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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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gewesen wäre. Sie würde über diesen One-Night-Stand nicht ein Wort verlieren. Florian und Paul kannten sich ohnehin nicht, da würde wohl nichts durchsickern. Ob ihre Freundin etwas mitbekommen hatte, konnte Maren nicht sagen. Die Tür zum Schlafzimmer jedenfalls war nicht abgeschlossen gewesen, aber während der kurzen Aktion hatte sich niemand blicken lassen.
    Maren ging ins Bad und sah in den halb blinden Spiegel. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihre Haare, ordnete ihre Kleidung und drehte sich hin und her. Es war schon ein komisches Gefühl: Vor drei Stunden hatte sie den Jungen noch nicht einmal gekannt, und jetzt war der Sex mit ihm schon wieder Geschichte.
    Als Maren zurück in Wohnzimmer ging, saß Paul schon wieder bei einem anderen Mädchen. Die beiden wechselten an diesem Abend kein Wort mehr miteinander.
    ***
    Einige Wochen und viele Wodkaflaschen später stellte Maren fest, dass sie schwanger war. Von wem, das wusste sie nicht. Hoffentlich war Florian der Vater. Aber auch das war ihr gleichgültig. Schlecht sah Paul ja auch nicht aus und von der einmaligen Nummer hatte keiner etwas mitbekommen, nicht einmal ihre Freundin. Auch Paul hatte wohl dichtgehalten.
    Mit dem Trinken will Maren während der Schwangerschaft nicht aufhören, auch mit dem Rauchen nicht. Denn auch ihre Mutter, das weiß sie von ihrem Vater, konnte während der Schwangerschaft mit Maren nicht vom Alkohol und von den Zigaretten lassen. Und was ist passiert? Nichts! , denkt Maren heute. Also: weiter wie gehabt.

 
Saufen, bis der Arzt kommt – und er kommt immer öfter
    Es geht in diesem Buch nicht um ein Feierabendbierchen. Es geht nicht einmal um den Partyschwips am Wochenende. Wir leben in einer Alkohol-Kultur, und das seit vielen Jahrhunderten, vielleicht sogar Jahrtausenden. Positiv formuliert: Die Mehrzahl der Menschen kann mit Alkohol umgehen und weiß zumindest ungefähr, wo die eigenen Grenzen sind.
    In diesem Buch geht es um das Saufen, das kein Maß kennt. Um das wiederholte, ja regelmäßige Trinken bis zum totalen Kontrollverlust. Um Kinder und Jugendliche, die sich bis zur Bewusstlosigkeit zuschütten. Junge Menschen, die Stammgäste in der Notaufnahme der Kliniken sind. Davon gibt es viele – viel zu viele! Doch die Öffentlichkeit hat das Phänomen „Komasaufen“ bislang nur am Rande wahrgenommen.
    Das Phänomen hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. In den unteren Gesellschaftsschichten etwas mehr, aber auch im braven bürgerlichen Lager. In den Medien wurde das Thema bislang nur gestreift. Hier eine kleine Reportage, dort eine neue Statistik – und flugs gehen wir wieder zur Tagesordnung über. Dabei entstehen in unserem Umfeld durch die Sauferei Schäden in kaum mehr zu beziffernder Höhe. Der Alkohol zerfrisst Gehirnzellen, lähmt Organe, ja er greift nach der Seele des Konsumenten.
    Fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon Erfahrung mit Alkohol gemacht. Das gehört inzwischen zu unserer Kultur wie andernorts das Kauen von Kokablättern. Der Anteil der 12- bis 25-Jährigen, die mindestens schon einmal Alkohol getrunken haben, liegt bereits bei fast 90 Prozent, sagt eine Studie der BZgA aus dem Jahre 2009 2 .
    Und es gibt kaum noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Saufen als Härtetests für Jungs, die einander beweisen wollen, wer mehr verträgt? Dieses Monopol existiert nicht mehr. Mädchen trinken heute sogar durchschnittlich mehr als ihre männlichen Altersgenossen. Das belegen neue Zahlen. Die Jungs waren bis 2006 beim Komasaufen in der Überzahl. Das änderte sich ein Jahr später.
    Der Grund ist einfach: Experten sehen als eine Ursache für den verstärkten femininen Griff zur Flasche die „Alkopops“. Mit diesen süßen alkoholischen Mixgetränken versucht die Industrie, junge Menschen und vor allem die weibliche Zielgruppe für den Konsum von Alkohol zu gewinnen.
    Je süßer ein Getränk ist, umso schmackhafter wird es auch für Mädchen. Deshalb gelten süße Cocktails als Turbobeschleuniger für die Alkoholabhängigkeit. Wodka gemischt mit Cola trinkt sich leicht und verursacht in kürzester Zeit ein angenehmes Rauschgefühl.
    Sich mit Bier in den Vollrausch zu trinken ist sehr viel schwieriger. Die dafür benötigte Menge an Flüssigkeit kann kaum jemand in kurzer Zeit konsumieren. Und beim Komasaufen soll
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