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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel
Autoren: Mary Stanton
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vorlesen würde. Wäre das in Ordnung?«
    »Eddie.« Bobby Lee blickte auf und sah Dent an. »Eddie.«
    Dent fummelte den Umschlag aus der Tasche, holte den Zettel heraus und sah seinen alten Freund unverwandt an. »Hey, Bobby Lee, wollte dir nur sagen, dass ich viel Mist gebaut habe, als wir Partner waren. Hoffe, du vergibst mir. Ich hatte nie einen Bruder. Aber für mich warst du immer einer. Tut mir alles sehr leid, Bruder. Kannst du mir vergeben? Dann würde ich als besserer Mensch meinen Weg zu Ende gehen. Wenn du es nicht kannst, ist es natürlich auch okay. Mach’s gut.« Dent legte Bobby Lee den Brief aufs Knie.
    »Was soll’s, Eddie«, sagte Bobby Lee. »Du hast dein Möglichstes getan. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Er strich das vergilbte Papier glatt. »Aber es ist schön, das zu haben. Sehr schön.«
    »Danke, Partner.«
    »Hey, kein Problem. Bis bald, würde ich sagen.«
    Reglos stand Bree einen Moment lang da und betrachtete versunken das Gesicht des alten Mannes, der wieder eingeschlafen war. Sie fühlte sich glücklich und zugleich traurig. Das Licht im Zimmer kam ihr auf einmal genauso vor wie das, das ihre Engel bisweilen umgab und das an Sonnenlicht erinnerte, wenn es durch Bäume fiel.
    »Nun, Dent«, sagte sie. »Lassen Sie uns gehen.«
    Er gab keine Antwort. Das konnte er auch nicht.
    Denn Dent war verschwunden.

… und alles wird regiert vom Zufall.
John Milton, Das verlorene Paradies
    »Sehrr erfrreulich«, sagte Petru, »das mit Dents Rehabilitation.«
    »Bloß dass Bree selbst zum Büro zurückfahren musste«, entgegnete Ron. »Warum haben Sie denn nicht angerufen? Ich hätte Sie doch abgeholt.«
    Die drei saßen wieder im Konferenzzimmer in der Angelus Street und starrten auf die weiße Kunststofftafel mit dem Zeitschema, das Bree mittlerweile schon als das verfluchte Zeitschema bezeichnete. Der ganze Fall war einfach zum Verrücktwerden. Vor ihnen lag der Plastikbeutel mit der Haarsträhne auf dem Tisch. Bree hatte vergeblich versucht, mittels des Haares Consuelo herbeizuzitieren.
    »Ich habe es aber allein geschafft.« Sie bewegte ihr Bein hin und her. Der pochende Schmerz war verschwunden, nur im Knie verspürte sie bisweilen noch ein Stechen. Selbst das Jucken hielt sich inzwischen in Grenzen. »Ich bin wirklich froh, wieder selbst fahren zu können. Hat bestens geklappt.« Persönlich war sie allerdings der Ansicht, dass sich das Licht, das bei Dents Verschwinden erschienen war, auch auf ihr Bein ausgewirkt hatte, aber diese Ansicht behielt sie für sich. Ihre Engel hätten sich sowieso nicht dazu geäußert.
    »Immerrhin sind wir ein Stück weitergekommen«, stellte Petru fest.
    »Sie konnten das Kennzeichen des Buicks ermitteln, der vor dem Tropicana Tide auf Haydee wartete, Petru«, sagte Bree. »Gute Arbeit! Wem gehörte das Auto?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich habe mein Suchprogramm darauf angesetzt. Das Ergebnis müsste bald vorrliegen.«
    »Und außerdem haben Sie herausgefunden, wer 1952 alles im Tropicana Tide gearbeitet hat?«
    »So ist es.«
    »War Charis Jefferson auch dort angestellt?«
    »Das war sie.«
    »Und wissen Sie, wo sie dann geblieben ist?«
    Petru zuckte die Achseln.
    »Stellen Sie gleich mal fest, ob es einen Totenschein gibt.«
    Petrus Finger huschten über die Tastatur. »Jedenfalls nicht im Staat Georgia.« Nachdem er einige weitere Tasten gedrückt hatte, lehnte er sich zurück. »Und in den gesamten Vereinigten Staaten ebenfalls nicht. Wie es weltweit aussieht, kann ich im Augenblick noch nicht feststellen.«
    »Gut. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie mir vorhin schon erzählen wollten.«
    »Es geht darum, wo sich Florida Smith am Sonntagnachmittag aufgehalten hat. Aber das hat Ron herrausgefunden. Der sollte es Ihnen erzählen.«
    Bree drehte sich Ron zu und zog erwartungsvoll die Augenbrauen in die Höhe.
    »Wollen Sie es Schritt für Schritt hören? Halte ich für am besten. Ich habe mit den Leuten im Mulberry Inn gesprochen, wo sie abgestiegen war. Sie hat sich erkundigt, wie man zu einem Bestattungsinstitut draußen in Belle Glade kommt.«
    »Das Ernest-Cavanaugh-Bestattungsinstitut, wo man Haydees Leiche hingebracht hatte, nachdem sie im Krankenhaus gestorben war.«
    »Genau. Und zwar auf Ersuchen der Bullochs«, rief Ron ihr in Erinnerung. »Ich bin also auch hingefahren und habe mit dem gegenwärtigen Besitzer, der Nathan Scotto heißt, gesprochen. Florida wollte alle Unterlagen vom 3. Juli 1952 sehen, dem Tag also, an dem Haydees
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