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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition)
Autoren: Teri Terry
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Amy heimkommt.
    Meine Mappe mit den Zeichnungen liegt auf dem Kosmetiktisch. Ich greife nach dem Skizzenblock.
    Jetzt, da der erste Schock vorüber ist, interessieren mich die fehlenden Bilder nicht mehr. Wenn ich die Augen schließe, sind sie alle in meinem Kopf. Jedes kleine Detail. Ich zeichne sie einfach noch einmal.
    Ich nehme meinen Bleistift zwischen Daumen und Zeigefinger – genau dort, wo ich mich an der rechten Hand geschnitten habe, mit der ich zeichne. So wird es nicht funktionieren. Es ist Zeit für ein Experiment: Bleistift in die linke Hand. Zuerst fühlt es sich seltsam an, irgendwie falsch. Ich mache ein paar kurze Skizzen, und die Hand entspannt sich, aber ich kann das Gefühl, dass etwas daran falsch ist, nicht abschütteln. Fast als ob ich Angst hätte, dass irgendetwas passieren wird, wenn ich weitermache.
    Aber ich kann nicht aufhören.
    Eine neue Seite: wen zuerst?
    Dr. Lysander. Bei ihr hängt alles an den Augen, wenn man sie richtig hinbekommen will. Aber ihre Augen sind knifflig, meistens abgeschirmt und kühl, aber hin und wieder lugt kurz ihr wahres Ich aus ihnen hervor. Doch wenn das passiert, scheint sie das selbst mehr zu überraschen als mich.
    Erst beginne ich zögerlich, wegen der ungewohnten Hand. Linien, Schattierungen, alles. Ich werde schnell sicherer und mein Selbstvertrauen wächst. Nach und nach sieht Dr. Lysander unter meinem Bleistift zu mir herauf. Die Haare auf meinen Armen stellen sich auf.
    Seltsam.
    Ich zeichne viel besser mit der linken Hand.

Stimmen dringen zu mir. Kommen sie aus dem Vorgarten?
    Ich lege meinen Stift beiseite und laufe zum Fenster. Ein Junge und zwei Mädchen stehen unten im Garten. Sie tragen die gleiche Schuluniform wie Amy: kastanienbraune Pullis und schwarze Hosen. Ich verstecke meine Zeichnung unter den anderen in der Schublade und gehe zur Treppe. Amy und Mum stehen im Flur.
    »Wir machen doch nur einen kleinen Spaziergang. Warum denn nicht?«, fragt Amy.
    »Ich halte das für keine gute Idee. Sie war noch nicht aus dem Haus. Was ist zum Beispiel mit dem Verkehr?«, antwortet Mum.
    Wieder wird über mich gesprochen.
    »Mir ist schon klar, dass ich nicht vor Autos rennen soll«, sage ich, als ich die Treppe runterlaufe.
    »Meinetwegen, dann nimm sie mit! Aber pass gut auf sie auf.«
    »Ich weiß, Mum«, meint Amy. Nachdem Mum aus dem Flur gegangen und außer Hörweite ist, fügt sie leise hinzu: »Ich weiß das besser als du.«
    Sie dreht sich zu mir. »Kyla, komm, du musst meine Freunde kennenlernen.«
    Ich gehe zur Tür.
    »Aber erst Schuhe anziehen.«
    Klar. Amy holt die Turnschuhe, die ich gestern auf dem Weg vom Krankenhaus hierher getragen habe, und wartet, bis ich den Kampf mit den Schnürsenkeln gewonnen habe. Dann gehen wir raus.
    »Das ist Jazz.« Amy zeigt auf einen Jungen. »Und Chloe und Debs. Das ist Kyla.«
    »Oh, die ist süß. Ich wünschte, ich könnte meine Schwester gegen sie eintauschen«, sagt Chloe. »Wie alt ist sie?«
    »Sprich mit ihr , wenn du was wissen willst«, sagt Amy.
    »Ich bin 16«, antworte ich.
    » Sweet sixteen and never been kissed «, fängt Jazz zu singen an, als wir die Straße runtergehen, und sofort beginnen meine Wangen zu brennen.
    Amy boxt ihn in den Arm. »Sei still, du Schwachkopf, sie ist tabu für dich.« Sie blickt zurück – unser Haus verschwindet gerade außer Sichtweite.
    Jazz nimmt ihre Hand. »Sorry, ich hab doch nur Spaß gemacht. Vergibst du mir?«
    »Wahrscheinlich schon«, sagt sie und er legt seinen Arm um ihre Hüfte. Amy ist groß, aber Jazz ist größer und breitschultrig mit einem federnden Gang. Jetzt, da ich ihn von Nahem sehe, schätze ich, dass er schon 18 ist, also ein paar Jahre älter als alle, die ich im Krankenhaus getroffen habe. Und das ist nicht das Einzige, was ihn unterscheidet: Sein Lächeln hat etwas Verschmitztes – etwas, das ich bei einem geslateten Jungen noch nie gesehen habe. Er ist süß.
    Wir gehen durchs Dorf und nehmen den gleichen Weg wie gestern mit dem Auto, vorbei an frei stehenden Häusern wie unserem. Darauf folgen Straßen mit versetzt stehenden Cottages und ein Pub namens »White Lion«. Schließlich kommen wir zu einem Wegweiser, der einen Pfad als Wanderweg ausschildert.
    »Lust auf einen kleinen Ausflug ins Grüne?«, fragt Jazz.
    Chloe und Debs offenbar nicht, denn sie verabschieden sich schnell.
    Aber Amy hakt sich auf der einen Seite bei mir, auf der anderen bei Jazz unter. »Los, kommt«, sagt sie.
    Der Boden ist uneben und holperig und
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