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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter
Autoren: Rebecca Michéle
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Verbrecher zu fassen und ihm endlich den Prozess zu machen.« Erregt ging Eloise im Zimmer auf und ab. »Wie sehr wünsche ich mir, ein Mann zu sein und diesen Piraten ausfindig zu machen! Auge in Auge würde ich ihm gegenüberstehen, und dann würde er für das, was er Ryan angetan hat, büßen.«
    Solche Reden waren Kate nicht neu. Nachdem bei Eloise der erste Schock über Ryans Tod verebbt war, waren die Gedanken an Vergeltung der einzige Rettungsanker, mit dem Eloise ihren Schmerz und ihre Trauer ertragen konnte.
    »Der Überfall hatte aber auch die Versöhnung der verfeindeten Familien zur Folge«, gab Kate zu bedenken. »Nichts auf der Welt ist so furchtbar, als dass nicht auch ein bisschen Gutes dabei wäre. Ich bin sicher, Ryan hätte sich darüber gefreut.«
    Kate war die Einzige, die so zu Eloise sprechen durfte, und die junge Frau wusste, dass Kate im Grunde genommen recht hatte. In der Tat hatte Ryans Tod dazu geführt, dass Lord Gilbert, Eloises Vater, seinem Erzfeind Thomas Mitchell kondolierte und die beiden Männer den lange zurückliegendenStreit ihrer Vorfahren begruben. Mrs. Mitchell war ein geachtetes Mitglied des Kirchenpflegekomitees geworden, dessen Vorsitzende Lady Gilbert war. Zwar verkehrten die Mitchells nach wie vor nicht in Milton Green, dem Heim der Gilberts, denn sie waren nur einfache Kaufleute ohne adlige Abstammung, auch wenn Thomas Mitchell über ein erhebliches Vermögen verfügte.
    »Es wird Zeit hinunterzugehen, Eloise.« Kate riss sie aus ihren Gedanken. »Ich glaube, die ersten Gäste treffen gerade ein.«
    Lord und Lady Gilbert hatten zu einem zwanglosen Dinner und einer kleinen musikalischen Soiree geladen. Bekannte und Nachbarn wurden erwartet, und Eloise hoffte, der Abend möge rasch vorübergehen. Sie konnte die Blicke mancher Damen, die sich fragten, warum sie immer noch nicht verheiratet war, nur schwer ertragen, ohne eine spitze und eindeutig unangemessene Bemerkung zu machen. Noch schlimmer war jedoch, dass ihre Eltern bestimmt wieder einen einzelnen Herrn eingeladen und diesen als Eloises Tischnachbarn bestimmt hatten. Wenn Lord Gilbert Eloises Entschluss, sich nicht zu vermählen, bisher auch respektiert hatte, so ließ ihre Mutter keine Gelegenheit aus, Eloise mit heiratsfähigen und gutsituierten Männern in Kontakt zu bringen.
    Eloise sollte recht behalten. Kaum hatte sie die Halle, in der die Gäste mit Champagner empfangen wurden, betreten, stellte der Vater ihr einen Mann vor, der nur wenig jünger als er selbst war.
    »Sir David Morgan!«, sagte Eloise überrascht. »Ich dachte, Ihr lebt auf Jamaika?«
    Der große, schlanke Mann, dessen dunkelbraunes Haar an den Schläfen bereits ergraut war, lächelte erfreut.
    »Es ist mir eine Ehre, Miss Gilbert, dass Ihr Euch an meine Wenigkeit erinnert. In der Tat lebe ich auf dieser schönen Insel, aber die Geschäfte erfordern es von Zeit zu Zeit, die Heimat aufzusuchen.«
    Lord David Morgan war ein langjähriger Bekannter von Eloises Vater. Vor acht Jahren hatte er auf der Karibikinsel Jamaika eine Zuckerrohrplantage aufgebaut und war bereits vor drei Jahren bei einer seiner Reisen nach England Gast in Milton Green gewesen. Schon damals hatte er Interesse an der schönen Eloise bekundet, die ihm jedoch die kalte Schulter zeigte. Umso mehr freute sich David darüber, heute ihr Tischherr sein zu dürfen. Er war nicht mehr der Jüngste, und es war an der Zeit, zu heiraten und Erben in die Welt zu setzen. Seine Zuckerrohrplantage brauchte eine Hausherrin, und er wünschte sich eine Frau, die ihm die Nächte versüßte. Eloise war zweifellos eine attraktive Frau, auch wenn sie nicht mehr in der Blüte ihrer Jugend stand. David beschloss, die Zeit bis zu seiner Abreise zu nutzen, nachdrücklich um sie zu werben.
    Er wich Eloise nicht mehr von der Seite, und diese war viel zu gut erzogen, um sich anmerken zu lassen, dass sie David Morgans Monologe langweilten. Sie war froh, als endlich der Gong ertönte und die Gesellschaft sich ins Speisezimmer begab. Zu Eloises Rechten nahm Reverend Pendryn Platz, ein großer Musikliebhaber und gern gesehener Gast in Milton Green. So konnte sich Eloise immer wieder für ein paar Augenblicke Morgans Aufmerksamkeiten entziehen, indem sie mit Reverend Pendryn ein Gespräch über die geplante Restaurierung des normannischen Taufbeckens begann.
    »Es bleibt nur zu hoffen, Sir David, dass Eure Schiffe ungeschoren über den Atlantik gelangen«, hörte Eloise ihrenVater sagen. »Die Piraten werden
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