Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
dürfen nicht warten, bis Rimmzahn erkennt, dass er dieses Wissen ausnutzen kann.«
    Bricius legte Peddyr die Hand auf die Schulter. Er roch nach Herbst und Erde. »Ich muss dich bitten, mir einen Gefallen zu erweisen.«
     
    »Warum arbeiten deine Leute nicht?«
    Cedric sah auf, als er Frans' Stimme hörte, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er verbarg nicht, wie gereizt er war. »Was soll das heißen?«
    »Das siehst du doch selbst.« Frans zeigte auf einige Menschen, die am Rand des Lagers zwischen Decken und einigen Kochutensilien auf einem Baumstamm saßen. Sie tranken Wasser aus dunklen Lederschläuchen und starrten vor sich hin. Die Müdigkeit war ihnen anzusehen. Sie alle hatten tiefe Ringe unter den Augen und Falten, die vor dem Angriff des Schattenlords noch nicht da gewesen waren.
    Reggie Freeman gehörte dazu, ebenso der Slowene Micah, Anais aus Antigua und ein paar andere. Rimmzahn hatte sie aus ihren Hütten vertrieben, weil sie sich ihm widersetzt hatten. Aus dem gleichen Grund wurden sie zu den unangenehmsten und härtesten Aufgaben herangezogen. Die Schattenlordjünger nannten das Läuterung, Cedric nannte es Sklaverei.
    »Sie sind erschöpft«, sagte er. »Lass sie in Ruhe.«
    Frans stemmte die Hände in die Hüften. Zusätzlich zu dem weißen Tuch auf dem Kopf trug er eine ebenso weiße Binde um den rechten Oberarm, die ihn als ranghohes Mitglied der Sittenpolizei auswies. Wie er in diese Position gelangt war, konnte sich Cedric nicht erklären. Es gab wenige in der Gruppe der Gestrandeten, die er für ungeeigneter hielt, anderen Befehle zu erteilen.
    Diese Einschätzung bewies Frans mit seinen nächsten Worten. »Ich bestimme, wer in Ruhe gelassen wird und wer nicht. Gewöhn dich daran, dann bekommst du auch keinen Ärger.«
    Cedric richtete sich auf. Die Axt, mit der er Feuerholz geschlagen hatte, lag locker in seiner Hand. »Vielleicht will ich ja Ärger.«
    Frans' Blick zuckte kurz zu der Axt, dann glitt er über Cedrics Gesicht. »Der Schattenlord beschützt mich, Elf. Du hast keine Ahnung, mit wem du dich hier anlegst.«
    »Doch, das habe ich.« Wut stieg kribbelnd in Cedric hoch. »Ich lege mich mit einem kleinen, fanatischen Pisser an, der ...«
    »Cedric, ich könnte kurz deine Hilfe gebrauchen.«
    Er fuhr herum, als er die vertraute Stimme hörte. Simon stand neben ihm und sah ihn mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen an. »Emma und ich möchten einen der abgeknickten Bäume zerkleinern, aber wir haben keine Axt. Wärst du so nett, uns zu helfen?«
    Bevor Cedric antworten konnte, griff Simon bereits nach seinem Arm und zog ihn zur Seite. »Das ist wirklich sehr freundlich von dir«, sagte er währenddessen laut. Flüsternd fügte er hinzu: »Was soll das denn? Du machst allen nur das Leben schwer, wenn du dich mit ihm streitest.«
    Cedric wollte sich im ersten Moment losreißen, ließ sich aber doch wegführen. Frans sah ihnen nach. Er wirkte erleichtert über das Ende der Auseinandersetzung. Bei allem Fanatismus war er sich wohl doch nicht sicher, ob der Schattenlord ihn wirklich beschützen würde.
    »Ich will mich aber mit ihm streiten«, gab Cedric ebenso leise zurück. »Dieses feige, machtgeile Ar...«
    »Wir wissen alle, was er ist.« Simon ließ seinen Arm los. »Aber es ist dumm, ihm das ins Gesicht zu sagen. So funktioniert unser Widerstand nicht.«
    Cedric stieß den Atem aus. »Redest du von dem Widerstand, bei dem wir alles tun, was diese Idioten mit den Kopftüchern von uns verlangen? Mehr habe ich davon nämlich noch nicht gesehen.«
    Sie blieben neben einem kleinen Nadelbaum stehen, den der Sturm aus dem Boden gerissen hatte. Emma wartete dort bereits.
    »Arbeitet, während ihr euch streitet«, sagte sie. »Frans beobachtet uns.«
    Lustlos hackte Cedric mit seiner Axt ein paar Äste vom Baum. »Ich will eine Antwort auf meine Frage! Welcher Widerstand?«
    Simon seufzte. »Du hast recht. Wir haben bisher nichts unternommen, aber das liegt nicht an mangelndem Willen, sondern einer fehlenden Organisation. Wir müssen zuerst herausfinden, wem wir trauen können; vorher ist jedes Unterfangen zum Scheitern verurteilt.«
    »Das sollte ja nicht so schwer sein.« Holzsplitter flogen durch die Luft, während Cedric den Baum mit der Axt bearbeitete. Es roch nach Harz. »Jeder, der Halleluja, Schattenlord singt, scheidet aus. Mit allen anderen kann man reden.«
    »Auch mit ihm?« Emma deutete mit dem Kinn auf die andere Seite des Lagers. Als Cedric den Kopf hob, sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher