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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies
Autoren: Katie Fforde
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langsam in ihr aufstiegen, platzten plötzlich. Das war der Punkt, an dem er ihr gestehen würde, dass er noch verheiratet sei, dass sie nur getrennt lebten oder schlimmer noch, eine Auszeit nähmen. »Was?«, fragte sie forsch.
    »Ich habe mich um einen Job beworben.«
    »Nun, das ist im Allgemeinen kein Grund, so zu tun, als führtest du ein Doppelleben. Was für ein Job ist das? Außerdem dachte ich, du hättest bereits einen.«
    »Es betrifft dich irgendwie auch.«
    »Mich? Wie kann das sein? Du hast doch nicht etwa die Absicht, mir meinen Job als Organisatorin des Bauernmarktes streitig zu machen, oder?«
    »Nein, du kleine Idiotin! Im Hospiz.«
    »Im Hospiz?«
    »Ja! Desselben, für dessen Rettung du soeben deine besten Jahre geopfert hast! Ich habe den Job als Direktor bekommen!«
    »Aber warum wusste ich das nicht! Ich bin sonst immer an den Vorstellungsgesprächen beteiligt gewesen.«
    Jake schien sich zunehmend unwohl zu fühlen. »Ich musste mich wegen möglicher Befangenheit erklären.«
    »Was?«
    »Ich musste erklären, dass ich – gewisse Gefühle für dich hege.«
    »Jake, wann hast du dich um den Job beworben? Wir suchen schon seit einer Ewigkeit nach jemandem ...«
    »Es war, bevor wir miteinander geschlafen haben.«
    Nel war plötzlich viel zu warm. Sie wurstelte sich aus ihrer Wachsjacke heraus und schob sie weg. »Ich kann nicht fassen, dass mir niemand davon erzählt hat.«
    »Nur sehr wenige Leute wussten davon. Chris Mowbray wusste es nicht, aber obwohl er der Vorsitzende ist, ist er nicht derjenige, der im Ausschuss wirklich das Sagen hat. Das ist Pater Ed. Er sucht seit einer Ewigkeit nach einem Direktor, wie du weißt. Als ich das Vorstellungsgespräch bei ihm hatte, musste ich ihm von dir erzählen.«
    Jetzt hätte Nel am liebsten auch noch ihren Pullover ausgezogen, was aber nicht gut möglich war, da sie nicht viel darunter anhatte. »Was hast du ihm von mir erzählt?«
    »Dass ich dich sehr attraktiv finde, aber keine Beziehung mit dir anstreben könnte, wenn du wüsstest, dass ich mich um den Job bewerbe. Du hättest geglaubt, ich täte es aus den falschen Gründen.«
    Die Tatsache, dass sie genau das geglaubt hatte, kam ihrem inneren Thermostat keineswegs zugute. »Der Job ist nicht besonders gut bezahlt, aber das weißt du sicher.«
    »Ich kann nebenbei hie und da als Berater tätig sein. Die Hospizleitung wäre damit einverstanden. Außerdem wird das Leben auf dem Land viel billiger sein als in der Stadt.«
    »Oh. Gut.« Nel wünschte sich plötzlich sehnlichst, ein Deodorant zur Hand zu haben. Sie wusste nicht, ob Nervosität oder Hitze dafür verantwortlich war, jedenfalls wollte sie rasch etwas dagegen unternehmen. »Du könntest nicht vielleicht demnächst irgendwo anhalten, um zu tanken?«
    »Die Tankfüllung reicht bis zum Hotel ...« – Nel zuckte zusammen –, »aber wenn du anhalten willst, es müsste gleich ein Rastplatz kommen.«
    »Wunderbar. Ich würde gern ein paar dringend wichtige Dinge einkaufen.«
    »Solange du mir versprichst, nicht zu fliehen.«
    Nel warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Es war angenehm, dazu in der Lage zu sein. »Oh ja, es ist sehr wahrscheinlich, dass ich auf einer Raststätte weglaufen und per Anhalter nach Hause zurückfahren werde. Natürlich würde ich dutzende Mitfahrangebote bekommen.«
    »Du würdest mehr Angebote bekommen, als mir lieb ist. Du bist eine ausgesprochen reizvolle Frau. Die Tatsache, dass du dir dessen nicht bewusst bist, tut deiner Attraktivität keinen Abbruch.«
    Kapitel 25
    Nel überlegte, ob es nicht schon an sich etwas Zwielichtiges war, sich auf einer Autobahnraststätte neu zu schminken, wenn man nicht mehr bei sich hatte als einen Kholstiftstummel, eine eingetrocknete Mascara und einen einzigen Lippenstift. Die Tatsache, dass sie immer noch ihre Gummistiefel trug, machte ihre Lage nicht besser.
    Sie hievte ihre Tasche auf die Motorhaube des Jeeps und stellte fest, dass die Schuhe, die Fleur eingepackt hatte, allgemein bekannt waren als ihre »Killerabsätze«. Nel nannte sie so, weil es ihr schwer fiel, in zu hohen Schuhen zu gehen, und diese hatten Absätze von fast fünf Zentimetern. Fleur und Viv nannten sie so, weil sie es zum Totlachen fanden, dass Nel so zahme Schuhe schon als mörderisch bezeichnete. Man mochte sie nennen, wie man wollte, dachte sie jetzt, sie passten auf keinen Fall zu dicken, schwarzen Strümpfen mit Laufmaschen und ihrer alten schwarzen Hose. Zu einer eleganten Hose vielleicht, aber
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