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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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rührte mich nicht. Ich wollte seine Nähe spüren. An diesem Abend hatte ich gemerkt, wie wenig wir selbst nach so langer Zeit doch voneinander wussten. Wir konnten offenbar beide nicht sehr gut mit unseren Gefühlen umgehen, und vielleicht brauchten wir ewig, um uns voll und ganz zu vertrauen. Aber nach diesem Abend hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass wir uns näherkamen. Schritt für Schritt.
    Ich drückte Tim einen Kuss auf die Stirn und drehte mich zur Seite. Sofort schmiegte er sich an meinen Rücken. Ich döste wieder ein.
    Kurze Zeit später wachte ich schon wieder auf. Ich hatte unglaubliche Schmerzen im Rücken. Anfangs hielt ich es noch für einen eingeklemmten Nerv, weil ich schon wieder auf dem Rücken lag und das Baby mit seinem ganzen Gewicht auf die Wirbelsäule drückte. Ich drehte mich zur Seite, die Schmerzen ließen nach. Aber noch bevor ich wieder eingeschlafen war, kamen sie wieder, und auf einmal war mir klar, dass es die Wehen sein mussten. Vorwehen kannte ich inzwischen, aber die taten nicht annähernd so weh wie diese hier. Sofort begann mein Herz lautstark zu pochen. Ich bekam Panik, zwang mich aber, erst mal zu entspannen und abzuwarten. Wahrscheinlich nur falscher Alarm. Als die Schmerzen allerdings keine zehn Minuten später wiederkamen, weckte ich Tim.
    »Meinst du, das sind schon die richtigen Wehen?«, fragte er ziemlich verschlafen.
    »Ich weiß nicht, aber es könnte sein.«
    Ich wollte keine unnötige Hektik verbreiten, aber genauso wenig wollte ich das Baby ganz allein hier oben in den Bergen bekommen.
    »Aber der Termin ist doch erst in zwei Wochen.«
    »Ja, schon, aber …« In dem Moment kündigte sich die nächste Wehe an, und mir verschlug es die Sprache. Wenn das noch Vorwehen waren, wollte ich die echten auf gar keinen Fall ohne Schmerzmittel erleben. Ich kniete mich aufs Bett und wartete, bis der Krampf vorbei war. »… aber ich habe gelesen, dass sich nur fünf Prozent der Babys wirklich an den errechneten Termin halten.«
    »Aha, und was hast du sonst noch über Geburten gelesen?«, fragte Tim jetzt auch ziemlich nervös.
    In diesem Augenblick spürte ich, wie sich eine warme Feuchtigkeit unter der Bettdecke ausbreitete.
    »Zum Beispiel, dass eine geplatzte Fruchtblase ein ziemlich sicheres Zeichen dafür ist, dass es bald losgeht.«
    Jetzt sprang Tim aus dem Bett und schlitterte die Leiter zum Fußboden in einem Rutsch hinunter. Ich war von der geplatzten Fruchtblase noch viel zu sehr geschockt, als dass ich mich hätte rühren können. Neun Monate hatte dieses Kind Zeit gehabt, sich einen Geburtstermin auszusuchen, und entschied sich ausgerechnet für den einzigen Tag in meinem Leben, an dem ich mich ausnahmsweise mal nicht im direkten Umkreis eines Krankenhauses aufhielt. Tim lief etwas unkoordiniert in der Hütte umher. Wusste nicht, ob er sich zuerst anziehen oder mit seinem Handy hinauslaufen sollte, um nach einer erhöhten Stelle mit Netzempfang zu suchen. Schließlich entschied er sich dafür, mir erst mal die Leiter herunterzuhelfen.
    »Eure Hebamme im Ort macht nicht zufällig auch Hüttenbesuche, oder?«, machte ich einen kläglichen Versuch, locker zu bleiben. Aber im Grunde schlotterte ich vor Angst am ganzen Körper. Die Auswahl, das Kind hier oben mit Tim als Geburtshelfer zu bekommen oder auf halbem Wege ins Tal im Schnee liegen zu bleiben, weil ich vor Schmerzen nicht mehr gehen konnte, war nicht sehr ermutigend. Außerdem wusste ich nicht, ob uns überhaupt noch genug Zeit für eine Talwanderung blieb.
    »Was machen wir jetzt?« Ich bemühte mich, ruhig zu klingen, aber meine Angst schwang in jedem einzelnen Wort mit. Tim sah mich überrascht an, legte sein Handy zur Seite und nahm mich in den Arm, als hätten wir alle Zeit der Welt.
    »Keine Angst, Karina, wir kriegen das schon hin, glaub mir.«
    Ich nickte, konnte mir aber ein paar Tränen nicht verkneifen. Tim wischte sie mir sanft von den Wangen. »Und außerdem hat unser Kind heute Geburtstag, da wird nicht geweint.«
    Ich hätte ihn gerne angelächelt, aber es bahnte sich eine weitere Wehe an, und ich krümmte mich vor Schmerzen. Tim sah ein, dass wir dringend losmussten. »Zieh dich warm an. Ich schaue mal nach, wie wir hier am besten runterkommen.«
    Ein paar Minuten später stand ich dick vermummt vor der Tür und wartete auf Tim, der immer noch im Schuppen herumpolterte. Endlich kam er zurück – mit einem Schlitten im Schlepptau.
    »Damit sind wir blitzschnell unten. Setz
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