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Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Titel: Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)
Autoren: Jürgen Osterhammel , Emily S. Rosenberg , Akira Iriye
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stellten sich vor, der zunehmende Handel mit Pflanzen werde die Artenvielfalt durch Hybridisierung und Anpassung steigern, doch Pflanzensucher, die noch in so gut wie jede unerschlossene Region vordrangen, bestimmten exotische Arten nicht nur, sondern zerstörten sie auch. Überdies sorgte die rasante Ausbreitung von Plantagen dafür, dass an die Stelle der natürlichen Vielfalt profitable Monokulturen traten. Eisenbahnlinien, Häfen, Dämme und andere Bautätigkeiten veränderten Ökosysteme oftmals auf unvorhersehbare und gefährliche Weise. Die «Urbarmachung» von Land mit ihrem Diskurs von Steigerung und Effizienz konnte rücksichtslos gegen diejenigen vorgehen, die aktuell noch auf diesem Land lebten.[ 11 ] Die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen machte, ganz ähnlich wie der «clash of cultures», die neue Vernetztheit des Zeitalters zu einer verheißungsvollen und zugleich bedrohlichen Sache.
    Die einzelnen Kapitel
    Die folgenden Kapitel präsentieren die Welt, die in den Jahren 1870 bis 1945 Gestalt annahm, anhand von fünf Hauptthemenfeldern: dem Entwicklungsbogen der modernen Staatsbildung; der Globalität imperialer Zusammenhänge und des Antiimperialismus; den globalen und regionalen Wanderungsbewegungen von Menschen; der Ausweitung, Verdichtung und Beweglichkeit von Warenketten; den Strömungen sozialer und kultureller Bindung und Verflechtung. Im Rahmen dieser Themen beleuchten die Kapitel die Wechselbeziehungen zwischen Veränderungs- und Stabilisierungsimpulsen und rücken die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Vordergrund, die in diesem Zeitraum entstanden. Keines der Kapitel nimmt für sich in Anspruch, die verschiedenen Regionen und Völker der Welt vollständig «abzudecken»; sie wollen eher historische Prozesse deutlich machen und nicht global umfassend sein. Eine kurze Vorschau auf die einzelnen Kapitel kann zeigen, welchen Beitrag sie jeweils für eine Weltgeschichte dieses Zeitraums leisten.
    Charles S. Maier gibt den Rahmen für das Buch vor, indem er über den uns interessierenden Zeitraum hinausgreift und in einen breit angelegten Kontext stellt, was er als den Aufstieg des «Leviathan 2.0» bezeichnet – die «moderne Staatlichkeit», die zwischen der Mitte des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts entstand. Er wirft zunächst einen Blick zurück auf die Instabilitäten des vorangegangenen Jahrhunderts – auf den Zusammenstoß, zu dem es kam, als dynamische Märkte, imperiale Expansion, liberale Ideen und republikanische Diskurse über «Rechte» Rückschläge erlitten, die von bedrohten traditionellen Eliten, marginalisierten Sektoren, religiösen Bürokratien und Erneuerungsbewegungen, Utopisten und anderen ausgingen, die sich den Globalisierungsimpulsen widersetzten. In einem Überblick über ein Jahrhundert politischer Entwicklungen überall auf der Welt erläutert er, inwiefern dieser turbulente Zerfall einer alten Ordnung den Hintergrund bildete, vor dem die moderne Staatlichkeit Gestalt annahm.
    In den «nationalen Einigungskriegen» zwischen 1845 und 1880 wurden Territorialstaaten auseinandergerissen und wieder zusammengefügt. Weltweit veränderten sich die politischen Zuständigkeitsbereiche sowie die soziale Herkunft und die Ziele des politischen Führungspersonals. In der westlichen Hemisphäre konstituierten sich die Vereinigten Staaten neu, die kanadische Föderation wurde neu organisiert, Mexiko wehrte sich erfolgreich gegen eine französische Invasion und konsolidierte sich anschließend, Argentinien widersetzte sich der Diktatur. In Europa waren die Oberhäupter in Italien, Deutschland, Österreich-Ungarn, Spanien, im Osmanischen und im Russischen Reich allesamt darum bemüht, moderne Staaten zusammenzustückeln. In Ostasien versuchten japanische und chinesische Beamte, die Gefahr von ausländischen Angriffen durch Maßnahmen des state building zu verringern. In vielen Regionen gaben neue Modernisierungs- und Rationalisierungsprogramme das Zeichen zum «letzten Gefecht» für die politische Autonomie der indigenen Bevölkerung. Maier fragt, warum die Geschichte in diesem Moment global wird. Der Prozess der Staatsbildung, so zeigt er, war «ansteckend», denn die Staaten wurden nicht nur in einem kompetitiven globalen Universum umgestaltet, sondern auch als Reaktion auf bestimmte interne Kräftespiele, bei denen alle, selbst die in der Gesellschaft ganz unten Stehenden, die «winds of change» zu spüren bekamen.
    Die Obrigkeit dieser neuen und
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