Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
Rachel hatten beide erst in der Hochzeitsnacht etwas über den Geschlechtsverkehr erfahren und für Lara war die Entdeckung nicht sehr angenehm gewesen.
    Rachel schien wie immer ihre Gedanken lesen zu können. »Oh, Lara«, murmelte sie, wobei ihr selber die Röte in die Wangen stieg, »Lord Hawksworth hat sich sicher nicht so um dich gekümmert, wie er sollte.« Leiser fuhr sie fort: »Mit jemandem zu schlafen ist gar nicht so schrecklich. Es gab Zeiten mit Terrell, am Anfang unserer Ehe, als ich es sogar recht angenehm fand. In der letzten Zeit ist es natürlich nicht mehr so. Aber ich kann mich wenigstens daran erinnern, wie es einmal war.«
    »Angenehm?« Lara starrte ihre Schwester entgeistert an. »Jetzt ist es dir zumindest einmal gelungen, mich zu schockieren. Ich begreife nicht, wie du so etwas Peinliches und Schmerzhaftes gemocht haben kannst – es sei denn, du machst einen schlechten Witz.«
    »Gab es denn keine Gelegenheiten, als Lord Hawksworth dich geküsst und umarmt hat, wo du dich behütet und … nun, wie eine Frau gefühlt hast?«
    Lara schwieg verblüfft. Sie konnte nicht verstehen, wie Liebemachen – ein ironischer Ausdruck für solch einen widerwärtigen Akt – nicht schmerzhaft sein sollte. »Nein«, erwiderte sie nachdenklich, »ich kann mich nicht erinnern, so etwas jemals empfunden zu haben. Hunter hat mich selten geküsst oder umarmt. Und wenn es vorbei war, war ich stets froh darüber.«
    Rachel schaute sie mitleidig an. »Hat er dir jemals gesagt, dass er dich liebt?«
    Die Vorstellung ließ Lara hohl auflachen. »Du meine Güte, nein, Hunter würde so etwas nie zugegeben haben!«
    Sie verzog die Mundwinkel. »Er hat mich nicht geliebt. Es gab eine andere Frau, die er an meiner Stelle hätte heiraten sollen. Ich glaube, er hat diesen Fehler oftmals bereut.«
    »Das hast du mir nie erzählt!«, rief Rachel aus. »Wer ist sie?«
    »Lady Carlysle«, murmelte Lara, insgeheim überrascht, dass nach all der Zeit dieser Name ihr immer noch einen schlechten Geschmack im Mund bereitete.
    »Wie ist sie denn? Hast du sie jemals kennen gelernt?«
    »Ja, bei mehreren Gelegenheiten. Sie und Hunter waren diskret, aber es war offensichtlich, wie jeder von ihnen die Gesellschaft des anderen genoss. Sie mochte die gleichen Dinge wie er – Reiten, Jagen, Pferde. Wahrscheinlich hat er sie häufig heimlich besucht, auch als wir bereits miteinander verheiratet waren.«
    »Warum hat denn Lord Hawksworth nicht Lady Carlysle geheiratet?«
    Lara zog die Knie an, umfasste sie und legte ihr Kinn darauf. »Ich war viel jünger und sie war über das Alter hinaus, in dem sie Kinder bekommen konnte. Hunter wollte einen Erben … und wahrscheinlich dachte er, er könne mich nach seinen Vorstellungen formen. Ich versuchte ja, ihm zu gefallen. Leider konnte ich ihm das Einzige, was er von mir wollte, nicht geben.«
    »Ein Kind«, murmelte Rachel. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte Lara, dass Rachel an ihre eigene Fehlgeburt dachte, die einige Monate zurücklag. »Keine von uns beiden hat in dieser Hinsicht viel Glück, nicht wahr?«
    Laras Gesicht brannte, als sie fortfuhr: »Zumindest hast du unter Beweis gestellt, dass du in der Lage bist zu empfangen. Mit Gottes Hilfe wirst du eines Tages ein Kind bekommen. Ich dagegen habe alles versucht – ich habe alle möglichen Gebräue getrunken und Mondkarten zu Rate gezogen und zahlreiche lächerlichen und demütigenden Übungen auf mich genommen. Nichts hat geholfen. Als Hunter schließlich nach Indien reiste, war ich so froh darüber. Es war ein Segen, alleine zu schlafen und mich nicht jede Nacht fragen zu müssen, ob ich wohl seine Schritte vor meiner Tür hören würde.« Lara erschauerte bei den Erinnerungen, die sie überfluteten. »Ich schlafe nicht gern mit einem Mann. Ich möchte es nie wieder tun.«
    »Arme Larissa«, murmelte Rachel. »Du hättest mir das schon vor langer Zeit erzählen sollen. Du bist immer so bemüht, die Probleme anderer zu lösen, und so zurückhaltend, wenn es um deine eigenen geht.«
    »Wenn ich es dir erzählt hätte, so hätte das auch nichts geändert«, erwiderte Lara mit dem schwachen Anflug eines Lächelns.
    »Wenn ich etwas zu sagen gehabt hätte, dann hätte ich jemand Geeigneteren für dich ausgesucht als Lord Hawksworth. Ich glaube, Mama und Papa waren so geblendet von seiner Stellung und seinem Reichtum, dass sie die Tatsache übersahen, dass ihr einfach nicht zusammenpasstet.«
    »Es war nicht ihre Schuld«, sagte Lara.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher