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Geliebte Rebellin

Titel: Geliebte Rebellin
Autoren: Amanda Quick
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diese Kenntnisse schon sehr nützlich gewesen.«
    »Ich verstehe. Nun, das ist natürlich alles äußerst interessant. Aber ich kann leider keinen Chemiker gebrauchen.«
    »Sie haben darauf bestanden, dass es ein Mann sein muss, der so gut wie keine Aufmerksamkeit erregt. Ein seriöser, gesetzter und unauffälliger Sekretär.«
    »Ja, aber . . .«
    »Gestatten Sie mir, Ihnen mitzuteilen, dass ich oft mit ebendiesen Worten beschrieben worden bin. In jeder Hinsicht so fad wie Haferschleim.«
    Charlottes Augen begannen, Funken der Gereiztheit zu sprühen. Sie sprang auf und schritt um ihren Schreibtisch herum. »Es fällt mir außerordentlich schwer, Ihnen das zu glauben, Sir.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Ihnen das schwerfallen sollte.« Baxter setzte seine Brille ab, während Charlotte in dem kleinen Arbeitszimmer umherlief. »Sogar meine eigene Tante sagte mir immer wieder, ich brächte es fertig, innerhalb von weniger als zehn Minuten jeden im Umkreis von zwanzig Metern in einen Zustand akuter Langeweile zu versetzen. Miss Arkendale, ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht nur langweilig aussehe, nein, ich bin es tatsächlich.«
    »Vielleicht sind schlechte Augen in Ihrer Familie verbreitet, Sir. Ich würde Ihrer Tante empfehlen, sich Augengläser wie die zuzulegen, die Sie tragen.«
    »Meine Tante würde um keinen Preis auf Erden mit einer Brille herumlaufen.« Baxter sann einen Moment lang über die unerhört modebewusste Rosalind, Lady Trengloss, nach, während er seine Brillengläser polierte. »Sie trägt ihre Brille nur dann, wenn sie ganz sicher sein kann, dass niemand in ihrer Nähe ist. Ich möchte bezweifeln, dass ihre eigene Zofe sie jemals mit einer Brille auf der Nase zu sehen bekommen hat.«
    »Das wiederum bestätigt mich nur in meinem Verdacht, dass Ihre Tante Sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr genauer angesehen hat, Sir. Vielleicht waren Sie damals noch ein Wickelkind.«
    »Wie bitte ?«
    Charlotte drehte sich abrupt zu ihm um. »Mr. St. Ives, die Frage des Augenlichts hat eine ganze Menge mit dem zu tun, was ich Ihnen gerade klarzumachen versuche.«
    Baxter setzte seine Brille mit besonnener Bedächtigkeit wieder auf. Ganz offensichtlich verlor er den Gesprächsfaden aus den Augen. Das war kein gutes Zeichen. Er zwang sich, Charlotte mit seiner gewohnten analytischen Distanz zu mustern.
    Sie wies so gut wie keine Ähnlichkeit mit den meisten anderen Damen in seinem Bekanntenkreis auf. In Wahrheit gelangte Baxter, je länger er sich in ihrer Gegenwart aufhielt, immer mehr zu der Überzeugung, dass sie absolut einzigartig war.
    Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass er trotz allem, was er über sie wusste, wider Willen fasziniert von ihr war. Sie war um einiges älter, als er erwartet hatte. Fünfundzwanzig, das hatte er ganz nebenbei in Erfahrung gebracht.
    Ihr Mienenspiel erinnerte an die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen in einem Röhrchen über einer glühendheißen Flamme, und obwohl sich auf ihren Zügen alle Emotionen mit äußerster Intensität zeigten, waren sie doch ebenso schnell wieder verschwunden. Ihre Augen wurden von kräftigen Augenbrauen und langen Wimpern eingerahmt. Eine ausgeprägte Nase, hohe Wangenknochen und ein ausdrucksvoller Mund vermittelten den Eindruck von temperamentvoller Entschlossenheit und einem unbeugsamen Willen.
    Mit anderen Worten , dachte Baxter, diese Frau setzt ihren Kopf um jeden Preis durch.
    Ihr schimmerndes kastanienbraunes Haar war über einer hohen, intelligenten Stirn in der Mitte gescheitelt. Sie hatte es zu einem strengen Knoten aufgesteckt, ließ jedoch ein paar kleine Korkenzieherlöckchen um ihre Schläfen tanzen.
    Während die Mode der laufenden Ballsaison übertrieben tief ausgeschnittene Mieder und hauchdünne Stoffe vorschrieb, alles dazu gedacht, die weiblichen Formen möglichst deutlich zur Geltung zu bringen, trug Charlotte ein erstaunlich sittsames Kleid. Es war aus gelbem Musselin geschneidert, hatte eine hoch angesetzte Taille und lange Ärmel und war mit weißen Rüschen eingefasst. Unter dem keineswegs kokett schwingenden, sondern nur angedeuteten Volant, der den Saum zierte, schauten gelbe Schuhe aus Glacéleder heraus. Ihm entging nicht, dass sie sehr hübsche Füße hatte, wohlgeformt und mit zierlichen Knöcheln.
    Da ihn die Richtung seiner Gedanken entsetzte, wandte Baxter den Blick schnell ab. »Verzeihen Sie, Miss Arkendale, aber ich scheine nicht begriffen zu haben, was Sie mir klarmachen
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