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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lord Sherry
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Hände. «Sie haben mich in solche Aufregung versetzt, daß mir der
Kopf wirbelt. Vermutlich können Sie ihm nicht sagen, daß Sie mit irgendwelchen
Freunden dinieren gegangen sind?»
    «Nein, das
könnte ich nicht», sagte Hero ziemlich ärgerlich. «Er wollte eigens kommen, um
mich zu sehen, und, oh, es sollte Krebse mit Butter geben und eine R-Rindszunge
mit B-Blumenkohl.»
    Mr.
Tarleton sah etwas bestürzt drein und wies völlig wirkungslos darauf hin, daß
diese irdischen Erwägungen von sehr geringer Bedeutung seien.
    «Es sind
aber Sherrys Lieblingsspeisen», erklärte Hero traurig.
    «Nun,
lassen wir das», sagte Mr. Tarleton. «Ich bin überzeugt, daß Sie ihm noch viele
derartige Mahlzeiten werden servieren lassen können, aber mein Kind, ich
verstehe nicht, daß Sie sich in einer Situation wie dieser über etwas aufregen ...»
    «Nein, dazu
wird es nie kommen, denn er wird so wütend sein, daß er mich ganz verstößt, und
ich werde auf dieser Welt ganz verlassen sein, und nur diesen widerwärtigen
Hund und einen Kanarienvogel besitzen, die ich lieb haben kann!»
    «Meine
liebe Miss – ich meine, meine liebe Lady Sheringham –, ich bin überzeugt, daß
Sie Ihr Gatte nicht mit so unverdienter Härte behandeln wird. Ich bitte, ich
beschwöre Sie ...»
    «Doch, das
wird er tun», widersprach Hero und versuchte ihre Augen mit einem sehr
feuchten Taschentuch zu trocknen. «Jeder Ehemann würde es tun, wenn er von
dieser entsetzlichen Situation erführe.»
    «Ich
versichere Ihnen bei meiner Ehre, daß der Mann, der etwas Derartiges tun
könnte, ein wahres Ungeheuer wäre!»
    Hero war
sofort aufgebracht, daß er für ihren geliebten Sherry einen solchen Ausdruck
gebrauchte, und nur der Eintritt des Kellners, der den befohlenen Kaffee
brachte, bewahrte Mr. Tarleton vor der zermürbenden Aufgabe, endlose Widerrufe
und Erklärungsversuche abgeben zu müssen. Während der Kellner die Kaffeetassen
sorgfältig und bedächtig auf dem Tisch arrangierte, ließ er die Tür zu dem
anstoßenden Gastzimmer halb offenstehen. Verworrenes Geräusch, das die Ankunft
neuer Gäste in dem Gasthof ankündigte, drang auch an die Ohren des Paares im
reservierten Salon. Eine Stimme, die Hero in ihrem Sessel erstarren ließ, sagte
keineswegs mit der gewohnten Verbindlichkeit: «Führen Sie uns in einen
Privatsalon und schicken Sie der Dame einige Erfrischungen hinein. Mein Wagen
hatte einen Unfall, so daß wir gezwungen waren, zu Fuß hierher zu gehen.»
    Der Wirt
war eben im Begriff zu sagen, daß sein einziger Salon be reits vergeben sei,
als er von einer anderen Stimme, eisig vor sarkastischem Zorn, unterbrochen
wurde, die Hero noch weit besser bekannt war. «Ich wäre foh, eine Tasse heißen
Kaffee zu bekommen – heiß – bitte! Ich möchte
ihn aber hier, in Ihrem Gastzimmer, trinken; und ich wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie unterdessen Pferde vor eine Chaise spannen ließen, damit ich sogleich nach
Bath fahren kann.»
    Hero
schnappte nach Luft, setzte sich kerzengerade in ihrem Sessel auf und öffnete
die Augen weit vor Erstaunen. Man hörte, wie der Wirt entschuldigend erklärte,
daß er nur eine einzige Chaise besitze, die aber momentan vermietet sei.
    «Es ist mir
gleichgültig, welcher Art dieser Wagen ist, aber ich muß und werde einen Wagen
bekommen!» kündigte Miss Milborne an. «Wessen Kutsche ist denn das, bitte, die
in Ihrem Hof steht?»
    «Sie wurde
von den Herrschaften im Salon gemietet, Madam. Ich kann Ihnen tatsächlich
nichts anderes anbieten als mein persönliches Gig, und das würde sich nicht
eignen.»
    «Danke. Es
wird sich vorzüglich eignen, wenn Sie nur so freundlich wären, es diesem –
diesem Gentleman zu vermieten», sagte Miss Milborne in bitterem Ton.
    Der
Kellner, der den Tisch endlich zu seiner Zufriedenheit fertig gedeckt hatte,
entfernte sich jetzt und schloß hinter sich die Tür. Zu Mr. Tarletons
Überraschung erhob sich Hero aus ihrem Sessel, wobei sie den Mops von ihrem
Schoß stieß, schlich auf den Zehenspitzen zur Tür und versuchte durchs
Schlüsselloch zu schauen. Da sie nur sehr wenig zu sehen vermochte, legte sie
statt dessen ihr Ohr an die Öffnung und lauschte mit gespanntem Gesicht, was im
Gastzimmer vor sich ging. Als Mr. Tarleton fragen wollte, was in aller Welt sie
da tue, hob sie gebieterisch einen Finger und zischte bloß: «Schscht!»
    Offenbar
hatte sich der Wirt zurückgezogen, um Miss Milbornes Befehl auszuführen, denn
Sir Montagus Stimme war deutlich zu vernehmen, als er
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