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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin
Autoren: Julie Garwood
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Nathan auf. Er zog eine Augenbraue in die Höhe, um auszudrücken, wie absurd er diesen Vorschlag fand. »Du erinnerst dich doch sicher noch daran, was geschah, als ich das letztemal deinem Ratschlag folgte, oder?«
    »Natürlich weiß ich das, aber die Dinge könnten sich inzwischen geändert haben, oder es könnte ein Mißverständnis gegeben haben. Saras Vater …«
    »Ein Mißverständnis?« polterte Nathan. »Ich habe ihnen am Donnerstag geschrieben und mich bestimmt nicht mißverständlich ausgedrückt.«
    »Natürlich«, erwiderte Colin. »Du hast ihnen mitgeteilt, daß du deine Braut am Montag abholen würdest.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß ich ihr mehr Zeit zum Packen hätte lassen müssen?«
    Colin lächelte breit. »Natürlich, und das habe ich dir auch gesagt. Trotzdem muß ich gestehen, daß ich ziemlich erstaunt war, als sie davongelaufen ist. Sie war ziemlich schnell, nicht?«
    »Ja, das war sie«, antwortete Nathan belustigt.
    »Du hättest sie einholen können.«
    »Warum? Meine Männer sind ihr gefolgt, und ich wußte, wo sie sich aufhielt. Ich hatte mich aber entschlossen, sie noch eine Weile allein zu lassen.«
    »Du hast ihr eine Galgenfrist gegönnt, stimmt’s?«
    Nathan lachte. »Sie ist nur eine Frau, Colin, aber du hast recht – ich wollte ihr noch ein wenig Aufschub gewähren.«
    »Es war mehr als das. Du wußtest genau, daß sie in Gefahr schweben würde, wenn du deinen Anspruch auf sie so ohne weiteres geltend machst. Das wolltest du nicht zulassen, und du hast sie dadurch, daß du sie in Ruhe gelassen hast, vor Schaden bewahrt. Das war deine Art, sie zu beschützen, oder steckt ein anderer Grund dahinter?«
    »Warum fragst du, wenn du ohnehin schon alles weißt?«
    »Gott helfe euch beiden, das nächste Jahr wird die Hölle – ihr habt die ganze Welt und besonders die Winchesters gegen euch.«
    Nathan zuckte mit den Schultern. »Ich werde gut auf sie aufpassen.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Dieses verrückte Mädchen hat doch tatsächlich eine Passage auf einem meiner Schiffe gebucht, um vor mir zu fliehen. Das ärgert mich noch immer.«
    »Das verstehe ich nicht«, erwiderte Colin. »Sie konnte unmöglich wissen, daß du der Eigner des Schiffes bist. Du hast ja selbst darauf bestanden, daß niemand etwas von deiner Beteiligung an der Company erfährt, hast du das vergessen?«
    »Wenn ich das nicht getan hätte, hätten wir überhaupt keine Klienten. Du weißt verdammt gut, daß der Name St. James in der feinen Gesellschaft nicht gerade einen guten Klang hat. Meine Familie scheint immer noch so rauhbeinig zu sein wie früher.« Sein Grinsen zeigte seinem Freund, daß er diesen Charakterzug nicht unbedingt verurteilte.
    »Etwas kommt mir seltsam vor«, sagte Colin, um das Thema zu wechseln. »Deine Männer sind Lady Sara gefolgt, um sie im Auge zu behalten, aber du hast sie nie gefragt, wie sie aussieht.«
    »Dich hat das bis jetzt auch nicht interessiert; du hättest dich ja auch bei Leuten, die sie kennen, danach erkundigen können«, konterte Nathan.
    Colin zuckte nur mit den Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Menschenmenge im Park zu. »Ich dachte, daß du keine Lust hast, nur wegen dieses Vertrages, so ein großes Opfer zu bringen. Nach allem, was Sara …« Er brach mitten im Satz ab, als er seine Schwester und eine andere Frau, die knapp hinter ihr ging, auf sich zukommen sah. Sie blieben in einiger Entfernung stehen. »Da ist Becca«, sagte er. »Wenn diese dumme Gans doch nur einen Schritt beiseite gehen würde …« Plötzlich schnappte Colin nach Luft. »Jesus … kann das Lady Sara sein?«
    Nathan gab keine Antwort. Wahrscheinlich hätte er ohnehin kein Wort herausgebracht, da er so sehr damit beschäftigt war, die Erscheinung, die dort auf dem Rasen stand, in sich aufzunehmen.
    Dieses Mädchen war bezaubernd. Nathan schüttelte den Kopf. Nein, sagte er sich, das konnte nicht seine Braut sein. Diese junge Lady, die Rebecca so scheu anlächelte, war einfach zu schön, zu weiblich und zu schlank, um zum Winchester-Clan zu gehören.
    In diesem Augenblick drang die Erinnerung an das unmögliche kleine Mädchen, das er vor vierzehn Jahren in den Armen gehalten hatte, wieder in sein Bewußtsein, und irgend etwas, was er selbst nicht benennen konnte, sagte ihm, daß diese Frau tatsächlich Lady Sara war.
    Sie hatte nicht mehr dieselbe honigfarbene Lockenflut wie früher. Ihr Haar war jetzt ein wenig dunkler und schulterlang.
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