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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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erst da begriff er, dass das kein Mensch war.«) Dann finden sie es heraus und trennen sich. Der andere läuft furchtbar eilig weg, womöglich für immer.
    21. 8. 60: Der Kommunismus ist eine Gemeinschaft von Menschen, die ihre Arbeit lieben, nach Erkenntnis streben und sich selbst, anderen gegenüber und in der Arbeit ehrlich sind. Solche Menschen gibt es jetzt schon.
    24. 8. 60: Idee: Schon jetzt gibt es Menschen, die für den Kommunismus taugen: So werdet ihr sein.
    Ebendort findet sich auch einer der ersten Pläne für den Roman:
    Teil 1:
    1. Rückkehr
    2. Fremde (Krankenhaus) – hier die Geschichte des Schiffes einfügen
    3. Die bösen Buben
    4. Die zweite Rückkehr (Einsamkeit): Idee: Ich tauge nicht für den Kommunismus
    5. Kerzen vor dem Pult
    6. Tischlein-deck-dich
    7. Bekanntschaft mit Gorbowski (er erzählt die »GF«)
    Teil 2:
    1. Am Oktopus-Riff
    2. Seltsame Menschen
    3. Die Informationsfänger! (Denken!)
    4. Ein wohleingerichteter Planet
    5. Das Reservat (Tierechsen und akklimatisierte Wesen. Lurje muss dort notlanden.)
    6. Die Telepathiestation
    7. So werdet ihr sein
    Berufe:
    1. Abfallverwerter
    2. Dresseur
    3. Telepath
    4. Landeflieger
    5. Tiefseearbeiter
    6. Informations-Operator (»Informationssammler«)
    7. Lehrer
    28. 8. 60: Lurje und Kondratjew sind nicht die Ersten und nicht die Einzigen. Zwei Expeditionen sind schon so zurückgekehrt (vor 100 und 150 Jahren). Eine ist im Gürtel der schweren Systeme gescheitert. Die andere ist angekommen. Dort waren drei, sie lebten lange, arbeiteten, wie es sich gehört, und starben in den Stiefeln.
    Im Kapitel »Oktopus-Riff« dressierte Kalmare einfügen, die Schwertwale vernichten. Und einen Dresseur.
    Mindestens die Hälfte dieser Notizen blieb ungenutzt. Besonders leid tut es mir heute um jene »kleinen Geschichten aus dem heutigen Leben à la Hemingway oder Dos Passos«. Wir nannten sie »Reminiszenzen«. Alle diese Reminiszenzen wurden zur rechten Zeit geschrieben – jeder Teil des Romans wurde von einer Reminiszenz eingeleitet. Aber im Kinderbuchverlag wurden sie ganz entschieden abgelehnt; sie waren wohl gar zu grausam und realistisch. Leider sind sie dann alle irgendwo verloren gegangen, nur Arkadi hat ein paar davon für »Ein Teufel unter den Menschen« verwendet. In Wahrheit wären sie in »Rückkehr« angebracht gewesen – sie vermittelten das Gefühl eines geradezu schmerzhaften Kontrasts, wie absichtlich schwarz-weiße Bilder in einem üppigen Farbfilm.
    Damals wurde uns oft, gern und von allen möglichen Leuten vorgeworfen, wir würden »das wirkliche Leben nicht kennen«. Gemeint war damit zweifellos, dass wir die dunklen Seiten des Lebens ringsum nicht kannten, dass wir es idealisierten, dass wir noch nicht unser blaues Wunder erlebt, noch nicht richtig in die Scheiße gelangt hatten, dass man uns noch nicht gezeigt hatte, wo der Hammer hängt – kurzum, wie es bei Alexander Issajewitsch heißt: »Ihr fahrt durchs Leben, alle Signale auf Grün.« 20
    Zum Teil war das wahr. Das Leben trieb uns nicht oft und auch nicht systematisch in seine finsteren Sackgassen (Arkadi etwas öfter, Boris ganz selten), und wenn doch, dann führte es uns gnädig auch selbst wieder aus diesen Sackgassen heraus. In unserem Leben gab es kein wirklich auswegloses Pech, und mit echter bleierner Ungerechtigkeit wurden wir beide nicht konfrontiert. Nach jedem Pech widerfuhr uns recht bald Glück, und die Ungerechtigkeiten des Schicksals und der Zeit überwanden wir vergleichsweise leicht – wie ein Läufer Hürden überwindet und dabei an Schnelligkeit, aber nicht an Elan verliert. Wie mir heute klar ist, rührte unser damaliger Optimismus und sogar eine etwas romantische Sichtweise keineswegs daher, dass wir im Leben selten schlechte Menschen getroffen hätten – uns waren einfach Gott sei Dank ziemlich oft gute begegnet.
    Doch das Leben ringsherum war von solcher Art, dass man nicht unbedingt ein blutiges oder beschmutztes Opfer zu sein brauchte, um zu erfassen, welch gigantischer Abgrund zwischen der gegenwärtigen wirklichen Welt und der Welt des »Mittags« lag, die darzustellen wir uns bemühten.
    Ohne mich allzu sehr in die Einzelheiten unserer Biografien zu vertiefen, will ich nur zwei kleine Beispiele anführen, zwei Ausschnitte aus jenem Expeditionstagebuch:
    Gestern habe ich den Schafhirten einen kurzen Vortrag über Astronomie gehalten. Es waren ihrer vier. Zwei schwiegen stumpfsinnig, und man sah, dass sie einfach nichts wissen, nichts verstehen

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