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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel
Autoren: Mary Stanton
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an.
    »Sie wollten aus dem Vertrag mit Norris aussteigen, weil Sie schwanger waren.«
    Justine lächelte. Haydees dreieckiges Lächeln. Das Bree auf dem vor sechzig Jahren aufgenommenen Schwarzweißfoto gesehen hatte. »Und war das nicht ein Glücksfall, dass ich es war?«, entgegnete sie. »Sie wollen wissen, wer Florida Smith getötet hat?« Sie wies mit dem Kinn auf Craig Oliver. »Dann fragen Sie ihn doch mal. Fragen Sie meinen kleinen Jungen.«

… überlass sie
Dem Himmel und den Dornen, die im Busen
Ihr stechend wohnen …
William Shakespeare, Hamlet
    Antonia, Bree und EB saßen in der Küche des Reihenhauses am Tisch und aßen ein Krabbengericht, das sie bei Huey’s geholt hatten. Sascha lag zu Brees Füßen. Am Abend zuvor hatte Hunter Craig Oliver wegen Mordes an Florida Smith verhaftet. Es war fast Mittag, und Bree war noch nicht im Bett gewesen.
    »Craig Oliver ist Justine Covilles Sohn?«, sagte Antonia. »Und Justine Coville ist in Wirklichkeit diese Animierdame von 1952? Haydee Quinn?«
    »Craig Oliver ist Haydees unehelicher Sohn, den sie von diesem Polizeichef hatte«, sagte EB. »Ist das richtig, Bree?«
    »Ja. Haydee versprach, das Kind Creighton Oliver und seiner Frau zu überlassen, wenn Oliver ihr half, ihren Tod vorzutäuschen.«
    Antonia schüttelte den Kopf. »Wow! Wie kommt es eigentlich, dass die Sensationspresse das nie aufgegriffen hat?«
    »Weil es von der Polizei vertuscht wurde«, stellte EB fest.
    Antonia nickte. »So was passiert ja dauernd.«
    Bree war müde und gereizt. »So was passiert ganz gewiss nicht dauernd. Aber in diesem Fall ist es passiert. Wenn Haydee nicht schwanger gewesen wäre, hätte man auch nichts vertuscht. Das Kind, das sie fünf Monate nach der Messerattacke zur Welt brachte, war mit ziemlicher Sicherheit von Polizeichef Oliver. Craig Oliver scheint jedenfalls davon überzeugt zu sein. Obwohl man das nie genau herausfinden wird, es sei denn, jemand ordnet einen Vaterschaftstest an. Als ich Justine danach gefragt habe, hat sie nur die Achseln gezuckt. Und sie hat schon so viel und so oft gelogen, dass ich ihr ohnehin nicht glauben würde, ganz gleich, was sie dazu sagt. Ich vermute, dass sie sich nicht ganz sicher ist, wer der Vater war, und dass es ihr auch egal ist.«
    »Was für eine eiskalte Frau!« EB spießte eine Krabbe auf die Gabel und legte diese wieder hin. »Dann gab es also gar keinen Mord, oder? Dann war dieser ganze Firlefanz also völlig umsonst, weil Haydee Quinn ja noch höchst lebendig ist.«
    »Natürlich gab es einen Mord«, erwiderte Bree mit grimmigem Gesicht. »Sogar zwei. Zwei Unschuldige mussten dran glauben. Bagger Bill Norris, der für ein Verbrechen, das er gar nicht begangen hatte, hingerichtet wurde. Und Charis Jefferson, deren größter Wunsch es war, ein Star wie Lena Horne zu werden. Es war ihre Leiche, die Alexander Bulloch damals am Ufer des Savannah verbrannte.«
    »Hat Justine das alles gestanden?«, fragte Antonia. »Wie kommt es eigentlich, dass sie nicht im Gefängnis sitzt – im Gegensatz zu dem armen Craig Oliver?«
    »Das Mitleid mit Craig Oliver kannst du dir sparen.« Bree rieb sich die Augen. »Er hat zugegeben, dass er für Floridas Tod mitverantwortlich ist. Mag sein, dass man ihn nur wegen Totschlags belangen kann, was ich aber nicht hoffe. Und was Haydee angeht … nun, Hunter hat keinerlei Beweise gegen sie in der Hand. Dass sie dem Schwindel um ihre angebliche Ermordung Vorschub geleistet hat, ist längst verjährt.«
    EB schob Bree die Schüssel mit den Krabben hin. »Essen Sie doch was, Kind. Sie sehen ja aus wie der Tod auf Latschen.«
    »Und dann erzähl weiter«, forderte Antonia.
    EB runzelte die Stirn. »Sie braucht Schlaf.«
    »Du bist aber nicht müde, nicht wahr, Bree?«
    »Ich bin nicht müde, ich bin stinkwütend.«
    »Da hören Sie’s, EB. Ich kann es immer noch nicht fassen. Craig Oliver wegen Mord verhaftet. Bist du wirklich sicher, dass er Florida Smith umgebracht hat? Warum eigentlich?«
    Bree aß eine Krabbe und dann noch eine. »Ja, ich bin ziemlich sicher. Was das Warum angeht … Das könnte er uns wohl nur selbst erzählen, und Hunter sagt, er habe bereits jegliche weitere Aussage verweigert. Vielleicht werden wir also nie die Wahrheit erfahren.
    Alles fing wohl mit Haydees Ehrgeiz an. Sie wollte ein Star werden. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, in den Vierzigerjahren, was man nicht vergessen darf. Niemand von uns kann beurteilen, wie das damals für eine smarte,
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