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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Garðar von der Umgebung gemacht hatte, musste es etwas erhöht am Rand des Dorfes stehen, so dass man es eigentlich hätte sehen müssen. Ob es nach Garðars und Lífs Erkundungstour schlicht und ergreifend eingestürzt war? Die Reise war fast zwei Monate her, und es hatte seitdem mehrere Unwetter gegeben. Katrín wollte gerade vorschlagen, das mal abzuchecken, bevor das Boot wieder losfuhr, als der Kapitän, der bestimmt schon befürchtete, sie von Bord tragen zu müssen, das Wort ergriff: »Tja, Sie haben jedenfalls Glück mit dem Wetter.« Er blickte zum Himmel. »Könnte sich aber, trotz der Vorhersage, noch ändern. Sie sollten auf alles vorbereitet sein.«
    »Das sind wir. Sehen Sie sich nur den ganzen Krempel an«, sagte Garðar lächelnd und mit der altbekannten Zuversicht in der Stimme. »Das Einzige, wovor wir Angst haben müssen, ist Muskelkater.«
    »Wenn Sie meinen.« Der Kapitän erklärte nicht, was er damit meinte, und hob eine Kiste auf den Steg. »Hoffentlich sind Ihre Handys aufgeladen. Wenn Sie auf den Hügel da steigen, haben Sie Empfang. Hier unten brauchen Sie es gar nicht zu probieren.«
    Garðar und Katrín schauten zu dem Hügel, der in ihren Augen eher aussah wie ein Berg. Líf starrte immer noch über die Reling auf die brodelnde, schwarze Wasseroberfläche.
    »Gut zu wissen«, sagte Garðar und klopfte auf die Außentasche seines Anoraks. »Hoffentlich müssen wir die nicht benutzen. Wir halten bestimmt eine Woche durch und warten dann, wie besprochen, hier auf dem Steg auf Sie.«
    »Sie wissen ja, dass ich bei schlechtem Wetter nicht rausfahren kann, aber dann komme ich eben, sobald es wieder besser wird. In dem Fall müssen Sie natürlich nicht auf dem Steg warten, dann hole ich Sie am Ufer ab. Unmöglich, hier bei Kälte und Sturm auszuharren.« Der Mann drehte sich um und schaute über den Fjord. »Der Wetterbericht ist zwar ganz gut, aber in einer Woche kann sich viel ändern. Auch wenn kein hoher Seegang ist, benimmt sich das Boot manchmal wie ein Flaschenkorken. Wenn es sehr stürmisch ist, schaffen wir es nicht.«
    »Wie schlecht muss das Wetter denn sein, dass Sie nicht kommen können?«, fragte Katrín nervös. Warum hatte der Mann ihnen das nicht gesagt, bevor sie die Fahrt mit ihm vereinbart hatten? Vielleicht hätten sie dann ein größeres Boot gemietet. Im selben Moment wurde ihr klar, dass ein größeres Boot viel teurer gewesen wäre.
    »Wenn die Wellen hier draußen weißen Schaum bilden, ist es unwahrscheinlich, dass ich losfahre.« Er blickte wieder über den Fjord und nickte. »Wenn sie noch etwas weißer sind als jetzt, fahre ich nicht.« Dann wandte er sich wieder seinen Passagieren zu. »Ich muss jetzt los.« Er ging übers Deck zu dem Gepäckstapel und reichte Garðar eine Isomatte, die obenauf lag. In einer Kette transportierten sie Kisten, Farbeimer, Brennholz, Werkzeuge und schwarze Mülltüten, vollgestopft mit den Dingen, die nicht zerbrechlich waren, auf den Schwimmsteg. Katrín hatte die Aufgabe, die Sachen auf dem Steg zu sortieren, damit sich am Ende kein Stau bildete, und Líf bekam frei. Sie hatte genug mit sich selbst zu tun, konnte gerade noch an Land torkeln und sich an den Strand legen. Der Hund folgte ihr, rannte im Sand hin und her, offensichtlich froh, festen Boden unter den Füßen zu haben, und ignorierte das Unwohlsein seines Frauchens. Katrín musste sich anstrengen nachzukommen, und manchmal sprangen die Männer auf den Steg und halfen ihr. Endlich war das Gepäck auf dem Steg aufgereiht und stand für die fleißigen Ankömmlinge Spalier. Der Kapitän trat von einem Bein aufs andere und schien es eiliger zu haben, sich von Garðar und Katrín zu verabschieden, als umgekehrt. Seine Anwesenheit gab ihnen eine gewisse Sicherheit, die mit dem kleinen Boot am Horizont verschwinden würde; im Gegensatz zu ihnen war er seit eh und je mit den Naturgewalten vertraut und wusste bestimmt in jeder Lebenslage Rat. Garðar und Katrín liebäugelten mit dem Gedanken, den Kapitän zu bitten, dazubleiben und ihnen zu helfen, brachten aber kein Wort heraus. Schließlich ergriff der Mann selbst das Wort.
    »Also, jetzt müssen Sie nur noch an Land gehen und loslegen«, sagte er zu Garðar, der müde lächelte. Er kletterte zu Katrín auf den Steg, und dort blieben sie ratlos stehen und schauten zu dem Kapitän ins Boot, der ihrem Blick verunsichert auswich.
    »Wird schon alles gutgehen. Hoffentlich erholt sich Ihre Freundin schnell wieder.« Er reckte das
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