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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht
Autoren: Teri Terry
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mich nach dem Aufwachen an kaum etwas erinnern. Ich bin einfach nur schreiend aufgewacht. Oft hatte ich das Gefühl, vor etwas davongerannt zu sein, ohne zu wissen, was es war.
    Aber diesmal ist es anders. Ich erinnere mich so lebhaft an meinen Traum, als liefe eine Wiederholung direkt vor meinen Augen ab. Ich kann den Schmerz spüren und meine blutigen, gebrochenen Finger sehen. Es ist so real .
    So real wie eine Erinnerung, die in mein Gehirn eingemeißelt ist, klar und deutlich. In all ihren schrecklichen Details, sodass man sie niemals vergessen kann, ganz egal, wie sehr man es versucht. Aber Erinnerungen sind genau das, was ich nicht haben dürfte. Zumindest nicht an Ereignisse aus der Zeit, bevor ich geslated wurde. Fast fühlt es sich an, als hätte das Zeichnen mit der linken Hand gestern etwas aufgewühlt und es aus seinem Versteck an die Oberfläche geholt.
    Wer ist er ? Ist er wirklich oder nur eine Albtraumkreatur aus meinem Unterbewusstsein? Im Traum sehe ich nie sein Gesicht. Erst blendet das Licht meine Augen, dann kann ich vor Schmerz und Tränen nichts mehr erkennen. Aber mein Traum-Ich kennt ihn, erkennt sogar seinen Schritt.
    Eines ist jedenfalls sicher: Wenn es ihn wirklich gibt, will ich es nicht wissen.
    Â»Hmmmm?«
    Â»Sorry, hab ich dich aufgeweckt?«
    Es ist Amy.
    Ich habe tatsächlich geschlafen, ich war an einem dunklen und stillen Ort, traumlos und ruhig. Vielleicht ist die Wirkung der Medikamente doch noch nicht ganz abgeklungen.
    Â»Alles in Ordnung. Ich hab es satt, im Bett rumzuliegen. Kann ich aufstehen?«
    Amy schüttelt den Kopf. »Sie wird dir das auf keinen Fall erlauben. Die Sanitäter haben gesagt, dass du den ganzen Tag im Bett bleiben sollst. Mum hält sich immer ganz genau an alle Anweisungen, selbst wenn sie nicht daran glaubt.«
    Â»Mir ist so langweilig.«
    Â»Armes Ding. Was macht dein Kopf?«
    Â»Er fühlt sich immer noch schlimm an.«
    Â»Kann ich dir irgendetwas bringen? Hast du denn schon Hunger? «
    Â»Nein.«
    Amy dreht sich weg.
    Â»Warte. Du könntest für mich doch etwas tun.«
    Â»Ja?«
    Â»Mein Skizzenblock. Mum hat ihn weggeräumt, damit ich nicht zeichnen kann.«
    Amy zögert, geht dann in ihr Zimmer und kommt zurück. »Hilft dir das?« Sie hält ein kleines leeres Notizbuch und einen Bleistift hoch.
    Â»Perfekt. Danke.«
    Â»Aber versteck es gut.« Sie zwinkert mir zu.
    Ich schiebe das Kissen hinter mich und setze mich so auf, dass ich mit dem Rücken zur Tür sitze und mein Oberkörper das Notizbuch abschirmt. Ich achte aufmerksam auf jedes kleine Knarzen, falls Mum die Treppe hochkommt.
    Aber mit dem beruhigenden Kratzen des Bleistifts auf dem Papier versinke ich mehr und mehr in meiner Arbeit. Ich entferne mich von mir selbst, dem Albtraum – von allem.
    Ich bin jemand anders.
    Â»Du hast Glück, dass ich es bin.«
    Ich fahre hoch.
    Amy schließt die Tür und stellt ein Tablett mit einem Teller Suppe auf den Tisch neben mir. »Was zeichnest du?«
    Ich zeige es ihr. Halb Mum, halb Drache. In verschiedenen Posen. Feuer speiend, über das Haus fliegend.
    Sie lacht. »O Gott, pass bloß auf, dass sie das nicht sieht. Wir müssen die Zeichnung verstecken und …«
    Sie unterbricht sich mitten im Satz und sieht mit gerunzelter Stirn auf meine Hand. Auf meine linke Hand, die den Bleistift hält. Mein Magen zieht sich vor Angst zusammen.
    Â»Ich dachte, du bist Rechtshänderin. Als du mich gemalt hast, hast du jedenfalls die rechte Hand verwendet.«
    Â»Bin ich auch. Ich habe eben mit der rechten Hand gezeichnet und den Stift nur gewechselt, um dir das Notizbuch zu geben.«
    Â»Oh, sorry, natürlich«, sagt sie und lächelt wieder.
    Mein Levo vibriert: 4,6.
    Â»Schokolade?«, fragt Amy.
    Ich schüttle den Kopf. »Sebastian.«
    Amy tritt in den Flur und kommt nur Augenblicke später mit Sebastian zurück, den sie auf meinen Schoß fallen lässt. Er miaut, weil er beleidigt ist, dass er den ganzen Tag nicht in mein Zimmer durfte. Ich streichle ihn und er legt sich schnurrend hin. Seine Pfoten drücken durch die Decke an meine Seite, er fährt immer wieder genüsslich die Krallen ein und aus.
    Â»Willst du jetzt vielleicht doch ein wenig essen?«, fragt Amy.
    Â»Nachher.«
    Als ich wieder auf 5 bin, geht sie nach unten, um fernzusehen. Ich kuschele mich so fest an Sebastian, dass er sich windet und
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