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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm
Autoren: Jason Dark
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es überhaupt möglich war, daß eine derartige Frau erschien.
    Daß es sich um eine weibliche Person handelte, stand einwandfrei fest.
    Natürlich hatten Suko und ich überlegt, wo wir den Hebel ansetzen konnten.
    Aus Erfahrung wußten wir, daß es derartige Wesen gab, die zumeist nicht in unserer Welt lebten, sondern in anderen Reichen. Roya, zum Beispiel, Karas grausame Schwester, mit der wir sehr üble Erfahrungen gemacht hatten.
    Deshalb war es durchaus möglich, daß diese andere Frauengestalt Atlantis oder eine ähnliche Welt durch ein magisches Tor verlassen hat, um in unsere Welt zu gelangen.
    Unsere Abteilung beim Yard war eben für derartige Phänomene zuständig. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Sonne schien oder es wie aus Kübeln goß.
    »Hast du den Film ›Stirb langsam‹ gesehen?« fragte ich Suko.
    »Nur den zweiten Teil.«
    »Der war richtig. Da ging es auch auf einem Flughafen rund.«
    »Aber im Schnee.«
    »Der fehlt uns noch.«
    Der Rover schlingerte leicht, weil ich zu schnell gefahren war. Ich ging mit dem Tempo deutlich runter, als wir uns einem Hangar näherten.
    »Der Regen muß doch mal aufhören«, sagte Suko.
    Ich nickte verbissen und erschrak im selben Augenblick. Auch Suko hatte es mitbekommen.
    »Da ist sie!« schrie er mir ins Ohr und zeigte nach vorn, während ich sofort bremste, weil ich sie auf keinen Fall überfahren wollte.
    Wir standen, und das Fernlicht ließ nach wie vor den Regen glitzern. Als wäre es zwischen uns abgesprochen, lösten Suko und ich zugleich die Gurtverschlüsse. Wir hatten jetzt mehr Bewegungsfreiheit, stiegen aber noch nicht aus, weil wir das Bild, das sich unseren Augen bot, sehr detailliert aufnehmen wollten.
    Ich erinnerte mich an die Aussagen der Zeugen. Die Leute hatten davon gesprochen, daß die Gestalt der Frau stets von einem leichten bläulichen Schimmern umflort war. Genau das war auch hier der Fall, wobei dieser Schimmer nichts mit dem Licht aus unseren Scheinwerfern zu tun hatte.
    »Sie sieht tatsächlich aus, als käme sie aus einer anderen Dimension«, flüsterte Suko.
    Ich nickte nur und konzentrierte mich weiterhin auf das fremde, menschliche Wesen.
    Bei einigen Typen ist es modern, sich den Kopf kahl scheren zu lassen, und das war bei dieser Frau auch der Fall. Nur am Hinterkopf hatte sie eine Haarinsel stehenlassen. Der Kopf wirkte rund. Klein waren die Nase und der schmale Mund sowie die Augen.
    Das Gebläse lief, die Scheiben beschlugen nicht, und ich stellte mir die Frage, ob diese Person, die praktisch nur mit einem schmalen Tuch vorn bekleidet war, nicht fror. Allerdings reichte es vom Hals bis zu den kniehohen Schaftstiefeln. Drei Schwerter trug die Gestalt an der Hüfte, zwei weitere schauten aus einem am Rücken befestigten Köcher hervor, und die letzte Waffe hielt die fremde Kämpferin in der Hand.
    »Ja, das ist sie!« murmelte Suko. Er konnte seinen Spott nicht unterdrücken. »Kommt sie dir irgendwie bekannt vor?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Sie erinnert mich an meine Großmutter, als diese noch jung war.«
    »Nein, mehr an meine.«
    »Wegen der nicht vorhandenen Haare?«
    »So ähnlich.«
    Das lockere Gespräch hatte die klamme Spannung zwischen uns abgebaut. Wir wußten beide, daß es nichts brachte, wenn wir im Rover blieben. Diese Person hatte auf uns gewartet, sie wünschte sich praktisch, daß wir etwas unternahmen.
    Ich warf meinem Freund einen entsprechenden Blick zu.
    »Ja, steigen wir mal aus.« Er öffnete die Tür.
    Der Regen rann auch weiterhin vom Himmel. Als ich die Tür an meiner Seite aufstieß und das Licht der Innenbeleuchtung aus dem Wagen floß, da hatte ich den Eindruck, in einen tiefen See zu steigen, dessen Oberfläche goldrot schimmerte. Und auf seinem Grund schien der See ein Geheimnis zu bewahren.
    Die Tür schlug an Sukos Seite zu, dann an meiner.
    Zugleich gingen wir los!
    ***
    Die Person bewegte sich nicht. Ihr schien auch der Regen nichts auszumachen, im Gegensatz zu uns oder zu mir, denn die kalten Tropfenbahnen peitschten in mein Gesicht. Im Nu waren auch die Haare durchnäßt. So ähnlich kletterte ich unter der Dusche hervor.
    Bei jedem Tritt peitschten meine Füße in die Pfützen hinein, und das Wasser spritzte hoch. Jetzt merkten wir auch den Wind, der auf dieser doch ziemlich freien Fläche ständig wechselte, mal von vorn kam, dann wieder von der Seite oder uns den Regen massenweise in den Rücken schleuderte.
    Die fremde Kämpferin sah aus wie eine Puppe.
    Nichts an ihr bewegte sich,
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