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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
Autoren: Svetlana Sekulic
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noch dicke Wollunterhosen
über seiner Stoffhose trug und ich denke, dass war der Grund,
warum ich ihn nie wieder mit zum Teich nahm. Die Wollunterhosen hatte
eigens seine Mutter angefertigt, aber ich hatte solche Unterhosen nie
bekommen und ich hatte auch keine Mutter mehr, die ich bitten konnte,
mir solche anzufertigen.

    Der
Schlaf und die Nacht trugen Nicola weiter. So weit bis sie nicht mehr
wollten und ihn zu Bewusstsein brachten. Die Nächte sind erstmal
ungefährlich. Der Schlaf nie so gefährlich, wie das Leben
am Tage. Es ist sanfter und es ist ehrlicher. Der Mensch braucht sich
nicht zu verstellen, er wird nicht beobachtet und braucht sich im
Schlaf nicht zu rechtfertigen. Kaum ist der Mensch erwacht, ist er
umzingelt von Lügen und Heuchelei. Dennoch bin ich neugierig.
Neugierig geblieben, von Geburt an. Anscheinend zog es mich immer
nach draußen und des nachts hinein die Welt des Traumes. Ich
bin naiv neugierig geblieben, wie ein Kind am Abend insbesondere und
auf das Einschlafen selbst am allermeisten. Das Kind in mir ist
gespannt, welchen Traum es diesmal erwarten und erleben wird. Welcher
Traum könnte schlimmer sein, als das Sein am Tage. Alpträume
sind mir ein Rätsel und gänzlich unbekannt. Ich bin noch
nie schweißgebadet des nachts aufgewacht. Nicht in einem
einzigen Traum. Angst trug ich nur am Tage mit mir, denn ich liebte
die schwarze, düstere Nacht. Warum sollte der Mensch vor etwas
angst haben, das er liebt? Deswegen mochte ich alle meine Träume.
Träume können keinen Menschen glücklich machen, heißt
es, aber mich machen sie auch nicht unglücklich, Und ich
bewunderte die Nächte, die sie mir stets voller Sehnsucht und
Erwartung bereit hielten. Träume nehmen mich mit auf eine Reise,
die gar nicht so schlecht sein konnte. Stets auf eine abenteuerliche
Reise, bei der ich noch nie untergegangen bin oder ertrunken wäre,
ich halte mich auch stets über dem Wasser. Ich bin niemals
schreiend aufgewacht und hatte nie ein Gefühl des Erstickens in
mir. Manchmal bin ich seltsam benebelt aufgestanden und das hat sich
bis zum Abend auch nicht gelegt. Eine Stimmung in mir, als wäre
ich nicht in mir selbst drin. Als trug ich eine Angst vor mir selbst
in mir. An solchen Tagen war ich froh, nicht funktionieren zu müssen.
Nicht nach draußen gehen zu müssen. Nicht einkaufen, nicht
spielen, nicht laufen. Ich war in meiner Höhle gefangen und froh
darüber, dass sie mir Schutz bot und ich hoffte in dieser Nacht
auf meinen Lieblingstraum, der mich ein wenig für meine
Verworrenheit entschädigen sollte. Mein liebster Traum war der,
der von einer großen Wohnung handelte. Von vielen Räumen,
die ich mir alle selbst gestalten konnte. Das war ich. Das war mein
Körper, den ich so gestalten konnte und auch einrichten durfte,
wie ich es wollte. So trat ein wohliges Gefühl ein, dass ich
außerhalb meiner Träume niemals hatte. Und ich musste in
meinen Träumen niemals Rechenschaft ablegen. Ich war ihnen keine
Erklärungen und keine Verzeihungen schuldig. Sie versprachen und
gaben mir so viel. Aber ich musste ihnen nichts versprechen, was ich
nicht halten konnte und musste ihnen nichts geben, was ich sowieso
nicht besaß. Und das fand ich wunderbar. Das erlebte ich nicht
am Tage. Denn egal, was ich machte des Tages, es war falsch. Ich
musste ein besonderer Mensch sein. Kaum eine andere Kreatur konnte so
viel falsch machen wie ich, aber nur, weil ich niemals der sein
konnte, der ich eigentlich sein wollte und nicht der, den die anderen
niemals so haben wollten und ganz anders gehabt hätten und ich
deswegen niemals der sein konnte, der ich tatsächlich war. Ein
Annehmen, so wie ich wahrhaftig war, das fand nicht statt. Nirgendwo
und niemals in meinem gesamten Leben. Aber mein Gott musste mich lieb
haben, denn Gott prüfte diejenigen, die er am meisten liebte und
schließlich hat er mich ja erschaffen und dahinter musste ein
nützlicher Sinn stecken. Mein Gott bestraft niemanden. Mein
Leben empfinde ich auch nicht als Strafe. Würden die anderen
nicht ständig etwas von mir wollen, wäre ich sehr
zufrieden. Deswegen lebe ich einfach mein Leben. Nicht mehr und nicht
weniger. Denn das Leben macht mit einem nicht immer das, was man sich
vorstellt, oder gewagt hatte sich vorzustellen. Meine
Vorstellungskraft diesbezüglich wurde mit der Zeit zunehmend
geringer. Deswegen ist es verständlich, dass mich alle hassen.
Das Drumherum, die Menschen um mich herum, mit all ihren Facetten
waren mir schlichtweg
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