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Gelassenheit lernen

Gelassenheit lernen

Titel: Gelassenheit lernen
Autoren: Elke Nuernberger
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Offensive oder Defensive.
Variante 1: die Offensive – sich schlagartig wehren
    Hierbei holt man in dem Augenblick, in dem das Fass überläuft, zu einem gewaltigen Rundumschlag aus. Der lange angestaute Ärger wird am zufälligen Gegenüber ausgelassen.
    Jeder, der nicht schnell genug das Weite sucht, bekommt etwas ab. Voll zurückschießen, heißt die Devise. Auf der Beliebtheitsskala sehr weit oben: Auf den Tisch hauen, Türen knallen, Brüllen mit hochrotem Kopf usw.
    Beispiel
    Frau S. leidet immer wieder unter derselben Reaktion: „Meistens sind es Gespräche mit Mitarbeitern. Wenn mir das zu lange dauert, fühle ich Zeitdruck. Reagiert der Mitarbeiter nicht auf meine Argumente und kommt mir wieder mit irgendwelchen Problemen, spüre ich: Jetzt fahre ich gleich aus der Haut.
    Wenn ich sage, dass ich keine Zeit mehr habe, reden die einfach weiter. Dann platzt mir der Kragen. Ich werde böse, manchmal auch ungerecht. Ich lasse mich zu verbalen Tiefschlägen hinreißen oder werfe sie raus. Kurz danach fühle ich mich zwar entspannter, aber dann miserabel. Es ärgert mich, tut mir leid und ich möchte es ungeschehen machen. Ich weiß, dass meine Ausraster Zeichen von Schwäche sind. Es macht mich wütend, dass meine Mitarbeiter mich immer wieder so weit bringen. Tausend Mal habe ich erklärt, dass sie das mit ihren direkten Vorgesetzten besprechen sollen. Die lernen aber auch kein Quäntchen dazu.“
Variante 2: die Defensive – still ertragen
    Menschen in dieser Schutzhaltung eignen sich rasch hilfreiche Strategien an, um unsympathische Mitmenschen und unangenehme Situationen kampflos ertragen zu können. Sie lernen, Ärger und Ungerechtigkeiten in sich hineinzufressen, umgehen Konflikte und stecken Wut weg. Unverschämtheiten nehmen sie hin, wenn auch verletzt. Dazu müssen sie Attacken anderer relativieren und die Schuld bei sich suchen. Stress, Anspannung, Nervosität, körperliche und psychosomatische Erkrankungen werden über einen sehr langen Zeitraum toleriert oder ignoriert. Diese Menschen verfügen über eine besondere Ausprägung von stiller Leidensfähigkeit.
    Beispiel
    Herr N. berichtet im Rückkehrgespräch nach 9-monatiger Krankschreibung aufgrund eines Burn-out-Syndroms: „Ich habe alles klaglos hingenommen. Weil mir die Projektleitung so wichtig war, weil ich mit niemandem einen Konflikt haben wollte und weil wir uns keine Verzögerungen leisten konnten.
    Meine Arbeit ist mir sehr wichtig. Ich war immer da. Sogar krank bin ich in die Firma gefahren, habe auch an Wochenenden gearbeitet. Aber bei dem extremen Zeitdruck hat dann jeder nur noch seine Probleme bei mir abgeladen. Was sollte ich denn tun? Ich stand in der Verantwortung und musste das doch lösen. Ich habe mich über die Maßen engagiert. Wir haben es schließlich geschafft, aber kein Wort der Anerkennung. Als ich dann zum Projektabschluss auch noch Vorwürfe und Unterstellungen zu hören bekam, war es einfach zu viel. Ich bin regelrecht in die Knie gegangen und habe das alles teuer mit meiner Gesundheit bezahlt.“
    Rechtfertigung des Verhaltens
    Hat es, in welcher Form auch immer, gekracht, äußern sich Menschen häufig folgendermaßen: „Mir ist leider gelassenes Verhalten nicht in die Wiege gelegt worden. Dass ich manchmal die Kontrolle verliere, dafür kann ich doch nichts. Ich bin einfach so.“ Das bewirkt, dass sie ihr Empfinden und Verhalten als gottgegeben und nicht steuerbar ansehen. Auch hier glauben sie, es hätte vorrangig nichts mit ihnen zu tun, wie sie sich verhalten.
    Der Fokus ihrer Betrachtung liegt auf etwas außerhalb ihrer Person. Dadurch bescheinigen sie sich fehlenden Einfluss
auf die Situation und
auf ihr Verhaltensrepertoire.
    Dabei sollten wir uns klarmachen: Wir müssen uns nicht bis zur Weißglut in etwas hineinsteigern. Wir müssen niemanden anbrüllen oder Tassen an die Wand werfen. Wir müssen auch keine Problemsituation dauerhaft ertragen. Es ist unsere freie Entscheidung, was wir tun wollen. Wir haben Einfluss darauf, die Situation zu gestalten. Tun Sie frühzeitig das, was für Sie gut ist.
    Wichtig
    „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.“ (Jean-Jacques Rousseau)
    Die Lösung: pro-aktiv statt re-aktiv
    Für unsere Gelassenheit müssen wir uns selbst die Basis schaffen. Statt re-aktiv sollten wir aktiv handeln. Das heißt, nicht darauf zu warten, bis unser Gegenüber den Ball spielt, um dann
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