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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution
Autoren: Leo Trotzki
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jeder Kompanie - Lastautomobile mit "Maxims". Hinter dem Maschinengewehrregiment - Arbeiter; als Nachhut, die Demonstration deckend, Teile des Moskauer Regiments. Über jeder Abteilung ein Banner: "Alle Macht den Sowjets." Der Trauerzug im März oder die Maidemonstration waren wahrscheinlich massenreicher. Doch der Julizug ist wuchtiger, gefahrdrohender und - einheitlicher in der Zusammensetzung. "Unter roten Fahnen schreiten nur Arbeiter und Soldaten", schreibt einer der Teilnehmer. "Es fehlen die Kokarden der Beamten, die glänzenden Knöpfe der Studenten, die Hüte der "sympathisierenden Damen", all das gab es vor vier Monaten, im Februar, im heutigen Zuge ist nichts davon, heute gehen nur die schwarzen Sklaven des Kapitals." Durch die Straßen jagen, wie einst, in verschiedene Richtungen Automobile mit bewaffneten Arbeitern und Soldaten: Delegierte, Agitatoren, Kundschafter, Verbindungsmänner, Abteilungen, um Arbeiter und Regimenter herauszuholen. Die Flinten sind bei allen nach vorn gerichtet. Die stachligen Lastwagen riefen das Bild der Februartage in Erinnerung, elektrisierten die einen, terrorisierten die anderen. Der Kadett Nabokow schreibt: "Die gleichen wahnwitzigen, stumpfen, tierischen Gesichter, die wir noch aus den Februartagen in Erinnerung haben", das heißt aus den Tagen jener Revolution, die die Liberalen offiziell ruhmreich und unblutig genannt hatten. Gegen 9 Uhr bewegten sich bereits sieben Regimenter zum Taurischen Palais. Unterwegs schlossen sich Kolonnen aus Fabriken und neue Truppenteile an. Die Bewegung des Maschinengewehrregiments bewies gewaltige Ansteckungskraft. Die "Julitage" waren eingeleitet.
    Es begannen fliegende Meetings. Hier und dort hörte man Schüsse. Nach Schilderung des Arbeiters Korotkow "holte man auf dem Litejny-Prospekt aus einem Keller ein Maschinengewehr mit einem Offizier heraus, der an Ort und Stelle niedergemacht wurde". Die verschiedensten Gerüchte eilen der Demonstration voraus, Angst verbreitet sich von ihr strahlenförmig in alle Richtungen. Was melden die Telephone der aufgescheuchten Zentrumviertel nicht alles! Man erzählt, gegen 8 Uhr abends sei ein bewaffnetes Automobil zum Warschauer Bahnhof herangejagt auf der Suche nach dem gerade an diesem Tage zur Front abreisenden Kerenski, in der Absicht, ihn zu verhaften, doch das Automobil hätte den Zug verpaßt und die Verhaftung sei mißglückt. Diese Episode wurde später mehr als einmal angeführt, als Beweis für die Verschwörung. Wer eigentlich in dem Automobil gewesen war und wer dessen geheimnisvolle Absichten aufgedeckt hat, ist allerdings unbekannt geblieben. An jenem Abend fuhren Automobile mit bewaffneten Menschen in allen Vierteln herum, wahrscheinlich auch im Umkreis des Warschauer Bahnhofs. Kräftige Worte an die Adresse Kerenskis ertönten vielerorts. Das diente wohl als Grundlage für die Mythe, nimmt man nicht an, daß sie überhaupt von Anfang bis zu Ende erfunden ist.
    Die Iswestja entwarfen folgendes Schema der Ereignisse vom 3. Juli: "Um 5 Uhr nachmittags traten bewaffnet hervor: das 1. Maschinengewehrregiment, Teile des Moskauer-, des Grenadier- und des Pawlowski-Regiments. Ihnen schlossen sich Arbeiterhaufen an ... Gegen 8 Uhr abends begannen am Kschessinskaja-Palais einzelne Truppenteile in voller Kampfausrüstung zusammenzuströmen, mit roten Bannern und Plakaten, die den Übergang der Macht an die Sowjets forderten. Vom Balkon ertönten Reden ... Um 10? Uhr findet auf dem Platze vor dem Gebäude des Taurischen Palais ein Meeting statt ... Die Truppenteile wählten eine Deputation, die dem Allrussischen Zentral-Exekutivkomitee in h-rem Namen folgende Forderungen überbrachte: Nieder mit den zehn bürgerlichen Ministern, alle Macht dem Sowjet, Einstellung der Offensive, Beschlagnahme der bürgerlichen Zeitungsdruckereien, Verstaatlichung von Grund und Boden, Produktionskontrolle." Sieht man von einigen nebensächlichen Retuschen ab: "Teile von Regimentern" statt Regimenter, "Arbeiterhaufen" statt geschlossene Betriebe, dann kann man sagen, daß Zeretelli-Dans Offiziosus die Vorgänge im allgemeinen nicht entstellt, insbesondere die zwei Brennpunkte der Demonstration richtig vermerkt: die Villa Kschessinskaja und das Taurische Palais. Geistig und physisch drehte sich die Bewegung um diese antagonistischen Zentren: zum Hause Kschessinskaja geht man der Direktive, der Leitung, der begeisternden Rede wegen, zum Taurischen Palais, um Forderungen zu stellen und sogar um mit seiner Kraft zu
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