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Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews
Autoren: S Hogan
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nicht zu freuen, dass ich hier mein Praktikum machen will.“
    „Er ist ein Eigenbrötler und kann stur wie ein Maulesel sein. Mich lässt er meistens in Ruhe, weil ich meine Holzarbeiten mache und ihm bei seiner Kirchenkunst nicht ins Handwerk pfusche. Davon habe ich allerdings auch nicht viel Ahnung.“
    „Das scheint Blackburn von mir auch zu denken“, seufzte Cherry. Besänftigend legte Mark eine Hand auf ihren Unterarm. Als seine Finger ihre Haut berührten, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken.
    „Das darfst du nicht persönlich nehmen, Cherry. Blackburn glaubt, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. So ist er nun einmal. Aber selbst ein berühmter Restaurator wie er konnte bisher das Geheimnis des Gruftgoldes nicht lüften.“
    Geheimnis? Für Mysterien hatte Cherry schon immer eine Schwäche gehabt. Außerdem wurde sie dadurch ein wenig von dem gewaltsamen Tod der jungen Frau abgelenkt, der ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte. Aber was hatte Blackburn mit dieser Sache zu schaffen? Er war schließlich Restaurator und kein Schatzgräber. Doch falls er eine aufsehenerregende Entdeckung machte, schadete das seinem Ruf gewiss nicht. Nun war Cherry neugierig geworden.
    „Gruftgold? Davon habe ich noch nie etwas gehört“, gestand sie.
    „Das ist auch nur eine Legende aus Pittstown. Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt jemals aufgeschrieben wurde. Aber hier in unserer Provinzstadt wird sie mündlich weitererzählt. Es gab in der Regierungszeit von Heinrich VI. einen Bürgerkrieg zwischen der weißen und der roten Rose.“
    Cherry nickte. „Davon habe ich schon mal gelesen. Die Blumen symbolisierten die Adelshäuser Lancaster und York, die um die Vorherrschaft im Land kämpften.“
    „Genau. Jedenfalls lebte in der Nähe von Pittstown ein Landadliger namens Sir Geoffrey Stowe. Er schlug sich auf die Seite der roten Rose, aber in dieser Gegend gewannen seine Feinde die Oberhand. Sir Geoffrey besaß keine Burg, sondern nur ein befestigtes Herrenhaus. Es wurde von den Soldaten der weißen Rose niedergebrannt. Seine ganze Familie fiel der brutalen Horde zum Opfer.“
    „Das ist furchtbar, aber was hat das mit der Kirche St. Andrews zu tun?“
    „Der Legende nach konnte Sir Geoffrey als Einziger fliehen. Er hatte einen Goldschatz in seinen Satteltaschen. Mit diesem Vermögen sollten fremde Söldner angeworben werden, um für die rote Rose in den Bürgerkrieg zu ziehen. Sir Geoffrey zog sich in die Kirche von Pittstown zurück, doch seine Feinde waren ihm dicht auf den Fersen.“
    „Saß der Flüchtling hier nicht wie eine Maus in der Falle?“, fragte Cherry.
    „Eigentlich schon, aber angeblich gibt es in der Krypta unter der Kirche verborgene Gemächer und sogar einen Geheimgang, der hinaus zu den Klippen an der Küste führt. Als die Soldaten der weißen Rose die Kirche stürmten, fehlte von Sir Geoffrey jede Spur. Sie schlugen sogar den Pfarrer tot, weil er nicht sagen konnte oder wollte, wo der Flüchtende mit dem Schatz abgeblieben war. Die Männer durchsuchten jeden Winkel der Kirche, ohne etwas zu finden. An diesem Tag entstand die Geschichte vom Gruftgold, das irgendwo in der Krypta von St. Andrews verborgen sein soll. Plötzlich tauchte nämlich eine geheimnisvolle verschleierte Frau auf. Niemand kannte ihren Namen. Es hieß, sie wäre die heimliche Geliebte des Verschwundenen. Andere Leute meinten, sie wäre ein Geist. Auf jeden Fall hat sie sich wohl öfter in der Kirche zu schaffen gemacht. Was sie dort tat, wusste niemand. Doch eines Tages kam sie nicht mehr.“
    „Und was wurde aus Sir Geoffrey?“, fragte Cherry.
    „Man hat ihn nie wieder gesehen. Das spricht einerseits dafür, dass er sich wirklich verstecken und seinen Verfolgern entkommen konnte. Vielleicht ist er ja auch später mit dieser Frau durchgebrannt, wer weiß? Das Söldnerheer, das er angeblich mit dem Gold der roten Rose anwerben wollte, tauchte jedenfalls niemals auf. Manche Leute glauben auch, die Kirche sei verflucht und Sir Geoffrey würde immer noch durch das Gemäuer geistern – er und diese namenlose Frau. Aber ich glaube, dass das Unsinn ist.“
    „Vielleicht hat Sir Geoffrey das Vermögen ja behalten und irgendwo in der Fremde unter falschem Namen ein neues Leben begonnen.“
    Mark zuckte mit den Schultern und fuhr sich mit der Hand durch sein modisch geschnittenes Haar. „Das wäre möglich. Geheimgänge waren jedenfalls in früheren Jahrhunderten keine Seltenheit. Denk zum Beispiel an die
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