahlzeiten ausfallen ließ; die Leere in meinem Inneren hatte nichts mit Hunger zu tun. Erst, als Stille im Korridor einkehrte, fiel mir wieder ein, dass Wallace Chase den Auftrag gegeben hatte, das leere Bürogebäude nebenan zu kontrollieren, und dass er das Wayland Inn ohne mich verlassen würde. Selbst wenn er sich fern der Hauptstraßen aufhielt, machte mich der Gedanke, dass er allein dort draußen war, krank.
    Der Vormittag war halb vorbei, da hatte ich bereits Kisten mit gebrauchter Kleidung und Stiefeln umgeräumt, um Platz für die neue Lieferung zu schaffen. Das Toilettenpapier hatte ich zu hohen Säulen gestapelt und die Munition in vier großen Kartons gesammelt. Die kleinen silbernen Patronen, die, wie ich gelernt hatte, zu unseren gestohlenen Neun-Millimeter-Waffen gehörten, wurden knapp, und ich nahm mir vor, Wallace später daran zu erinnern.
    Die Uniformkisten blieben unberührt an der rückwärtigen Wand.
    »Du hast die Dosen alphabetisch sortiert.«
    Ich machte einen Satz rückwärts, als Billy in der Tür auftauchte und die Augenbrauen unter dem zottigen Haar hochzog, in der Hand eine Flasche Horizons-Bleiche und einen halb zerfetzten Schwamm. Ich zeigte ihm das Metallregal, in dem ich die Putzmittel verstaut hatte. Er hatte vor Kurzem die alte Jeans, die er aufgetragen hatte, gegen eine getauscht, die zu groß war, und ich wandte mich hastig ab, als sein Hosenbund unter die Hüfte rutschte.
    Als ich wieder hinsah, versuchte er gerade, die Hose an der passenden Stelle festzukleben.
    »Hör auf«, sagte ich, unfähig, das Lachen zu unterdrücken. »Da ist ein Gürtel. Da drüben. Bei den Uniformen.«
    »Hast du die Klamotten auch alphabetisch sortiert?«
    Ich grinste. »Lass mir etwas Zeit.« Als er sich einen Weg über die Kisten bahnte und dabei mit einer Hand seine Hose festhielt, wurde ich wieder ernst.
    »Äh, Billy?« Ich blieb einige Schritte hinter ihm. »Ich habe gehört, hier soll es Ratten geben.« Ich war ziemlich sicher, dass Riggins einfach nur ein Idiot war, aber es konnte nicht schaden, herauszufinden, ob er gelogen hatte.
    »Ja, gibt es«, antwortete Billy. »Warum? Hat dich eine gebissen?«
    Ich krümmte mich. »Nein. Ich … ich dachte nur, ich hätte eine gesehen, das ist alles«, log ich.
    »Oh, warte mal.« Er verschwand mit einem breiten Lächeln zur Tür hinaus. Im Korridor war es still. Die Nachtschicht schlief, und die meisten anderen waren unterwegs, um ihre jeweiligen Aufgaben zu erfüllen.
    Wenige Minuten später kam er mit Gypsy auf dem Arm zurück, einer räudigen Streunerkatze, die er letzte Woche aus dem Treppenhaus geholt hatte. Sie war überwiegend schwarz und hatte etliche kahle Stellen am Hinterteil, sah aber nicht mehr so ausgehungert aus.
    »Sie lässt sich von dir auf den Arm nehmen.« Tagelang hatte sie nur gefaucht und gekratzt, und nun begann sie wie aufs Stichwort, wütend zu maunzen, bis Billy sie auf dem Boden absetzte.
    »Ratten, Gypsy«, lockte Billy. »Leckere Ratten.«
    Gypsy sah selbst nicht viel anders aus als eine Ratte, und als sie sich an meinen Unterschenkel schmiegte, fiel es mir schwer, nicht zurückzuzucken.
    »Sie mag dich«, stellte Billy fest.
    Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
    Schritte ertönten im Gang, langsamer und schwerer als die von Billy, und ich hastete zur Tür in der Hoffnung, dass Chase und Sean ihren Kontrollgang im Nachbarhaus abgeschlossen hatten und wieder zurückkamen. Stattdessen hatte ich Wallace vor der Nase. Das Handfunkgerät steckte nun in seiner Vordertasche. Offenbar hatte er die Veränderung in meiner Mimik bemerkt, denn er legte den Kopf auf die Seite und sagte: »Du siehst nicht gerade
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