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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition)
Autoren: Teri Terry
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zu sein, als gehörte sie bereits zu meiner Vergangenheit.
    Ich werfe einen Blick auf mein Levo und sehe, dass ich bei 6,1 bin. Überhaupt nicht niedrig. Ich brauche keine Schokolade. Aber wer braucht schon eine Entschuldigung für Süßigkeiten? Also öffne ich die Verpackung.
    »Interessante Frühstückswahl.« Amy setzt sich auf und gähnt. »Bist du Frühaufsteherin?«
    Ich sehe sie verständnislos an.
    »Wachst du immer so früh auf?«
    Ich denke nach. »Ich glaube, schon«, sage ich schließlich. »Aber das könnte auch daran liegen, dass man im Krankenhaus gar keine andere Wahl hat.«
    »Oh, ich erinnere mich. Die grauenhaften Wecker. Frühstück vor sechs.« Sie schaudert.
    »Möchtest du?« Ich halte ihr die Packung Schokolade hin.
    »Verlockend, aber nein danke. Vielleicht später, wenn ich wacher bin. Was ist das?« Sie zeigt auf die Mappe in meiner anderen Hand.
    »Meine Zeichnungen.«
    »Darf ich sie mir anschauen?«
    Ich zögere. Ich zeige sie fast nie jemandem, obwohl Dr. Lysander darauf bestanden hat, sie ab und an durchzusehen.
    »Du musst sie mir nicht geben, wenn du nicht willst.«
    Ich setze mich neben Amy, öffne die Mappe und nehme die Blätter heraus. Amy stößt einen kleinen Schrei aus, als ihr Blick auf das oberste Bild fällt. Ein Selbstporträt. Die eine Gesichtshälfte könnte mein Spiegelbild sein, doch bei der anderen fehlt die Haut und der Augapfel hängt aus einer leeren Höhle.
    »Darf ich?« Amy streckt die Hand aus und ich reiche ihr die Zeichnung.
    Irgendetwas stimmt nicht. Mein Selbstporträt lag gestern nicht oben auf. Ich beginne, durch die Seiten zu blättern.
    »Du bist wahnsinnig gut, das ist wirklich super.«
    Es sind nicht genug Seiten, der Blätterstapel ist nicht so dick, wie er sein sollte. Wo sind meine Zeichnungen?
    »Was ist los?«
    »Einige meiner Bilder fehlen.«
    »Bist du dir sicher?«
    Ich nicke. Ich blättere die Mappe noch einmal langsamer durch.
    Die Bilder von mir, von meinem Zimmer, von Leuten und Orten, die ich mir ausgedacht habe, sind da. Aber viele andere nicht.
    »Ich bin mir ganz sicher. Fast die Hälfte fehlt.«
    »Was war denn darauf zu sehen?«
    »Alles Mögliche. Schwestern. Mein Stockwerk im Krankenhaus, Karten von verschiedenen Klinikabschnitten und Räumen. Dr. Lysander. Und …«
    »Hast du Dr. Lysander gesagt?« Amy reißt die Augen auf.
    Ich nicke und blättere weiter durch die Seiten, überzeugt davon, dass ich sie finden werde, wenn ich nur lang genug suche.
    » Die Dr. Lysander? Kennst du sie wirklich?«
    Ich höre auf zu blättern. Sie sind nicht da. Verschwunden.
    Bzzzz . Eine Warnung an meinem Handgelenk: 4,3 und fallend.
    Amy legt einen Arm um meine Schultern. Ich zittere, aber nicht vor Kälte. Wer kann so etwas tun? Mir die einzigen Dinge nehmen, die mir gehören.
    »Du kannst doch einfach neue Bilder malen, oder nicht?« 3,9 – fallend.
    »Kyla! Sieh mich an.« Amy schüttelt mich. »Sieh her«, wiederholt sie.
    Ich löse meinen Blick von meinem Selbstporträt und dem toten Auge in seiner leeren Höhle und schaue zu Amy. Sorge und Angst um mich spiegeln sich in ihren Augen, obwohl sie mich kaum kennt.
    3,4 …
    »Kyla, du kannst mich zeichnen. Jetzt sofort.«
    Sie zieht den Skizzenblock hervor und legt mir einen Stift in die Hand.
    Ich zeichne.

»Darf ich es sehen?« Amy reckt ihren Kopf vor, aber ich drehe meine Skizze weg.
    »Noch nicht. Halt still oder ich bekomme es nicht fertig.«
    »Jawohl, Madame …«
    »Es dauert nicht mehr lang.« Ich schaue wieder zu Amy und dann auf meine Zeichnung, um ein paar letzte Striche zu machen.
    Amy lächelt. »Was sagt dein Levo?«
    Ich wende mein Handgelenk. »5,2, stabil.«
    Die Tür geht auf, aber ich sehe nicht hoch.
    »Seid ihr Mädels bereit fürs Frühstück?«, fragt Mum.
    »Fast.« Ich schaue noch einmal zu Amy, dann auf die Skizze in meinen Händen. Ein letzter Strich. »Fertig«, sage ich.
    »Lass mich sehen!« Amy springt auf und Mum kommt zu uns herüber.
    »Das ist sehr gut!«, ruft Amy.
    Mums Mund formt ein rundes O der Überraschung. »Das ist Amy! Du hast sie genau getroffen, einfach so. Ich möchte das Bild gerne rahmen lassen und an die Wand hängen. Darf ich?«
    Ich lächle. »Ja klar.«
    Zum Frühstück gibt es Pfannkuchen. Mit Butter, die darauf schmilzt, und Sirup oder Himbeermarmelade. Ich probiere beides zusammen: sehr lecker.
    »Aber glaub mal nicht, dass du jeden Tag so schlemmen kannst«, sagt Mum zu mir. Meine Skizze von Amy hängt mit einem Magnet am
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