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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele
Autoren: Zoe Zander
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mein Einkommen und da man die Hand, die einen füttert, nicht beißt, konnte ich mir keinen richtigen Reim darauf machen, was sie von mir wollten. Steckte etwa er dahinter? Rache, weil ich ihn verschmähte? Ich befürchtete, ich könnte seine Unberechenbarkeit weit unterschätzt haben.
    „Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“ Ich verneinte mit einem entsprechenden Kopfschütteln. Alex sollte alles hören. Wenn sie es ihm erklären, werde ich es nicht mehr tun müssen.
    „Sie können sich gerne setzen.“ Ich deutete auf die Polstermöbel rund um den Fernseher. Der unfreundliche Polizist zog aus der Brusttasche seiner Jacke ein Foto heraus und streckte es mir nur so weit entgegen, dass ich es ansehen, aber nicht in die Hände nehmen konnte.
    „Sind Sie die Frau auf dem Bild?“ Alex kam näher, um sich auch das Foto anzusehen.
    „Ja“, gab ich zu. „Da war ich sechzehn.“ Diese Antwort galt Alex, denn er schmunzelte bei dem Anblick des Bildes.
    „Pumuckl“, hörte ich ihn flüstern. Sogar den Beamten entglitt ein Grinsen.
    „Kennen Sie Herrn Dalibor Phalke?“ Ich nickte zustimmend und sah dabei zu Alex rüber, denn er erzitterte bei der Nennung dieses Namens. Mir kamen seine Worte wieder in den Sinn und der Schmerz in meiner Brust war erneut zurückgekehrt. „Hatten Sie eine Beziehung mit Herrn Phalke?“
    „Nein.“
     
    Früher hatte ich eine Beziehung mit einer Illusion, aber nicht mit ihm, fügte ich in meinen Gedanken hinzu.
    „Hatten Sie eine Affäre mit Herrn Phalke?“ Die Polizisten blickten gleichzeitig zu Alex rüber, als wollten sie damit erklären, warum sie mit mir alleine sprechen wollten.
    „Was verstehen Sie unter einer Affäre?“, fragte ich nach, um nicht mehr zu verraten, als notwendig war.
    „Hatten Sie Sex mit ihm?“, fauchte mich einer von ihnen ungehalten an.
    „Nein.“ Er sah oft zu, wie andere Sex mit mir hatten. Er selbst war am Geschlechtsverkehr mit mir nicht interessiert. Auch früher nicht. Er gaukelte mir vor, er sei altmodisch und möchte bis zur Ehe damit warten. Und ich war so naiv und hinterfragte nicht, warum ich mich dann anderen hingeben musste.
    „Wir wissen, dass Sie sich letzten Freitag mit Herrn Phalke getroffen haben. Warum?“
    „Weil er mich um dieses Treffen gebeten hat.“ War diesen Männern bekannt, dass ich die Gesetzesbücher auswendig konnte? Dass ich mit dem Bürgerrecht umzugehen wusste?
    „Was ist bei diesem Treffen passiert?“ Auch wenn alle standen, ich musste mich setzen. Stehend hätte ich diese Erinnerung nicht ertragen können.
     
    „Bleib hier!“, packte er mich an den Haaren. Ich blieb stehen und drehte mich um. „Bleib bei mir“, fuhr er etwas ruhiger fort.
    „Was willst du mir diesmal versprechen?“ Ich berührte mit den Fingern seinen Unterarm, als Andeutung, dass ich ihn von mir wegstoßen würde. Er ließ daraufhin mein Haar los.
    „Meine Ehe ist seit Jahren keine richtige Ehe mehr. Scheiden lasse ich mich trotzdem nicht. Du kannst jedoch die Frau an meiner Seite werden. Privat und in der Öffentlichkeit. Ich führe dich in die Gesellschaft ein …“
    „In deiner Gesellschaft habe ich längst eine wichtigere Position eingenommen, als du je erreichen könntest“, bemerkte ich desinteressiert und machte mich erneut auf den Weg.
    „Du bleibst da!“ Diesmal packte er mich an der Schulter und diesmal tat ich nicht mehr so, als ob, sondern stieß ihn mit viel Kraft von mir weg.
     
    Auf diese Art ist er mir gegenüber noch nie gewalttätig geworden. Trotzdem war ich nicht verwundert, als er mich zu Boden riss. Er hingegen war verblüfft, dass ich sein Handeln nicht mehr einfach so hinnahm und mich zur Wehr setzte.
    Wir rangelten eine Weile, bis er mit dem Rücken gegen die Liege stieß. Dabei rutschte die Schachtel runter und der darin verpackte Dolch fiel auf den Boden. Plötzlich hielt er mir die scharfe Klinge an den Hals.
    „Du bleibst bei mir. Und wenn ich dich in Ketten legen sollte!“ Sein Blick fiel auf meine Hände, weil ich ihn losließ. Es verwunderte ihn, weil ich mich nicht mehr wehrte. Noch mehr überraschte ihn jedoch, dass ich absolut keine Angst zu haben schien.
    Unverhofft befand ich mich wieder meinem Ziel sehr nah.
    „Nur über meine Leiche“, antwortete ich ruhig und grinste ihn dabei sogar frech an. So entspannt wie jetzt war ich wohl noch nie in meinem Leben gewesen.
     
    „Was wollen Sie hier eigentlich? Hat sie der Typ etwa angezeigt? Nach all dem, was er ihr angetan hat,
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