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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm
Autoren: Jason Dark
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Kleidung fand Platz auf dem Rücksitz. Diesmal saß ich wieder am Lenkrad, und als ich startete, sagte mein Freund Suko mit einem leicht fragenden Unterton in der Stimme. »Das war wohl erst der Anfang.«
    »Worauf du Gift nehmen kannst.«
    »Lieber nicht, ich möchte noch etwas leben…«
    ***
    Ich war froh, als ich meine kleine Wohnung erreichte und Suko bei Shao abgeliefert hatte. Zu lange hatte ich die nassen Klamotten getragen und fror noch immer.
    Dagegen half ein Schluck. Der gute Scotch erinnerte mich wieder an Schottland, und abermals kam mir der Begriff Culloden in den Sinn. Das Schlachtfeld der Geschichte. Blutgetränkt, wo Tausende von Menschen beider Parteien ihr Leben hatten lassen müssen, weil Engländer und Schotten es nicht geschafft hatten, sich zu einigen. Verrückte hatte es leider zu allen Zeiten gegeben, und das hatte sich bis zum heutigen Tag nicht geändert, denn noch immer tobten zu viele Kriege auf unserer Welt, als hätten die Menschen Bretter vor den Köpfen.
    Ich stand neben dem Schrank, sann über die Probleme nach, die allmählich persönlich wurden, denn mir fiel wieder diese Frau mit dem fast kahlen Kopf ein.
    Verdammt noch mal, wer war sie?
    Ich hätte sie doch intensiver nach ihrem Namen fragen sollen. Auf der anderen Seite schien sie mir stark genug zu sein, nur das sagen zu wollen, was sie auch wollte, und so blieben meine Vorwürfe ziemlich schwach.
    Zweimal mußte ich wieder niesen. Ich fror zudem und wollte noch einmal unter die heiße Dusche. Dann würde ich mit Suko reden und einen Plan ausarbeiten. Vielleicht konnte mir auch Bill Conolly helfen, der geschichtlich immer sehr interessiert war. Es lag im Bereich des möglichen, daß er mehr über Culloden wußte, und ich war für jeden Tip dankbar.
    Die nasse Kleidung hängte ich über den Rand der Badewanne und zog den fremden Jogginganzug aus. In ihm hatte ich mich nicht wohl gefühlt, auch nicht unter der fremden Dusche. In meiner vertrauten Umgebung genoß ich dagegen das heiße Wasser, das über meinen Körper floß, als wollte es mich auf eine besondere Art und Weise streicheln.
    Das Prasseln der Wasserstrahlen auf meinem Körper erinnerte mich wieder an den auf dem Rollfeld erlebten Regen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich die Kriegerin hinter den Strahlen wie ein böser Geist erschienen wäre, um mich zu vernichten.
    Das geschah nicht. Ich duschte ungehindert, stieg dann auf die außen liegende Matte und konnte mich wieder abtrocknen. Die frische Kleidung hing im Schlafzimmer, das ich wenig später betrat. Unterwäsche, ein dunkelblaues Cordhemd, eine ebenfalls blaue Jeans. So fühlte ich mich wesentlich wohler. Auch die Erinnerung an die Kriegerin verblaßte allmählich. Ich spürte, wie die Spannung in mir stieg, sie sich sogar in eine gewisse Vorfreude auf das verwandelte, was mich in Schottland erwartete.
    Im Wohnzimmer hatte sich nichts verändert. Ich schlüpfte in meine flachen Ledertreter und wollte schon zum Hörer greifen, um Suko anzurufen, als mir etwas auffiel.
    Doch es gab eine Veränderung.
    Direkt neben dem Telefon, wo tatsächlich noch Platz genug war, lag dieses Zeichen. Es sah aus wie ein überdimensionales Lesezeichen, und ich wußte genau, daß es vor dem Duschen dort nicht gelegen hatte.
    Wer hatte es dort vergessen?
    Ich hob es an. Das Schild bestand aus Kunststoff, und ich betrachtete die Vorderseite sehr genau.
    In einem Wappen zeigte es den Griff eines schwarzen Kreuzes oder eines Schwerts. Auf der oberen Kante des Wappens war ein Helm abgebildet, und auf dem Helm stand ein Hahn. Er krallte sich dort fest, wo auch ein rotes Tuch wie ein Schleier an der Rückseite des Helms entlanglief, und das Tier schaute stolz in den Himmel. Ein schwarzer Körper, grünes Gefieder, ein roter Kamm und ein gelber Schnabel.
    Ich schüttelte den Kopf und ließ meinen Blick nach unten schweifen.
    Unter dem Wappen war der ansonsten weiße Hintergrund und ein grün, rot und blau gefärbtes Karomuster. Zwei helle Stoffbänder, deren Enden eingeschnitten waren, umspielten es. Das alles nahm ich nur am Rande wahr, denn mich interessierte mehr das, was sich direkt unter dem Wappen abzeichnete.
    Es war ein in einem Signet geschriebener Name, und den wiederum kannte ich sehr gut.
    SINCLAIR
    ***
    Ich ließ das Zeichen fallen, als wäre es plötzlich heiß geworden. Es landete wieder neben dem Telefon, und mein eigener Name verschwamm für einen Moment vor den Augen. Ich flüsterte ihn und schüttelte den
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