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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Autoren: Marty Tolstoy
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fände, dass er mir so nah war.
    Nach einem schmachtenden „Ja“ näherte er sich lang-sam meinem Mund. Ich schloss die Augen und genoss voller Hingabe den Moment, in dem seine Lippen auf meinen aufsetzten. Oh Mann, ich hatte schon wieder total vergessen, wie schön das war ... so weich und sooo schön! Er drückte mich fester an sich, so dass ich keine Chance gehabt hätte wegzulaufen, aber das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte nur noch von ihm geküsst werden. Er tat das so leidenschaftlich, so hemmungslos, fast noch besser als beim ersten Mal ... wenn da überhaupt noch eine Steigerung möglich war.
    Auf einmal ließ er mich los. Gerade als ich den Mut au fgebracht hatte, meine Hand unter seinen dünnen schwarzen Pulli zu schieben, ging er einen Schritt zu-rück.
    Irgendwie nahm der Traum auf einmal eine ganz sel tsame Wendung. Jetzt war dieses gemütliche geborgene Gefühl weg. Ich schämte mich einfach nur noch, dabei war mir nicht mal klar, warum.
    Ich hörte ihn nur noch fragen, ob ich noch da wäre. Ich zeigte auf und sagte: „Ja, hier“, aber da saß ich bereits aufrecht im Bett und begriff, dass ich wach war.
    Im Nachhinein betrachtet könnte man meinen, dass er mich im Traum deswegen gefragt hatte, ob ich noch da sei, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das damit nichts zu tun gehabt hatte.

E ine ganze Weile überlegte ich, ob er wegen der Sache mit der Hand unter seinem Pulli zurückgewichen war, aber im Traum hatte ich das überhaupt nicht damit in Verbindung gebracht. Es hatte sich halt alles nur nicht mehr so toll angefühlt wie noch kurz zuvor. Wie hatte ich ihm auch einfach unter die Klamotten gehen können? Es hätte mir doch klar gewesen sein müssen, dass er das nicht will.
    Der Traum war vorbei, ich war wach, doch ich konnte und wollte nicht begreifen, dass das alles nicht echt gewesen war. Hatte ich den jetzt getroffen und war mittlerweile nach Hause gegangen oder bild ete ich mir das alles nur ein? Nur wann genau hatte ich dann angefangen zu träumen ... was hatte ich denn überhaupt noch gemacht, bevor ich schlafen gegangen war. Ich war total durcheinander.
    Noch völlig wackelig auf den Beinen mac hte ich mich auf die Suche nach Andrea, die wiederum auf der Suche nach irgendetwas sämtliche Kisten aus einem der Regale durchwühlte. Sie schaute auf die Uhr und dann verwundert zu mir. „Guten Morgen ... So früh schon wach?“
    Mit halb geschlossenen Augen betrachtete ich An dreas ratloses Gesicht und fragte schlaftrunken: „Wann ist Marco denn gegangen? Oder ... nee, ich bin ja gekommen ...“ Ein bisschen überforderte mich diese Frage selbst, deswegen erwartete ich auch keine Antwort von der Angesprochenen. Ich bekam auch keine. Andrea warf mir nur einen ahnungslosen Blick zu und suchte weiter.
    Immer noch darüber nachgrübelnd, was eigentlich passiert war, kippte ich mir Cornflakes in eine Schü ssel und ließ lustlos Milch darüber laufen. Amüsiert ließ Andrea die Kisten außer Acht und beobachtete, wie ich versuchte zu frühstücken. Immerhin schaffte ich es, den Löffel in die Cornflakes zu tauchen, nur bis zum Mund schaffte ich es nicht. Davor war immer schon alles wieder in die Schüssel geplumpst, beziehungsweise daneben. Es war zu anstrengend, also gab ich es auf und schloss die Augen.
    Den Kopf mit dem einen Arm abgestützt und den Lö ffel in der anderen Hand, döste ich wieder ein und drohte in die Schüssel zu kippen. Damit kein Unglück passierte, schob Andrea sämtliche Utensilien von mir weg und legte mir eine Wolldecke über den Rücken. Nur den Löffel wollte ich einfach nicht rausrücken, den hielt ich krampfhaft fest. Andrea meinte mal, ich hätte ausgesehen wie ein König aus einem Theaterstück, mit Umhang und Zepter. Es hätte nur noch die Krone gefehlt. Allerdings waren meine Haare so verwüstet, dass man sich mit viel Phantasie eine Krone hätte vorstellen können.
     
    Am späten Nachmittag war ich endlich wieder richtig klar im Kopf und schruppte sämtlichen Stress und sämtliche schlechte Laune unter der Dusche von mir ab. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten konnte ich etwas wieder richtig genießen. Jedes einzelne Tröpfchen kriegte meine Beachtung. Doch fast sah es so aus, als wäre es schon wieder vorbei mit dem guten Gefühl, als ich mein Duschgel nicht fand. Missmutig schaute ich mich in der Sammlung meiner WG-Partnerin um, die unzählige Fläschchen in allen Farben und Größen in einer Halterung vor der Dusche hamsterte.
    Zum Glück
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