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Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Titel: Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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mittlerweile in einer lust- und konsumorientierten Sexualkultur, die alles bietet, was man sich nur denken kann. Leider hat dies auch eine erhebliche Schattenseite. Wenn Pornografie und Sexspielzeug zu Vorlagen und Anleitungen für den Bereich der Sexualität von »Normalverbrauchern« werden, dann führt dies leicht zu zwei negativen Konsequenzen: die eine ist, dass Paare versuchen, diese Vorlagen und Anleitungen in ihrem Alltag eins zu eins nachzumachen, was nur selten gelingt. Nur wenige Paare profitieren von diesen Vorgaben. Die andere ist, dass gar nichts mehr läuft. Unlust infolge der Übersexualisierung ist daher ein gesundes Signal. Natürlich geht es nicht darum, sich solchen Angeboten gänzlich zu verschließen. Notwendigist dabei jedoch, die Bodenhaftung zu bewahren. Bodenhaftung kann man nur bewahren, wenn man nicht alles will, also durch bewussten Verzicht. Und durch ein aufgeklärtes Liebeswissen, das weiß, dass partnerschaftliche Erotik und Sexualität nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktioniert, als die Pornoindustrie als Ideal propagiert. Vertrautheit, Aufregung und Spaß bilden dabei eine feste Einheit. Der Weg dazu sind weniger sexuelle Praktiken als Feingefühl, Mut, Fantasie, Einfühlungsvermögen und hin und wieder auch Geduld. Die meisten sexuell aktiven Langzeitpaare betonen die enge Verbindung zwischen ihrer gemeinsamen Sexualität und ihrer emotionalen Bindung. Dies macht ihre Sexualität einzigartig. Zudem gehen sie mit Situationen, in denen einer den anderen zurückweist, sehr behutsam um. Damit schützen sie diesen Teil ihrer Beziehung. Das Sexleben ist der empfindlichste Teil einer Ehe und Partnerschaft.
    Im Übrigen hat das Interesse an der körperlichen Liebe recht wenig mit dem Alter zu tun. Stattdessen gilt der Grundsatz: Wer zeit seines Lebens viel Spaß am Sex hatte, verliert diesen auch mit den Jahren nicht.
9. Kapitel
Bleiben Sie offen für Veränderung
Offen bleiben für den Partner
    Der letzte Baustein besteht darin, dass wir uns darum bemühen, offen zu bleiben. Dies bedeutet zunächst einmal, unsere Wahrnehmung zu schärfen, um den Partner immer wieder neu wahrnehmen zu können. Das Beispiel von der neuen Frisur der Partnerin mag banal erscheinen, führt aber dennoch zu unnötigen Enttäuschungen, wenn die Aufmerksamkeit und das Interesse dafür fehlen. Die »Königsklasse« partnerschaftlicher Wahrnehmungsaktivitäten ist das Verstehen von Motiven und Absichten des Partners. Verstehen erfordert immer wieder Nachdenken. Leider sind in diesem Zusammenhang die Sparmaßnahmen unseres Gehirns von erheblichem Nachteil. Zu den Sparmaßnahmen unseres Gehirns gehört, dass es sich das immer wieder neue Verstehen erspart und stattdessen dem Partner Motive und Absichten unterstellt, welches auf früheren typischen Erfahrungen beruht. Daraus entsteht die bekannte Ichweiß-schon-wasder-andere-denkt-Haltung. Das Ergebnis ist dann nicht selten verheerend. Motive, Absichten, Vorlieben oder Abneigungen richtig zu erkennen und auszusprechen ist entscheidende Voraussetzung dafür, dem anderen gegenüber neugierig zu bleiben und ihn zu spiegeln. Um den Partner zu verstehen, bedarf es nicht nur einer guten Beobachtungsaufgabe und intuitiver Fähigkeiten, sondern vor allem auch das Gespräch: Eine gute Möglichkeit hierfür bieten Zwiegespräche. Diese Methode stammt von dem Psychoanalytiker Lukas Michael Moeller. Viele Paare praktizieren die Methode mit gutem Erfolg, wenn es darum geht, wie man sich immer wieder neu davon überzeugen kann, was es im anderen noch zu entdecken gibt. Nicht, dass alle Entdeckungen bequem wären, aber das Interesse und Akzeptieren subjektiver Wahrheiten des anderen vermehrt die Intimität der Partner und befriedigt unser Bedürfnis nach »Neuigkeiten«.
Der Rahmen muss mitwachsen
    Zuerst gibt man der Beziehung einen Rahmen, in dem sie gedeihen kann. Sie wächst und entfaltet sich, wird vielschichtiger und komplizierter. Aber zumeist wächst der Rahmen nicht mit. Dann entspricht so vieles nicht mehr den ursprünglichen Vorstellungen, und man macht sich wechselseitig Vorwürfe. Doch hat überhaupt einer der Partner den anderen enttäuscht, ist er oder sie die Quelle der Enttäuschung? Nein! Alles wandelt sich im Laufe der Zeit, alles hat seine Zeit.
    Dies betrifft die sexuelle Beziehung, die sich über die Jahre hinweg wandelt: Dies betrifft die Beziehungen zu den Kindern. Und dies betrifft die Liebe, die meist stürmisch beginnt und im Laufe der Zeitan Reife
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