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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Der Page und die Herzogin
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ab, sobald sie dessen fähig war,
und mein verflossener Neffe wird einen Bauernhof bekommen und sich von der
Gesellschaft zurückziehen. Ich bin dir zu einer Dankesschuld verpflichtet, die
ich dir nie zurückzuzahlen hoffen kann.»
    Seine
Gnaden schenkte sich ein Glas Burgunder ein.
    «Ich habe
meinen Lohn in Gestalt deiner Nichte vorweggenommen, mein Lieber», sagte er
lächelnd.
    Da trat
Léonie ein und wandte sich sogleich an Avon.
    «Meine
Mutter wünscht allein gelassen zu werden», sagte sie ernst. Dann begannen ihre
Augen neuerlich zu funkeln. «Oh, wie freue ich mich, euch alle wiederzusehen!»
    Rupert
versetzte Davenant einen Rippenstoß.
    «Sieh dir
Justins Gesicht an!» flüsterte er. «Ist dir je schon ein solcher Stolz
untergekommen? Léonie, ich bin verteufelt hungrig, und wenn du erlaubst, möchte
ich in der Vertilgung meines Kapauns fortfahren.»
    «Auch ich
bin schrecklich hungrig», nickte sie. «Madame, Sie haben keine Ahnung, wie
hübsch es ist, eine verheiratete Frau zu sein!»
    «So, habe
ich nicht?» rief Milady. «Wie soll ich das auffassen?» Sie führte Léonie zu
ihrem eigenen Platz am Kopfende der Tafel. «Setze dich, meine Liebe!»
    «Madame,
das ist doch Ihr Platz!» sagte Léonie.
    «Mein
Liebes, nun bin ich ein Gast in deinem Hause», sagte Fanny mit einem Knicks.
    Léonie
blickte Avon fragend an.
    «Ja, Kind.
Setze dich.»
    «Voyons, wie bedeutend ich
mir vorkomme!» sagte Léonie und ließ sich im hochrückigen Stuhl nieder. «Rupert
möge sich an die eine Seite von mir
setzen, und – und ...» sie überlegte – «M. de Saint – will sagen, mein Onkel,
an die andere.»
    «Sehr gut,
meine Liebe», nickte Milady und setzte sich zur Rechten Avons.
    «Und da ich
nun eine Herzogin bin», sagte Léonie zwinkernd, «muß mir Rupert
Respekt entgegenbringen, n'est-ce pas, Monseigneur?»
    Avon
lächelte ihr über den Tisch hin zu.
    «Du
brauchst nur ein Wort zu sagen, mignonne, und er wird hinausverwiesen.»
    «Hol der
Teufel den Respekt!» rief Rupert. «Ich werde dich schon fühlen lassen,
daß du jetzt meine Schwägerin bist, Kind! Gott, wo bleibt mein
Verstand?» Er sprang auf, das Weinglas in der Hand. «Laßt mich einen
Trinkspruch ausbringen! Es lebe die Herzogin von Avon!»
    Alle
erhoben sich wie ein Mann.
    «Es lebe
die Herzogin!» verneigte sich Davenant.
    «Meine
liebste Schwägerin!» rief Fanny.
    «Meine
Frau!» sagte Seine Gnaden sanft.
    Léonie
stand errötend auf und hüpfte dann, sich Ruperts Hand bedienend, auf
ihren Stuhl.
    «Ich danke
euch allen herzlichst», sagte sie. «Und darf ich jetzt bitte einen
Trinkspruch ausbringen?»
    «Ja, Gott
mit dir!» sagte Rupert.
    «Monseigneur!»
sprach Léonie und machte eine possierliche Verbeugung. «Oh,
wo ist mein Glas? Rupert, reiche es mir schnell!»
    Man trank
gebührend auf die Gesundheit des Herzogs.
    «Und nun»,
sagte Léonie, «lasse ich Rupert hochleben, denn er war sehr gut
und hilfreich zu mir!»
    «Prost,
wackrer Gefährte!» sagte Milord ernst. «Und nun, Frechdachs?»
    Noch immer
auf dem Stuhl stehend, rief Léonie übermütig: «Voyons, ich steige immer
höher in der Welt!»
    «Du wirst
gleich vom Sessel herunterfallen, wenn du so herumhüpfst, dummes
Mädel!» warnte sie Rupert.
    «Unterbrich
mich nicht», sagte Léonie vorwurfsvoll. «Ich halte eine Rede.»
    «Barmherziger
Gott, was noch alles!» rief der unverbesserliche Rupert.
    «Tais-toi-imbécile ...! Zuerst
war ich ein Bauernmädchen, dann wurde ich ein
Page. Hierauf wurde ich Monseigneurs Mündel und nun bin ich eine
Herzogin! Ich bin eine große Respektsperson geworden, n'est-ce pas?»
    Der Herzog
war neben sie getreten und hob sie vom Stuhl herunter.
    «Mein
Kind», sagte er, «Herzoginnen tanzen nicht auf Stühlen herum, noch
nennen sie ihre Schwäger (imbécile).»
    Léonies
Zwinkern ließ sich nicht bändigen. «Ich schon», erklärte sie mit Festigkeit.
    Rupert
schüttelte verweisend den Kopf.
    «Justin hat
ganz recht», sagte er. «Du wirst dein Benehmen ändern müssen, Tollkopf. Nun
gibt's keine Sträußchen mehr von Prinzen königlichen Geblüts, was, Justin?
Würde – das ist jetzt die Hauptsache! Auch mußt du dir dein Haar wachsen lassen
und höflich mit mir umgehen. Ich laß mich hängen, wenn ich eine Schwägerin
dulde, die vor meinen sämtlichen Freunden sagt, ich sei ein Dummkopf!
Höflichkeit, meine Dame, und etwas von deines Gatten Arroganz tun dir not! Das
mußt du dir noch zulegen, nicht wahr, Fan?»
    «Pah!» rief
die Herzogin von
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