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George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Titel: George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika
Autoren: George Soros , Steve Clemons
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Atmosphäre – sollte nicht nur die Praktiken kodifizieren, die während des Notfalls eingeführt wurden, sondern auch die Grundlage für eine Wachstumsstrategie bilden. Während der Notfallperiode sind Ausgabenkürzungen und Sparmaßnahmen unvermeidlich. Ohne langfristiges Wachstum wird die Schuldenlast jedoch untragbar – und dadurch auch die Europäische Union. Dies eröffnet eine ganz neue Reihe schwieriger, aber nicht unüberwindlicher Probleme.

EIN 7-PUNKTE-PLAN ZUR RETTUNG DER EUROZONE
Financial Times , 25. Oktober 2011
Die Mitgliedstaaten der Eurozone stimmen hinsichtlich der Notwendigkeit eines neuen Vertrags, der zu gegebener Zeit ein gemeinsames Finanzministerium schafft, überein. Einstweilen bitten sie die Europäische Zentralbank, bei der Bewältigung der Finanzkrise mit der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) zusammenzuarbeiten – die EZB stellt Liquidität bereit und die EFSF übernimmt das Solvenzrisiko.
Dementsprechend übernimmt die EFSF die griechischen Anleihen im Besitz der EZB und des Internationalen Währungsfonds. Dadurch wird wieder eine Kooperation zwischen der EZB und den Staaten der Eurozone eingerichtet und es wird eine deutliche freiwillige Senkung von Griechenlands Verschuldung ohne Beteiligung der EFSF möglich.
Dann wird die EFSF benutzt, um für das Bankensystem zu bürgen, nicht für Staatsanleihen. Die Rekapitalisierung wird aufgeschoben und erfolgt immer noch auf einzelstaatlicher Basis, wenn es so weit ist. Das steht mit der deutschen Haltung im Einklang und hilft Frankreich mehr als eine sofortige Rekapitalisierung.
Im Austausch gegen die Bürgschaft erklären sich die Großbanken bereit, Anweisungen der EZB entgegenzunehmen, die im Auftrag der Staaten handelt. Wer sich weigert, bekommt keinen Zugang mehr zum Diskontfenster der EZB.
Die EZB weist die Banken an, ihre Kreditlinien und Darlehensportfolios beizubehalten, und setzt Inspektoren ein, welche die Risiken kontrollieren, die die Banken auf eigene Rechnung eingehen. Dies beseitigt eine der Hauptursachen der aktuellen Kreditklemme und beruhigt die Finanzmärkte.
Zur Bewältigung des anderen Hauptproblems – dass nämlich manche Staaten keinen Kredit zu vernünftigen Zinsen bekommen – senkt die EZB den Diskontsatz, ermuntert die betreffenden Staaten, kurzfristige Schatzanleihen auszugeben, und ermuntert die Banken, ihre Liquidität in Form solcher Anleihen anstatt in Form von EZB-Einlagen vorzuhalten. Etwaige Käufe der EZB werden dadurch neutralisiert, dass die EZB eigene kurzfristige Anleihen ausgibt. Für das Solvenzrisiko bürgt die EFSF. Die EZB stellt ihre Käufe am freien Markt ein. All das versetzt Länder wie Italien in die Lage, sich kurzfristig zu sehr niedrigen Kosten Geld zu leihen, wobei die EZB weder den Staaten Geld leiht noch Geld druckt. Die Gläubigerländer können Italien indirekt zur Disziplin zwingen, indem sie kontrollieren, wie viel Kredit Rom auf diesem Weg aufnehmen kann.
Die Märkte werden von der Tatsache beeindruckt sein, dass die offiziellen Stellen gemeinsam handeln und genügend Mittel zur Verfügung haben. Bald wird Italien in der Lage sein, sich am Markt zu vernünftigen Zinsen Geld zu leihen. Die Banken können rekapitalisiert werden und die Mitgliedstaaten der Eurozone können sich in ruhigerer Atmosphäre auf eine gemeinsame Finanzpolitik einigen.

DIE EZB MUSS EINSCHREITEN, UM DIE EUROZONE ZU RETTEN
Financial Times , 21. November 2011
    Gemeinsam verfasst mit Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg
    Die derzeitigen Turbulenzen an den Anleihemärkten der Eurozone weisen frappierende Parallelen zu der Situation im Herbst 2008 auf. Damals hatten die Bankeinleger das Vertrauen in die Stabilität der Institutionen verloren, die ihre Vermögenswerte hielten, und die Gefahr eines Bank-Runs konnte nur durch umfassende staatliche Bürgschaften für alle Banken abgewendet werden. Heute erleben wir einen Bond-Run: Das Vertrauen der meisten staatlichen Kreditnehmer der Eurozone steckt in einer selbsterfüllenden Krise. Das treibt die langfristigen Zinsen in die Höhe, sodass für mehr und mehr Länder aus einem vorübergehenden Liquiditätsproblem ein dauerhaftes Solvenzproblem wird. Da die Regulierer die Staatsanleihen immer noch als sicheren Kern des Finanzsystems behandeln, bedroht dieser Teufelskreis nicht nur die Stabilität von Finanzinstituten der Eurozone, sondern auch in der restlichen Welt. Er intensiviert die
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