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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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meinte zu schwanken wie auf einem Schiff. Es dauerte fast eine Stunde, ehe es ihr etwas besser ging. Auch am späteren Morgen – es war mittlerweile fast 11:00 Uhr –, fühlte sie sich noch schlecht.
    Florian war verschwunden. Er musste an diesem Tag zur Arbeitsagentur, und ein weiteres unentschuldigtes Fehlen hätte eine Kürzung seines Hartz-IV-Satzes bedeutet. Auf dem Tisch standen noch die leeren Flaschen.
    Maren zog sich an, ihre Kleidung lag verstreut in der ganzen Wohnung herum. Zum Glück hatte sie an diesem Tag Spätschicht, sonst wäre der Ärger unausweichlich gewesen. Sie fuhr direkt von Florians Wohnung aus zur Arbeit in den Supermarkt. Es war einer ihrer härtesten Arbeitstage. Sie fühlte sich leer. Heute Abend würde sie zu Hause schlafen, auch wenn sie darauf keine große Lust verspürte. Sie brauchte ihren Schlaf. Der Abend war schön gewesen ... wenn nur diese Nachwirkungen nicht gewesen wären!
    Florians Erinnerung an den Vorabend war eine andere. Er hatte als Mann versagt. Woran lag das nur? Das Aufstehen an diesem Morgen war eine Qual gewesen. Der Wodka zeigte seine ganze Wirkung. Florian zog sich in die Küche zurück und versuchte, sich über sein weiteres Vorgehen klar zu werden. Würde sich der Weg zur Arbeitsagentur lohnen? Er zögerte. Seine dortige Betreuerin hasste er regelrecht. Seine Unentschlossenheit ärgerte ihn. Wovor hatte er eigentlich Angst? Er hatte keine Zeit, die Frage zu beantworten. Es war schon spät.
    Florian griff sich eine halb volle Flasche Bier, die noch auf dem Tisch stand. „Fang morgens mit dem an, womit du am Abend aufgehört hast.“ Das hatte seine Mutter ihm vor einigen Jahren beigebracht, um den Kater zu überwinden. Es war der Morgen gewesen, nachdem er sich zum ersten Mal einen hinter die Binde gegossen hatte. Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche, warf sie dann in den Abfall und verließ das Haus.
    Immer noch dachte er an sein nächtliches Versagen. „Am Alkohol kann’s doch wohl nicht liegen“, machte er sich selbst vor. Schließlich konsumierte Florian schon seit einigen Jahren alkoholische Getränke und bisher hatte es mit dem Sex immer bestens funktioniert.
    Es wurde ein langer Vormittag. Florian musste ganze zwei Stunden auf sein Gespräch in der Arbeitsagentur warten und dieses Mal war er sogar pünktlich. Danach ging er in ein Pornokino. Die Sache mit dem Hänger im Bett ließ ihn einfach nicht in Ruhe.
    ***
    Den nächsten Abend verbrachte jeder für sich. Irgendwann musste man ja auch mal schlafen. Florian begriff nicht, woher einige seiner Kumpels tagsüber die Kraft hatten, auch noch zu arbeiten. Und das Tag für Tag. Florian war mit seinem Leben ganz glücklich. Es ging doch nichts über die vielen Partys in seiner Wohnung. Sein Hartz IV reichte aus, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Hin und wieder nahm er einen Aushilfsjob an, und so kam er ganz gut klar.
    Als Maren am nächsten Morgen die Augen aufschlug, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Wo steckte Florian? Dann fiel es ihr wieder ein. Sie schaute auf ihre Armbanduhr: Es war 9:00 Uhr. Sie blieb noch etwas liegen. Die anderen waren wohl schon weg. Durch die Wand meinte sie, die Stimmen der Nachbarn zu hören. Irgendeine Frau keifte so laut, dass Maren aufstand.
    Manchmal hatte sie es so satt. So zu leben, in einem Plattenbau, wie ihre Eltern, zwischen widerlichen Nachbarn, das wollte sie nicht. Sie stand auf und hatte es plötzlich eilig, wegzukommen. Sie duschte nicht einmal, sondern zog sich gleich an und ging in das dunkle, kleine Wohnzimmer. Die Balkontür stand offen, ihre Mutter hatte wohl vergessen, sie zu schließen. Maren atmete tief durch, ein letzter Spaziergang mit ihren Augen durch den kleinen Lebensmittelpunkt ihrer Familie, dann verließ sie die Wohnung. Heute war ihr freier Tag. Sie wollte zu ihrem Freund.
    Eine Stunde später stand sie, völlig durchnässt von einem Regenschauer, vor Florians Wohnung. Mit ihrem Schlüssel öffnete sie die Haustür und fuhr mit dem Aufzug in den 9. Stock. Zum Glück war Florian zu Hause. Er lag angezogen auf dem Bett.
    Maren dachte an den gestrigen Abend. Ob sie ihren Freund darauf ansprechen sollte? Schlief er im Rausch bei irgendwelchen Partys auch mit anderen Mädchen, wenn sie nicht mit dabei war? Fragen über Fragen lagen ihr auf der Zunge.
    Doch bevor sie loslegen konnte,
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