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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe
Autoren: Eva Severini
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Berlin
entlassen worden. Vier Wochen hatten Ärzte und Wissenschaftler sie dort
festgehalten.
    Hinter
dem Dorf, dort, wo der Kiefernwald bis zum weißen Dünenstrand reichte, glänzte
das Meer feuerrot im Licht der untergehenden Sonne. Eine Fledermaus schwirrte
durch die Dämmerung. Gerade verließen Claras Eltern das Haus.
    »Wie lang ist
dein Vater noch da?« fragte Pedro.
    »Nur noch
eine Woche. « Dass ihr Vater nach
Indien zurückkehren musste, war im Augenblick das einzige, was sie betrübte.
    Pedro
drückte sie an sich.
    Sie
seufzte. »Ich bin so
glücklich, ... dass ich dich wieder habe!“, flüsterte sie. »Ich will dich nie
mehr verlieren! Nie mehr!«
    Er
nahm ihre Hand und spielte zärtlich mit ihren Fingern.
    »Denk
dir nur, Papa ist von Mumbai mit einem Mietwagen losgefahren, als Anna ihm
erzählte, dass ich verschwunden bin, in der großen Stille waren ja alle
Flughäfen geschlossen. Mama hat er von seiner Abreise nichts gesagt, damit sie
sich keine Sorgen um ihn macht.«
    »Dein
Vater tut alles für euch...«
    Sie
beobachteten, wie die beiden in Annas altem Kombi um die Ecke bogen.
    »Mama
ist wie ausgewechselt seit er wieder da ist. ... In den Ferien reisen wir
zusammen zu Papa nach Indien ... Kommst du mit?“«
    »Oh
ja! Wenn ihr mich mitnehmt!«, sagte er und strahlte.
    Eine
feine Locke kringelte sich unterhalb ihres Ohrläppchens. Pedro schob sie ihr
zärtlich in den Nacken. Clara lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Und
dein Vater ... was ist mit ihm?«, fragte sie.
    »Er
hat sich sehr verändert ...« Pedros Stimme wurde leiser: »Er hat geweint, als wir
uns wiedergesehen haben ... Und ich auch.«
    »Und
deine Mutter? War sie da?«
     »Sie
hat mich jeden Tag im Krankenhaus besucht.« Er atmete tief durch. Clara wusste,
wie sehr er darunter litt, dass er sie nur in den Schulferien sah, wenn er zu
ihr nach London fuhr.
    »Sie
ist mit meinem Vater stundenlang an der Spree gewesen, ich glaube, sie haben
viel miteinander geredet. ... Stell dir vor, mein Vater nimmt sich Zeit für
meine Mutter!« Er schüttelte den Kopf. »Wenn sie von den Spaziergängen
zurückkam, hatte sie richtig strahlende Augen.«
    »Ist
sie wieder in London?«
    Er
nickte.
    Die Vögel
zwitscherten vielstimmig ihr Abendkonzert, ein Flieger zeichnete brummend einen
weißen Schweif an den Himmel, und aus den Gärten drang Stimmengewirr herauf.
Jemand spielte Gitarre.
    Clara
seufzte. Unfassbar, dass alles wieder seinen Klang hatte. Dass das Wasser
wieder aus dem Hahn plätscherte, das Geschirr wieder klapperte und die
Kaffeemaschine wieder blubberte, dass sie wieder Musik hören konnten.
    Gut einen
Monat war es jetzt her, dass die große Stille zu Ende gegangen war. »Es ist
fast alles so wie früher«, flüsterte Clara.
    »Nur ein
bisschen leiser«, sagte Pedro.
    Von dort,
wo der Kiefernwald bis zum weißen Dünenstrand reichte, hörten sie das Meer
rauschen.
    Pedro
sagte: »Gestern war ich bis spät in die Nacht mit Knut am Strand. Wir haben der
Brandung zugehört. Zacken-Polly ragte im Mondlicht wie eine Schneeburg aus dem
Meer ... Wir haben wenig geredet, nur der Brandung zugehört. Das hat mich
richtig berauscht.«
     Vier
Wochen hatten er und Knut und im Universitätsklinikum Berlinausharren müssen.
Ein Stab von internationalen Wissenschaftlern aller Fachrichtungen hatte sie
und die anderen Opfer Ohrthors gründlich untersucht.
    Schon auf
den ersten Röntgenbildern hatten sie bei den »Smaragdern« – so nannten sie die
Gefangenen der Smaragdhöhle der Einfachheit halber – ein merkwürdiges Gespinst
im Körper entdeckt. Es zog sich vom linken und rechten Innenohr strahlenförmig
zum Herzen.
    Trotzdem
waren die Smaragder erstaunlicherweise kerngesund. Nichts wies auf irgendeine
Schädigung hin. Die Ärzte sahen aber auch keine Möglichkeit, das rätselhafte
Gespinst zu entfernen, denn es war eins geworden mit dem Muskelfleisch und den
Nervenfasern.
    Hinzu kam,
dass der Hörsinn der Smaragder einige Merkwürdigkeiten aufwies. Pedro hatte
Clara erlaubt, seinen Klinikbefund zu lesen. Unter der Überschrift
»Auffälligkeiten« stand:
     
    Testperson
Pedro Masón, Smaragder SM 3:
    Der
Hörsinn von SM 3  überschreitet den bei Menschen bekannten Frequenzbereich
um ein Vielfaches. Im Durchschnitt liegt das Hörvermögen des Menschen zwischen
6 Hertz und 20.000 Hertz und lässt  mit wachsendem Alter nach.
    Der
Hörsinn von SM 3 aber reicht über 55.000 Hertz und mehr. Versuchsreihen zeigen,
dass SM 3 das Ticken einer Uhr
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