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Gelbe Rosen

Gelbe Rosen

Titel: Gelbe Rosen
Autoren: Ashley Bloom
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Unsinn zu
erzählen.“
„Und wenn sie dennoch daran
festhalten?“
Der Gärtner fuhr sich mit der flachen Hand
am Hals entlang. Eine Geste, deren Bedeutung jeder hier kannte.
    „ An
was können Sie sich noch erinnern?“, fragte Penelope den
älteren Mann, der sich als Phil vorstellte, jetzt.
„Na,
an alles. An all die Schönheit und die Wunder.“
„Sie
haben diese Wunder hier erneut geschaffen“, sagte Penelope
ehrfürchtig.
„Das war ich nicht allein. Eine ganze
Reihe von Menschen hat das hier aufgebaut. So gut es unter der Erde
geht. Ohne die Sonne ist es nicht dasselbe. Doch hiermit“, er
zeigte auf mehrere Lampen, die die Blumen bestrahlten, „ist es
fast wie früher.“
    „ Es
ist wunderschön“, sagte Penelope und sah sich um.
Sie
entdeckte in einer Ecke sogar kleine Apfelbäume. An denen
richtige Äpfel hingen.
„Darf ich mir die ansehen?“,
fragte sie begeistert und stand auf.
„Natürlich. Du
darfst sogar einen probieren.“
Phil stand ebenfalls auf und
begleitete die beiden zu den Bäumen. Er pflückte einen
roten Apfel vom Baum und schnitt ihn mit einem Messer in drei Teile.
Einen gab er Flynn, einen Penelope und in den dritten biss er selbst
herzhaft hinein.
    Penelope tat es ihm
gleich.
Als ihre Zähne und ihre Zunge diese ganz neue
Konsistenz spürten, lachte Penelope vor Freude.
Es war eine
wahre Geschmacksexplosion!
Unglaublich! Das war also ein Apfel!
    „ Oh,
lieber Gott, danke für diesen Apfel“, sagte Phil.
„Wer
ist Gott?“, fragte Penelope und sah Flynn fragend an. Der
zuckte die Achseln.
„Oh je“, sagte Phil jetzt. „Ich
vergesse manchmal wirklich, wie sie euch heute erziehen. Gott ist der
Schöpfer der Welt und Herrscher über alles.“
    „ Ich
dachte, die Regierung herrscht über alles“, sagte
Penelope.
„Die Regierung hätte gerne die Macht über
alles und jeden. Doch es gibt noch immer genug Menschen, die da nicht
mitmachen. Uns hier unten zum Beispiel. Und viele andere Menschen auf
der ganzen Welt.“
„Heißt das, es gibt in jeder
Stadt einen Untergrund?“, wollte Flynn jetzt wissen.
Phil
nickte.
„Aber ganz sicher. Hier unten leben wir noch immer
wie damals. Wir essen richtiges Essen, pflanzen Blumen. Und seht euch
das an!“
Er ging durch eine Öffnung in ein Gewölbe
und die beiden Jugendlichen folgten ihm.
Sie kamen in einen
weiteren Raum, in dem es eine Absperrung gab, eine Art Zaun. Phil
beugte sich darüber und holte etwas hervor. Es war ein kleines
Etwas, das lange Ohren hatte und sich bewegte.
„Was ist
das?“, fragte Flynn.
„Ein Kaninchen“, sagte
Penelope fassungslos.
    „ Das
stimmt!“, sagte Phil und sah Penelope überrascht an.
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ein
Buch.“
„Aha, dann lass dich damit mal nicht
erwischen.“
„Werde ich nicht“, versprach sie.
    „ Willst
du es halten?“, fragte Phil und übergab es ihr. Vorsichtig
nahm sie es und legte es sich auf den Unterarm.
Sie hatte noch
nie ein echtes Tier gesehen. Es beschnupperte ihre Hand und leckte
ihren Finger und sie musste lachen.
    „ Ist
das süß“, sagte sie.
Flynn kam jetzt näher
und streichelte dem Kaninchen das Fell.
„Es ist
unglaublich“, sagte er.
„Seht ihr, das ist Gottes
Schöpfung“, sagte Phil. „Gott hat einmal viele
verschiedene Tiere erschaffen. Es gab sogar ein Buch, in dem von der
Erstehung der Welt erzählt wurde – die Bibel. Doch man hat
sie längst verboten und alle verbrannt. Fast alle. Wir haben
hier noch einige Exemplare. Wenn ihr darin lesen möchtet, könnt
ihr das gerne tun. Dort hinten ist eine Bibliothek mit verbotenen
Büchern von damals.“
Er zeigte auf eine Ecke der
Halle.
    Penelope kannte nur
Bücher, die in den letzten 30 Jahren geschrieben worden waren.
Bücher, die man als eBooks auf einem kleinen Gerät las,
keine Bücher aus Papier. Bücher, in denen keine Tiere oder
Pflanzen vorkamen. Keine heile Welt.
    „ Ich
versteh die Sache mit Gott noch immer nicht. Wer ist Gott und vor
allem wo ist er?“, wandte sich Penelope an Phil.
„Er
ist kein Mensch, falsch du das denkst. Er wohnt nicht in dieser Welt,
sondern in einer anderen, man nennt sie auch Himmel. Es ist der Ort,
wo wir alle herkommen und wo wir alle nach unserem Tod hingehen
werden.“
„Man kann diesen Ort nicht sehen?“
„Nein.
Doch Gott sieht uns. Er sieht alles, was wir tun. Und ich sage euch,
in den letzten Jahren ist er ganz bestimmt nicht sehr glücklich
mit den Menschen.“
    „ Und
Sie sagen, dieser Gott hat uns gemacht?“
„Euch und
mich, alle
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