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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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dich.«
    Ich starrte entsetzt auf den Schlitten. Auch wenn sich die Morgendämmerung langsam ankündigte, war es immer noch stockduster. Aber selbst bei Tageslicht und ohne Wehen würde ich nie im Leben auf diesen altersschwachen Schlitten steigen. Vor meinem geistigen Auge sah ich uns schon in der nächsten Schlucht liegen.
    »Bist du verrückt?«
    »Glaub mir, mit dem Schlitten sind wir unten, bevor deine nächste Wehe kommt. Ich kenne den Weg im Schlaf, und außerdem steht hier der zehnfache Jugendmeister im Schlittenfahren vor dir.« Tim setzte sich auf den Schlitten und klopfte auffordernd auf den freien Platz vor sich. »Aufsteigen bitte.«
    »In meiner Jugend habe ich auch jede Menge Blödsinn gemacht, Tim, aber zum Schlittenfahren ist das gerade wirklich kein guter Augenblick. Lass uns zu Fuß gehen.« Ich stapfte demonstrativ los, aber als mir die nächste Wehe durch den Rücken fuhr, war ich von einer zweistündigen Nachtwanderung auch nicht mehr begeistert. Tim fuhr mir mit dem Schlitten hinterher und bremste elegant vor mir ab. Ich stieg auf. Er schlang seinen linken Arm um mich und hielt mit der rechten Hand den Schlitten hinter seinem Rücken fest. Wir fuhren langsam an. Nach einer Weile beschleunigte Tim ein wenig, und ab und zu hüpften wir etwas unsanft über ein paar Buckel, die unter dem Schnee versteckt waren. Aber alles in allem war die Fahrt angenehm. Tim folgte zielsicher dem Wanderweg, verlangsamte rechtzeitig in den Kurven und schien jeden Baum persönlich zu kennen. Als die nächste Wehe kam, rief ich »Halt!«, und Tim stoppte den Schlitten. Er half mir auf, weil die Schmerzen im Stehen erträglicher waren. Danach fuhren wir sofort weiter.
    Ohne Wehen und bevorstehende Geburt hätte ich die Schlittenfahrt sogar richtig genießen können. Aber inzwischen wurden die Abstände zwischen den Wehen immer kürzer. Wir hielten bald alle fünf Minuten, und beim letzten Stopp musste ich mich auch noch übergeben. Als würden die Wehen in die falsche Richtung drücken. Ich stand am Wegesrand, nach vorne gebeugt, und während der mittlere Teil meines Körpers von höllischen Krämpfen geschüttelt wurde, bahnte sich oben das Abendessen wieder einen Weg nach draußen. Mein Körper spielte verrückt. Und ich musste lachen. Als Wehen und Brechreiz vorbei waren, prustete ich lautstark los.
    »Was ist? Alles in Ordnung?«, fragte Tim nervös.
    »Ja, es ist nur … ich …« Ich konnte kaum sprechen vor Lachen. »Ich frage mich langsam, ob eigentlich irgendetwas bei uns auch mal normal läuft.«
    Tim führte meinen Lachanfall auf die Hormone zurück und schob mich zurück zum Schlitten. Offenbar war ihm das Ganze nicht mehr geheuer.
    Wir fuhren weiter. Der Weg wurde flacher, und der Schlitten rutschte immer langsamer. Aber dann tauchte mein Auto plötzlich in der Dunkelheit vor uns auf. Wir hatten es tatsächlich geschafft.
    Ich ließ mich erleichtert in den Beifahrersitz fallen. Tim startete den Wagen und raste los. Während der Fahrt versuchte er, seine Tante anzurufen, aber der Handy-Empfang war immer noch zu schlecht. Komischerweise war ich nach unserer gelungenen Abfahrt nun völlig ruhig. Selbst eine Geburt auf dem Rücksitz meines Wagens konnte mich jetzt nicht mehr schocken. Mir kam alles wie ein Traum vor. Tim raste über die leeren Landstraßen, und ich versuchte mich an die Atemtechnik zu erinnern, sobald sich die nächste Wehe ankündigte. Ab und zu strich Tim mir über die Wange, wenn ich vor Schmerzen stöhnen musste. Zwanzig Minuten später bogen wir auf Trudis Hof ein. Ich blieb sitzen. Tim trommelte gegen die morsche Holztür, um Trudi zu wecken. Er wusste nicht, wo im Umkreis das nächste Krankenhaus mit Geburtsstation war, und ich war für jede geburtserfahrene Unterstützung dankbar. Immerhin hatte Trudi diese Prozedur viermal durchgestanden. Endlich öffnete sie in Nachthemd und Strickjacke. Tim brauchte gar nicht viel sagen, sofort eilte sie zu mir. Ein Blick von ihr genügte, und sie befahl Tim, mir aus dem Wagen zu helfen.
    »Nix da, Krankenhaus. Dafür ist es zu spät. Ich hole unsere Hebamme, und ihr macht so lange einen Spaziergang über den Hof. Das unterstützt die Wehen.«
    Ich war nicht sehr begeistert von Trudis rustikalem Naturverfahren. Meine Wehen brauchten alles andere als Unterstützung. Das mochte bei Frauen vom Lande funktionieren, aber mein Großstadtkörper war andere Methoden gewöhnt. Ein bequemes Bett, zum Beispiel, und Schmerzmittel. Aber ich folgte Tim brav
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