Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele
Autoren: Zoe Zander
Vom Netzwerk:
selbst eine Meinung zu bilden. Es tut mir sehr leid.“ Ich dachte gerade nach, ob man der Blume Tinte ins Gießwasser schüttete. So blaue Blüten habe ich noch nie gesehen.
    „Genug der Viehzucht. Entschuldigung angenommen. Jetzt sei bitte so nett und lass mich wieder alleine.“ Ich stellte den Blumentopf auf den Boden, wischte mir mit beiden Händen übers Gesicht, zog meine Füße wieder hoch auf die Couch und legte beide Arme um meine Knie. Ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend und wollte so wohl auch die entsprechende Form annehmen.
    „Alex.“ Er legte mir seine Hand auf die Schulter.
    „Bitte nicht jetzt.“ All die Jahre habe ich mich um Tränen bemüht. Meist, weil die Männer dies von mir verlangten. Es war mir nie gelungen, oder nur so selten, dass diese Szenen in den verdrängten Erinnerungen untergegangen waren. An diesem Tag hätte ich mir die Augen ausheulen können und nun wehrte ich mich dagegen. Ich wollte mit diesem Mann, der mich meiner Seele beraubte, nichts mehr zu tun haben. Ihm keine einzige Sekunde meines Lebens mehr widmen. Weder real noch in Gedanken. Schon gar nicht Tränen vergießen. Er war es nicht wert.
    „Was ist los?“ Jetzt legte Alex seine zweite Hand auf meine andere Schulter und glitt mit seinen Daumen über meinen verspannten Nacken.
    „Bitte nicht, Alex.“ Ich kämpfte mit aller Kraft, damit die Dämme hielten und je mehr er auf mich einredete, umso brüchiger wurden sie.
    „Rede mit mir. Bitte.“ Er streifte mir mit seiner Wange über meinen Hinterkopf und ich hab schon wieder versagt, denn das Wasser lief mir bereits in Strömen übers Gesicht. Er schloss mich von hinten in seine Arme und irgendwann spürte ich seine Lippen auf meinem Nacken.
    „Bitte, hör´ damit auf.“ Doch anstatt ihn von mir zu stoßen, umklammerte ich weiterhin meine Beine. Ich packte sogar fester zu, als wollte ich mich wie ein Igel einrollen, um meinen weichen Kern vor ihm zu verbergen.
    „Hindere mich daran“, forderte er mich auf, genauso, wie ich es mit dem Mistkerl getan hatte. Nun war ich meinen Tränen völlig ausgeliefert.
    „Bitte sei endlich still.“ Nichts sollte mich mehr an ihn erinnern.
    „Aber gerne.“ Er verstand meine Worte als eine Aufforderung, seine Lippen für andere Zwecke zu gebrauchen. Er zog mir den weiten Ausschnitt meines Shirts über die Schultern und küsste mich überall, wo nun die Haut nicht mehr mit Stoff bedeckt war.
    „Ich kann das nicht. Nicht jetzt.“ Es gelang mir endlich, wenigstens eine Hand von meinem Bein zu lösen und nun schob ich damit seine Hand von meinem Oberarm runter.
    „Ich dachte, du könntest so was auf Knopfdruck.“ Er blickte mir von der Seite ins Gesicht. „Entschuldige, das war nicht witzig“, bemerkte er sofort meinen entsetzten Blick.
    Er küsste mich auf die Schläfe. Und gleich noch ein weiteres Mal. Dann erneut. Jedes Mal stupste er mich dabei etwas an, sodass ich mich immer mehr zur Seite neigte. Schon alleine deshalb, weil ich seinen Zärtlichkeiten entkommen wollte. Irgendwann war mein Neigungswinkel so groß, dass ich umkippte. Er rutschte von der Lehne zu mir runter und ich hätte ihn jetzt von mir stoßen müssen, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Heute hatte ich keine Lust zu kämpfen.
    „Bitte, Alex, hör damit auf. Das geht nicht gut aus.“ Zu frisch waren noch die Spuren der Anderen, die sie in meinen Gedanken und auf meinem Körper hinterlassen hatten. Auch wenn man sie nicht mehr mit bloßem Auge sehen konnte.
    „Gefällt es dir nicht?“, blickte er mir plötzlich neugierig in die Augen. Ich konnte ihm keine Antwort geben. So genau habe ich darüber nicht nachgedacht und schon gar nicht nachdenken wollen.
    „Alex, bitte. Ich kann das einfach nicht. Nicht jetzt …“ Es war mir zu früh, oder vielleicht sogar schon zu spät. Obwohl die Wärme seiner Lippen sehr angenehm war und die sanften Berührungen seiner Hände sich wie Balsam für meinen geschundenen Körper anfühlten …
    „Wieso? Ist es wegen der anderen Männer?“ Diesmal wischte er mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich schwieg. „Dann höre damit auf.“ Ich schluckte beschwerlich. Es war nicht der richtige Augenblick, um über dieses Thema zu sprechen und er war auch nicht der richtige Gesprächspartner dafür. „Ich bitte dich darum. Höre damit auf. Meinetwegen.“ Er küsste meine hervorstehenden Schlüsselbeine und ich musste gestehen, dass diesem Körperteil noch nie so viel Aufmerksamkeit zugetragen wurde. „Ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher