Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
nicht zu einer schlammbespritzten.
    Was hatte es nur mit ihr und Jake und dem Schlamm auf sich? Es schien da eine symbiotische Beziehung zu bestehen, der sie nicht aus dem Weg gehen konnte.
    Aber sie war gereizt, und sie wusste, dass der eigentliche Grund dafür nicht ihr Make-up oder vielmehr dessen Mangel war oder die Tatsache, dass ihr Haar hätte gewaschen werden müssen. Also hätte sie im siebten Himmel schweben müssen.
    Sie hatte so viele Gründe, um glücklich zu sein. Der erträglichste Bauplan für Paradise Fields hatte über die teuren, minderwertigen Kaninchenlöcher triumphiert, die, wäre ihr Vorhaben gescheitert, jeden Zentimeter Land bedeckt hätten. Sie war auf dem Weg in ein gutes Hotel in Cornwall, mit dem Mann, der seit Monaten jeden ihrer wachen Augenblicke und viele ihrer Träume begleitet hatte, einem Mann, der nicht nur ein absolutes Prachtexemplar war, sondern sich obendrein noch als ein durch und durch netter Mensch entpuppt hatte. Sie hatten sogar miteinander geschlafen und wussten, dass es fantastisch war. Nel hätte also alle Ursache gehabt, überglücklich zu sein.
    Während sie sich die Hände wusch, fiel ihr auf, dass die Frauen links und rechts von ihr sie seltsam musterten. Sie hoffte nur, dass sie nicht glaubten, sie ginge hier auf den Strich. Warum sonst sollte eine Frau in mittleren Jahren um sechs Uhr abends verzweifelt versuchen, sich aufzudonnern? Nein, wenn sie dem horizontalen Gewerbe nachginge, müsste sie ganz anders aufgemacht sein. Sie sah wahrscheinlich so aus, als sei sie von zu Hause weggelaufen und versuche nun mit aller Macht, wenigstens einen Anschein von Respektabilität wiederherzustellen, um über Nacht irgendwo unterzukommen. Was genau genommen ja auch der Fall war.
    Nachdem sie sich die Finger befeuchtet und an ihrem Haar herumgezupft hatte, kam sie zu dem Schluss, dass ihre Nervosität mit dem zusammenhing, was unweigerlich als Nächstes passieren würde. Jake würde erwarten, dass sie mit ihm schlief. Oh Gott! Wenn sie sich all diese Mühe gemacht hätte, würde sie es ebenfalls erwarten – es war ein keineswegs unbilliges Ansinnen. Sie hatte sich nicht gerade widerstrebend gezeigt, als er sie das letzte Mal verführt hatte; genau genommen war sie geradezu peinlich darauf versessen gewesen.
    Aber damals war es ganz spontan passiert. So spontan, dass am nächsten Tag ein demütigender Ausflug zum Apotheker notwendig gewesen war. Jetzt betrachtete sie voller böser Ahnungen den Automaten mit den Kondomen. Sollte sie die Verantwortung für die Verhütung übernehmen und welche kaufen? Oder sollte sie davon ausgehen, dass er bereits an diesen unromantischen Aspekt ihres gemeinsamen Wochenendes gedacht und die Angelegenheit selbst in die Hand genommen hatte?
    Ein Blick auf die Frauen neben ihr (warum trödelten sie so lange hier rum?), und Nels bereits überstrapaziertes Quantum an Verwegenheit war endgültig erschöpft; sie konnte keine Kondome kaufen – zumindest nicht aus einem Automaten und solange sie beobachtet wurde. Außerdem, wenn das Hotel wirklich so gut war, konnte man dort wahrscheinlich welche bekommen. Jake brauchte nur den Hörer abzuheben und zu sagen: »Schicken Sie ein paar genoppte, extra dünne herauf« oder etwas in der Art, das sich anhörte, als ob er von Strickwaren spräche. Ein leicht hysterisches Kichern brach sich von irgendwoher Bahn, und sie musste es als Hüsteln tarnen. Warum gingen diese Frauen nicht endlich? Waren sie das, was man in einem Kaufhaus als Ladendetektive bezeichnet hätte? Würden sie sich davon überzeugen wollen, dass sie ihr Toilettenabteil nicht mit ihrem Lippenstift verunziert hatte?
    Sie zwang sich, wieder über Kondome nachzudenken. Eines stand fest, sie konnte nicht noch einmal ungeschützten Sex haben. Sie hatte mit knapper Not das erste Mal vor sich entschuldigen können, aber wenn sie es noch einmal täte, wäre das absolut unverzeihlich. Wie böse wäre sie auf ihre Kinder gewesen, hätte sie denken müssen, dass sie nicht die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.
    Sie konnte natürlich im Laden welche kaufen. Sie hatte dort bereits eine Zahnbürste, Zahnpasta und eine bessere Haarbürste als das alte Ding in ihrer Handtasche erstanden. Bei der Gelegenheit hatte sie an der Kasse Kondome entdeckt. Sie würde einfach noch einmal hingehen, sich ein paar Kaugummis aussuchen und dann nach einem Päckchen Kondome greifen und bemerken: »Ach, die nehme ich besser auch noch mit.« Wie schwierig konnte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher