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Geliebter Unsichtbarer

Geliebter Unsichtbarer

Titel: Geliebter Unsichtbarer
Autoren: Tina Folsom
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wiedererkannten, bevor es zu spät und ihr Verstand für immer verloren war.
    „Dr. Cruickshank?“
    Leila schoss von ihrem Stuhl hoch und eilte zur Tür, um sie aufzusperren. Sie hatte sich angewöhnt, ihre Tür zu verschließen, wenn sie alleine im Labor war. Als sie sie jetzt öffnete, sah sie das gerötete Gesicht von Jane, der persönlichen Assistentin des Vorstandsvorsitzenden.
    „Oh, gut, Sie sind noch hier. Ich war mir nicht sicher“, plapperte diese.
    Leila nickte abwesend. Ihre Mitarbeiter waren bereits gegangen, aber obwohl es schon nach acht Uhr abends war, war sie noch nicht bereit, nach Hause zu gehen. Es gab noch so viele Daten, die sie analysieren musste.
    „Jane, brauchen Sie was von mir?“, fragte sie in der Hoffnung, dass die schusselige Sekretärin sich nur ein paar Tütchen Süßstoff oder einen Teebeutel borgen wollte, weil sie wieder einmal vergessen hatte, Nachschub für die Chefetage zu bestellen.
    „Mr. Patten hat mich geschickt. Er fragte, ob Sie eine Minute erübrigen könnten, um mit ihm zu reden.“
    „Jetzt? Ich dachte, er ist schon längst nach Hause gegangen.“ Es war selten, dass jemand außer ihr und dem Nachtwächter noch so spät arbeitete.
    „Schön wär’s! Aber er hatte noch eine späte Besprechung, die gerade erst endete. Natürlich bestand er darauf, dass ich bleibe.“ Jane ließ einen genervten Atemzug von sich. „Also . . . könnten Sie? Ich meine, zu ihm ins Büro kommen?“
    Leila nickte gedankenverloren, obwohl sie die Unterbrechung hasste.
    „Oh, und hätten Sie etwas Süßstoff übrig? Mir ist er ausgegangen.“
    Das erklärte nun auch, warum Jane sie nicht einfach angerufen hatte, um sie zum Büro ihres Chefs zu rufen.
    Leila drehte sich schnell um, packte eine Handvoll Tütchen mit Süßstoff aus der Schüssel auf dem Kühlschrank und drückte sie in Janes ausgestreckte Hände. Sie verriegelte die Tür hinter sich, dann ging sie flankiert von Pattens Assistentin den langen Flur entlang.
    Der Schlüssel, den sie an einer Kette um ihren Hals trug, klimperte gegen ihren Diamantanhänger und verursachte einen fast unheimlichen Klang in dem leeren Flur.
    „Ich bewundere schon immer Ihre Halskette“, meinte Jane. „Wissen Sie noch, wo Sie sie gekauft haben?“
    „Das war eine Maßarbeit“, antwortete Leila und ignorierte das plötzliche Kribbeln an ihrem Nacken. Hastig warf sie einen Blick über ihre Schulter, sah jedoch nichts außer dem glänzenden Linoleumboden und den sterilen weißen Wänden.
    „Maßarbeit?“
    Sie nickte Jane zu. „Ja, ein Juwelier hat sie extra für mich angefertigt.“ Um den 64 GB Memory Stick zu verbergen und ihre Forschungsdaten buchstäblich an ihrem Herzen zu tragen. Aber niemand wusste davon. Vielleicht war es Paranoia, vielleicht war es einfach gesunder Menschenverstand, aber sie wollte dafür sorgen, dass ihre Daten niemals verloren gehen würden.
    „Sie ist wunderschön. Wo ist sein Geschäft? Ich würde mir gerne etwas Ähnliches machen lassen.“
    „Er hat es leider aufgegeben“, log Leila und versuchte, ein bedauerndes Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen.
    Sie konnte den Namen des Juweliers natürlich nicht verraten. Die Gefahr, dass diesem herausrutschen würde, dass ihr Anhänger innen hohl war und die perfekte Größe für einen Memory Stick hatte, war zu groß. Niemand durfte wissen, dass sie ihre Daten mit sich herumtrug. Allein die Tatsache, dass sie diese nicht auf dem Netzwerk der Firma speicherte, war ein rotes Tuch und hatte ihr ein Treffen mit dem obersten Chef eingehandelt. Zum Glück hatte Patten eingelenkt, als sie ihm klargemacht hatte, dass sie Sorge hatte, ihre Forschungsarbeit könnte gestohlen werden. Patten hatte ihr einen Kompromiss angeboten: Jede Nacht, nach Beendigung ihrer Arbeit, würde sie eine Sicherungskopie der Daten auf einem externen Laufwerk speichern, das sie dann in einen Safe einschloss. Nur ihr eigener Daumenabdruck sowie der von Patten war der Schlüssel für den speziell angefertigten Safe. Damit wurde sichergestellt, dass niemand Unberechtigter darauf Zugriff hatte.
    Es schien, als ob ihr Chef annähernd so paranoid war wie sie selbst. Und warum auch nicht? Pharmazeutische Forschung war ein hartes Geschäft. Die erste Firma, die ein neues Medikament entwickelte, hatte einen enormen Vorsprung, mit dem kein anderes Unternehmen konkurrieren konnte. Der Erste zu sein hatte in diesem Geschäft oberste Priorität.
    Ihr Laptop war mit einer speziellen Software ausgestattet, die
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