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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter
Autoren: Rebecca Michéle
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schreckliche Nachricht die Grafschaft: Die
Endeavor
, das Schiff, mit dem Ryan in die Kolonien segelte, war in der Karibik von Piraten angegriffen und versenkt worden. Dem etwas kleineren, wendigen Begleitschiff war es gelungen zu entkommen, aber auf der
Endeavor
gab es keine Überlebenden. Der seit Jahren berüchtigte Captain Dark Flynn, der immer wieder Handelsschiffeim Atlantik und in der Karibik aufbrachte, plünderte und versenkte, war dafür bekannt, niemals Zeugen seines schändlichen Tuns am Leben zu lassen. An diesem furchtbaren Tag hatten dreiundneunzig Seeleute, Händler und Passagiere ihr nasses Grab auf dem Meeresgrund gefunden. Unter ihnen Ryan Mitchell.
    Als Eloise die Nachricht erhielt, brach sie ohnmächtig zusammen und dachte, nun wäre auch ihr Leben beendet.

1. Kapitel
     
    Cornwall, England, Oktober 1766
     
    Du siehst wunderschön aus!« Kate steckte die letzte rotblonde Flechte hinter Eloises Ohr fest und trat dann beinahe ehrfurchtsvoll einen Schritt zurück. »Die Männer werden dir zu Füßen liegen.«
    Eloise betrachte sich im Spiegel der Frisierkommode. Kerzenschein tauchte ihr Gesicht in ein warmes Licht und ließ ihre Augen strahlen. Dennoch zuckte sie gleichgültig mit den Schultern und murmelte: »Als ob mir das wichtig wäre.«
    Kate, die Eloise seit dem Tag ihrer Geburt umsorgte und immer an ihrer Seite war, unterdrückte einen Seufzer und schwieg. Während sie der grazilen, aber an den richtigen Stellen wohlproportionierten jungen Frau in das hellgrüne Seidenkleid half, dessen Ausschnitt den Ansatz von Eloises vollen und festen Brüsten in gerade noch schicklicher Weise enthüllte, bedauerte sie, dass ihr Schützling keinerlei Heiratsabsichten hegte. Eloise Gilbert war jetzt sechsundzwanzig Jahre alt und galt damit schon als alte Jungfer. Es war beileibe nicht so, dass keiner Eloise zur Frau haben wollte, im Gegenteil! Allein im vergangenen Jahr hatte sie vier Heiratsanträge abgelehnt.
    »Es ist zehn Jahre her, Eloise, du musst endlich beginnen, ein neues Leben zu führen.« Bevor Kate nachgedacht hatte, waren ihr die Worte entschlüpft.
    Über Eloises Gesicht fiel ein Schatten, und ihre Mundwinkel zuckten.
    »Zehn Jahre …«, wiederholte sie gedehnt. »Um genau zu sein, sind es zehn Jahre, zwei Monate und neun Tage. Mir ist, als wäre unsere Trennung gestern gewesen. Wenn ich die Augen schließe, dann spüre ich immer noch seinen Kuss auf meinen Lippen, seinen Abschiedskuss …«
    Mitfühlend legte Kate einen Arm um Eloises Schultern. Obwohl kein Name gefallen war, wussten beide, wer Eloises Erinnerung beherrschte.
    »Er hätte nicht gewollt, dass du dein Leben lang um ihn trauerst«, sagte Kate mit sanfter Stimme. »Eine Frau sollte heiraten und Kinder bekommen …«
    »Ach ja, Kate?«, unterbrach Eloise, den Anflug eines Lächelns auf den Lippen. »Warum hast du dann nie geheiratet?«
    »Im Gegensatz zu dir ergab sich bei mir nie die Gelegenheit. Bei mir haben die Männer nie Schlange gestanden, da ich weder ein hübsches Gesicht und noch weniger eine entsprechende Mitgift zu bieten hatte. Dann kam ich zu deinen Eltern in Stellung und durfte mich um das schönste und liebenswerte Mädchen der Welt kümmern. Auch wenn du nicht mein eigen Fleisch und Blut bist, ich könnte eine leibliche Tochter nicht mehr lieben.«
    Gerührt drückte Eloise Kates Hand und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Es wäre so schön gewesen, wenn du Ryans und meine Kinder auch hättest erziehen können, aber das Schicksal hat es anders gewollt.« Für einen Moment presste Eloise die Lippen zusammen, und in ihren grünen Augen funkelte Zorn. »Es war so ungerecht, dass wir uns nicht lieben durften, nur weil vor langer Zeit einmal eine Mitchell eine unglückliche Liaison mit einem Gilbert hatte und seitdem die Familien inZwist lebten. Ich hätte einfach mit Ryan durchbrennen sollen, aber er gehorchte dem Befehl seines Vaters … ein Befehl, der seinen Tod bedeutete …«
    »Ihr wart damals viel zu jung«, erinnerte Kate sie. »Ich habe dir schon oft gesagt, dass ich Ryans Entschluss, die Reise zu unternehmen, richtig fand, und ich bin sicher, wäre das furchtbare Unglück nicht geschehen, wäre dein Ryan als gestandener Mann zurückgekehrt, und eure Eltern hätten die Erlaubnis zur Hochzeit gegeben.«
    »Es war kein Unglück, es war Mord! Ryan wurde von einem grausamen und habgierigen Piraten ermordet. Für den Rest meines Lebens werde ich diesen Dark Flynn hassen! Niemandem gelingt es, diesen
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