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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lord Sherry
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ihn
ertragen –, ich will mich aber hängen lassen, wenn ich ein so überfressenes
kleines Scheusal wie dieses in meinem Hause dulde! Wenn du einen Hund haben
willst, werde ich dir einen schenken, aber ich mache dich aufmerksam, es wird
keinesfalls ein Mops sein!»
    «Ach,
Sherry, wirklich?» sagte Hero. «Ich glaube, daß ich sehr gerne einen Hund
hätte. Aber weißt du, der hier gehört ja gar nicht mir. Er gehört Lady Saltash
und ist bestimmt abscheulich!»
    «Warum, zum
Teufel, hast du ihn dann mitgenommen?» fragte Sherry. «Kann nicht verstehen,
was du, wenn du dich schon entführen ließest, mit einem Hund wolltest!»
    «Nein, ich
hatte doch nicht die Absicht, ihn mitzunehmen, ich war mit ihm nur
spazierengegangen, als Mr. Tarleton mich entführte, und irgendwie war er dann
in die Kutsche geraten. Sherry, das hier ist Mr. Tarleton.»
    Mr.
Tarleton hatte sich etwas unsicher erhoben und sagte jetzt mit soviel Würde,
als man von einem Manne erwarten konnte, der seinen Rock halb angezogen und
halb ausgezogen hatte. «Sheringham, wenn Sie mir ein Wort unter vier Augen
gewähren wollten, glaube ich, Ihnen alles zu Ihrer vollen Zufriedenheit
erklären zu können.»
    «Oh, das
brauchen Sie gar nicht zu tun», erwiderte Sherry fröhlich und schüttelte ihm
die Hand. «Ich verarge es Ihnen gar nicht, mit meiner Frau durchgebrannt zu
sein: habe es ganz genauso gemacht! Wenn ich es recht überlege, könnten Sie mir
sogar etwas nachtragen, denn es war mein Reitknecht, der Ihnen die Brieftasche
und die Börse gestohlen hat. Wollte sie mitbringen, aber bei all dem Wirrwarr
habe ich sie vergessen. Hallo, Sie sind ja verletzt! Woher kommt das?»
    Ferdy, der
starr auf die Schüssel mit dem geröteten Wasser geblickt hatte, die auf dem
Tische stand, neben der überdies eine blutgetränkte Serviette lag, gab seinem
Cousin einen leichten Rippenstoß. «Weißt du, Sherry, was ich glaube? War eine
regelrechte Boxerei. Jemand hat ein Messer gezogen. Blut ist in Strömen
geflossen. Wenn es Montys Blut war, dann ist es gut. Kann ihn nicht leiden,
konnte ihn niemals leiden.»
    Sherry
drehte sich um, sah Revesby an, und seine Miene verhärtete sich. «Ich habe
vergessen, daß dieser verdammte Halunke hier ist», sagte er. «Bei Jupiter, du
hast recht. Endlich hat ihm jemand einen tüchtigen Boxhieb verpaßt! Schau dir
nur seine Backe an!»
    «Sitzt
ausgezeichnet», sagte Ferdy und nickte beifällig mit dem Kopf. «Zum Henker,
dieser Bursche Tarleton scheint mir ein patenter Kerl zu sein. Ihr gehorsamster
Diener, Sir. Ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.»
    «Ja, aber
warte einmal», sagte Sherry, und sein Blick umfaßte die aus der Scheide
gezogene Klinge und Mr. Tarletons Arm. «Da steckt doch etwas verteufelt
Merkwürdiges dahinter! Was hat dieser Stockdegen hier zu suchen? Sie wollen
doch nicht sagen ...»
    «Frag Sir
Montagu», sagte Miss Milborne, die, der Vorgänge völlig entrückt, das Kinn in
die Hand gestützt, ins Feuer gestarrt hatte. «Frag ihn nur, wie es möglich war,
daß er seine Klinge gegen einen unbewaffneten Mann gezogen hat.»
    «Das hat er
getan?» sagte Ferdy. «Nun, das ist ja unglaublich! Hast du gehört, Sherry? Sagte
dir immer, daß er ein schlechter Mensch ist.»
    «Gott, ich
habe das schon während der letzten drei Monate gewußt. Ich möchte aber wissen,
warum er die Klinge zog und weshalb er den Boxhieb bekam. Und weil ich gerade
dabei bin, möchte ich auch noch eine andere Sache wissen – nicht daß mir viel
daran läge, aber ich glaube, es würde uns Unannehmlichkeiten ersparen: was habt
ihr beide zu dieser Nachtstunde hier zu suchen?»
    Miss
Milborne gab ihm bereitwilligst eine genaue Darstellung ihres Anteils an den Ereignissen
dieses Abends. Der Viscount blieb ungerührt. «Nun ja, Bella, ich hatte dich
gewarnt, mit ihm zu fahren», sagte er. «Hätte mir denken können, daß er ein
Unheil anrichten würde. Zum Kuckuck, es geschieht dir ganz recht! Einen schönen
Staub hast du da aufgewirbelt, und wenn ich etwas von dieser Sache verstehe,
dann geschah alles nur, um George zu ärgern. Es erklärt mir aber noch nicht,
wieso es zu einer Schlägerei mit Mr. Tarleton kam.»
    «Oh, Mr.
Tarleton war so freundlich, ihn niederzuboxen, weil er mir so abscheuliche
Dinge sagte», erklärte Hero freudig.
    «Ach, so
war es also?» sagte Seine Lordschaft, und seine Augen blitzten kriegerisch
auf. «Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Tarleton! Und jetzt gestehe,
du Schuft, bevor ich dir deine
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