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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Autoren: Anne Herries
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gehst davon aus, dass Dickon sowohl dich als auch sie braucht, wenn er gefunden wird.“
    „Wie wird er inzwischen sein, sollte er überlebt haben?“, fragte Lord Mountfitchet. Sein Gesicht war grau vor Schmerz. Die Erinnerung an die Entführung seines Sohnes hatte ihn all die langen Jahre verfolgt und ihm keine Ruhe gelassen. „Er muss furchtbar gelitten haben. Er wird Pflege und Zuwendung benötigen, wenn er lernen soll, wieder in Freiheit zu leben.“
    „Ja, ich fürchte, du hast recht“, stimmte Sir John zu. „Vielleicht ist Kathryn die Einzige, die ihm helfen kann. Sie waren sich als Kinder so nah.“
    „Ich habe dies vorhin nicht angesprochen“, sagte Charles Mountfitchet. „Es könnte ihr das Gefühl geben, dass es ihre Pflicht sei, uns zu begleiten. Ich möchte jedenfalls, dass sie nur mitkommt, wenn sie es wirklich selbst will.“
    „Ja, sie muss tun, was sie möchte“, erwiderte Sir John. „Ich würde es nicht anders wollen. Doch wenn sie den Wunsch haben sollte zu heiraten …“
    „Dann werde ich dir sofort schreiben“, versprach sein Freund. „Mary wird auf sie Acht geben. Wir werden nicht zulassen, dass irgendein skrupelloser Mitgiftjäger sie verführt.“
    „Ihr Vermögen ist angemessen, aber nicht riesig“, entgegnete Sir John. „Ich muss auch an meinen Sohn denken. Wie du bereits sagtest, haben Katholiken momentan kaum die Chance, Karriere zu machen. Philip wird keine Position bei Hofe bekommen, so wie ich, als Mary noch Königin war.“
    „Deswegen tust du gut daran, dich an meinem Unternehmen zu beteiligen“, sagte Lord Mountfitchet. „Wir können Handel treiben, wo wir wollen, denn die Welt ist größer als England.“
    „Es ist richtig, was du sagst“, bemerkte Sir John, „auch wenn ich nur ungern von hier fortgehen würde, so wie du es tust.“
    „Vielleicht hätte ich ebenso gedacht wie du, wenn …“ Lord Mountfitchet seufzte und schüttelte den Kopf. „Es bringt nichts, mit dem Schicksal zu hadern. Wenn Santorini mir keine Hoffnung machen kann, werde ich vielleicht endlich akzeptieren, dass ich meinen Sohn nie wiedersehen werde.“
    Kathryn betrachtete sich in ihrem kleinen Handspiegel. Er hatte früher einmal ihrer Mutter gehört und war in Venedig hergestellt worden. Sie berührte den glatten Silbergriff mit den Fingerspitzen. Die venezianischen Händler waren berühmt für die Qualität ihrer Waren. Auch die schöne Glaskaraffe mit den dazugehörigen Gläsern, die ihre Mutter so hoch geschätzt hatte, stammte aus der Lagunenstadt.
    Es war für sie ein großes Abenteuer, mit Lord Mountfitchet und Lady Mary zu reisen. Sie hatte nie erwartet, je die Ufer ihres Heimatlands zu verlassen, denn ihr Vater reiste nicht viel. Doch sie hatte viel in den seltenen und wertvollen Büchern und Manuskripten in seiner Bibliothek gelesen, die Geschichten über andere Länder erzählten, und ihr Geist war offen für Neues. Und natürlich war Venedig ein berühmtes Zentrum, was den Buchdruck betraf, besonders bei Dichtungen und großen Geschichtswerken war es gegenüber anderen Nationen führend. Sie hatte sich überlegt, dass sie es aufregend finden würde, fremde Länder und unbekannte Orte kennenzulernen – und es gab dabei immer die Möglichkeit, etwas über Dickons Verbleib herauszufinden.
    Ihr Haar hing ihr lose um die Schultern, es war eine dunkelrote gelockte Pracht, die wie Feuer glühte, als der Schein der Kerzen darauf fiel. Sie stand auf, ging zum Fenster hinüber und blickte in die Dunkelheit hinaus. Sie konnte nur sehr wenige Umrisse ausmachen, denn in dieser Nacht erhellte kein einziger Stern den Himmel. Ihr Vater hatte gesagt, dass sie vielleicht jemanden finden könnte, den sie heiraten wollte – aber wie sollte das je geschehen, wo ihr Herz doch Dickon gehörte? Sie hatte ihm als Mädchen ein Versprechen gegeben, und er hatte sein Messer genommen und den Anfangsbuchstaben ihres Namens auf die Rückseite seines Handgelenks geritzt. Der Schnitt blutete stark, und sie hatte erschrocken aufgeschrien und ihm ein Spitzentaschentuch gegeben, um die Wunde zu verbinden.
    „Tut es sehr weh?“ Er hatte gelacht und sie mit kühnem Blick angesehen, als sie ihn das fragte.
    „Es ist nichts, denn ich weiß, dass dieses Blut dich für immer an mich bindet.“
    Da hatte sie die Wunde geküsst und sein Blut geschmeckt, und sie hatte gewusst, dass sie ihn immer lieben würde. Sie würde sich jedem Versuch widersetzen, beabsichtigte man sie mit einem Mann zu vermählen, den sie
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