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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter
Autoren: Rebecca Michéle
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immer dreister, und ich verstehe nicht, warum die englische Marine ihrer nicht habhaft werden kann.«
    Bei dem Wort Piraten wurde Eloises Interesse geweckt, und sie lauschte aufmerksam.
    »Keine Sorge, Sir Gilbert, die Burschen werden es nicht wagen, eines meiner Schiffe anzugreifen«, entgegnete Sir David entschlossen und grimmig. »Wir segeln im Konvoi mit vier Fregatten. Sie sehen alle aus wie gewöhnliche Handelsschiffe, aber zwei von ihnen sind bis unter die Mastspitzen mit Kanonen bestückt. Die Piraten sollen ruhig kommen – bevor sie überhaupt kapieren, was geschieht, werden meine Schiffe die Angreifer mit ihren Zehnpfündern bereits auf dem Meeresgrund geschossen und die Piraten in die Hölle geschickt haben.«
    Die anwesenden Männer nickten zustimmend, während einige Damen ob dieser derben Wortwahl die Brauen runzelten.
    »Ihr habt vollkommen recht, Sir David«, rief ein Gast. »Erst vor zwei Monaten ist wieder ein Schiff, das den Hafen von Falmouth verlassen hat, gekapert, geplündert und versenkt worden. Es soll erneut die Tat von diesem unsäglichen Dark Flynn gewesen sein …«
    »Schon wieder Dark Flynn!« Morgans Faust krachte auf die Tischplatte. »Der ist der Schlimmste von allen! Ich wünschte, ich würde ihn zu fassen bekommen, dann würde ich ihn höchstpersönlich an der Rah aufknüpfen.«
    Auch Eloise war bei der Nennung des Namens zusammengezuckt. Captain Dark Flynn … der Mann, der Ryan getötet hatte! Zum ersten Mal an diesem Abend empfand sie eine Art von Sympathie für ihren Tischherrn, denn sie teilteseinen Zorn auf den dreisten Piraten. Spontan legte sie ihre linke Hand auf seinen Ärmelaufschlag.
    »Ich wünsche Euch, dass Ihr diesem Ungeheuer niemals begegnen werdet, Sir David«, sagte sie besorgt. »Soweit ich gehört habe, hat noch nie jemand eine Konfrontation mit Dark Flynn überlebt. Der Pirat soll schon weit über hundert Menschen ermordet haben.«
    »Eure Sorge ehrt mich, Lady Eloise«, antwortete Sir David und sah Eloise so tief in die Augen, dass sie schnell den Kopf zur Seite drehte. Glücklicherweise fuhr ihr Vater fort: »Niemand kennt sein Gesicht!« Lord Gilbert seufzte besorgt. »Man stelle sich vor, der Pirat könnte auf der Straße einfach so an einem von uns vorbeigehen, und wir würden den Verbrecher nicht erkennen.«
    Eloise sah ihren Vater erstaunt an.
    »Wieso weiß niemand, wie Dark Flynn aussieht? Er treibt doch schon so viele Jahre sein Unwesen.«
    »Er trägt eine Maske«, antwortete Sir David. »Offenbar ist er vor Jahren bei einem Kampf so schwer verletzt worden, dass niemand den Anblick seines zerstörten Gesichtes ertragen würde.«
    Eloise zog die Unterlippe zwischen die Zähne, überlegte einen Moment und sagte dann verwundert:
    »Das verstehe ich nicht. Entweder erkennt man den Piraten an seiner Maske oder an seinem vernarbten Gesicht. Ob mit oder ohne Maske, ist doch eigentlich egal …«
    »Ihr solltet Euch nicht mit solch unerfreulichen Dingen belasten, Lady Eloise.« Sir David schnitt ihr das Wort ab und runzelte unwillig die Stirn. »Das ist wahrlich nicht der richtige Gesprächsstoff für Damen.«
    »Ich finde auch, wir sollten das Thema wechseln«, warfEloises Mutter ein und bedachte ihre Tochter mit einem vorwurfsvollen Blick. »Sir David, bitte berichtet doch ein wenig von Jamaika. Stimmt es, dass dort immer die Sonne scheint und man im Meer baden kann?«
    Die anwesenden Damen lächelten verlegen und senkten beschämt den Blick. Es war eine ungeheuerliche Vorstellung, sich im Badekostüm fremden Augen zu zeigen und zu schwimmen. Auch wenn diese neue
Mode
sogar hier in Cornwall in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch fand.
    Das Tischgespräch drehte sich nun um die Frage, ob es von Vor- oder Nachteil war, auf einer Karibikinsel zu leben, und kurze Zeit später wurde der musikalische Teil des Abends eröffnet. Beinahe jede der anwesenden Damen trug etwas dazu bei, auch Eloise kam nicht umhin, ein Lied zu singen. Eigentlich sang sie recht gerne. Sie hatte eine schöne Stimme und ein sicheres Gespür dafür, die richtigen Töne zu treffen. Heute war sie aber recht lustlos bei der Sache, denn David Morgan ließ sie nicht aus den Augen. Eloise fühlte sich durch seine Blicke nicht geschmeichelt, sondern peinlich berührt. Sie war froh, als sich die ersten Gäste verabschiedeten und sie sich in ihr Zimmer zurückziehen konnte.
     
    Am nächsten Vormittag wurde ein Brief von David Morgan abgegeben, in dem er sich für den reizenden Abend
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