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Geliebte magische Lilie

Geliebte magische Lilie

Titel: Geliebte magische Lilie
Autoren: Renate Blieberger
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zurückzuweichen, aber wie von jemand anderem gelenkt schob sie sich immer weiter vor, bis sie über den Stamm gebeugt stehen blieb. In dem Moment ertönte ein tiefes Grollen, als ob die Erde selbst klagen würde, dann schoss die Masse, wie ein Geysir aus dem Stumpf hoch, ergoss sich über sie, warf sie um und überschwemmte den gesamten Wald.

    Anna fuhr mit einem Schrei hoch, und bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass sie nicht im Wald, sondern in ihrem Bett war. Sie stöhnte gequält auf, sie hatte wieder von dem Brand und der blutigen Flut geträumt, oder besser gesagt sie hatte eine Vision gehabt, wie jede Nacht seit Monaten. Mit zitternden Händen schob sie die Bettdecke, die sich um ihre Füße verstrickt hatte, weg, um aufzustehen und zum Bad zu taumeln. Dort angekommen wusch sie sich das schweißnasse Gesicht. Aus dem Spiegel sah ihr ein blasses Gesicht entgegen, Anna war eine Hexe, Visionen waren ihr nicht neu, die Magie sprach öfter mit ihr. Aber noch nie war sie so lange von einer Vision gequält worden, ohne auch nur einen Hinweis auf die Lösung zu erhalten. Sie lachte bitter auf, die Magie war offenbar nachtragender als ihre Eltern. Das war wohl die Strafe, weil sie vor einigen Monaten gegen die Regeln des Zirkels verstoßen hatte, um ihrer Freundin Jess das Leben zu retten. Es war Hexen verboten sich in die Belange von anderen übersinnlichen Wesen einzumischen, und Jess Gefährte war ein Werwolf. Dabei hatte die Magie selbst ihr die Vision von dem anderen Wolf geschickt, die sie dann an Lukas weitergegeben hatte. Lukas, wenigstes hatte ihre Freundin seitdem ein herrliches Leben, der Wolf las seiner Gefährtin jeden Wunsch von den Augen ab. Während Anna selbst sich mit flüchtigen Bekanntschaften zufriedengeben musste, verscheuchten ihre Eltern doch zuverlässig jeden Mann aus ihrem Leben. Hatten sie doch die verrückte Idee, nur ein Hexer käme für Anna infrage. Sie seufzte abermals auf, natürlich hätte sie ausziehen können, sie war immerhin schon dreißig und nicht dreizehn. Aber zum einen wäre das Leben als Hexe um ein ganzes Stück schwieriger geworden, wenn sie all die Rituale und Angewohnheiten vor jemand hätte verstecken müssen. Und zum Zweiten hätte sie ihre Eltern verloren, da die beiden so sehr an den alten Traditionen hingen, dass es für sie schier undenkbar war, dass Anna sich vom Zirkel abwenden könnte. Zumal dadurch die Beiden dort ebenfalls in Ungnade gefallen wären, das konnte und wollte sie ihnen nicht antun. Anna liebte die Magie und die sanfte Berührung von Mutter Erde und ihre Eltern, aber diese verstaubten Zirkelregeln waren ihr zuwider. Sie spielte nur wegen ihrer Eltern mit, also führte sie praktisch ein Doppelleben. Vor ihnen gab sie die brave Zirkelhexe, die sich nur dann und wann einen kleinen Ausreißer aus der Routine vergönnte. Aber hinter ihrem Rücken hatte sie sich ein kleines Stück Freiheit geschaffen. Sie traf sich in den Nachbarstädten mit Männern, manchmal hielt so eine lockere Beziehung sogar einige Monate, bis es selbst dem gutmütigsten zu viel wurde, und er darauf bestand, ihre Familie kennenzulernen. Aber eigentlich war ihr in den vergangenen Monaten die Lust auf solche lockeren Sachen vergangen, Jess und Lukas Glück vor Augen, war weniger als das einfach nur unbefriedigend. Sie schüttelte sich, um ihren Kopf freizubekommen, egal wie deprimierend ihr Leben, und wie grauenerregend diese Visionen auch waren, sie hatte keine Lust sich deswegen auch noch die Hysterie ihrer Eltern anzuhören. Die waren schon wegen der Sache mit Jess aus dem Häuschen gewesen, und hatten ihr praktisch Haussarest verpasst. Nicht, dass sie den nicht sabotiert hätte, sobald die beiden geschlafen hatten. Aber jetzt war bald Weihnachten, und sie hatten sich gerade ein wenig beruhigt, heute hatten sie zur Beendigung von Annas Haussarest sogar ein feierliches Abendessen angekündigt. Da würde sie den Teufel tun und sie mit Weltuntergangsszenarien wieder in Aufregung versetzten.

    Einige Stunden später

    Anna saß an ihrem Platz am Tisch und wartete, bis ihre Mutter das Essen auftrug. Da ihr Versuch Hilfe anzubieten mit einer gebieterischen Handbewegung ihrer Mutter beendet worden war, lies sie sich nun eben bedienen. Ihr Vater saß ihr gegenüber und musterte sie ernst, sie bemühte sich feierlich zu wirken, malte sich in Gedanken aber schon aus was sie nach dem Ende ihres „Haussarestes“ heute tun würde. Sie musste nur noch das Essen und die abschließende
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