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Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews
Autoren: S Hogan
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gefährden sich selbst, wenn sie uns bei der Arbeit stören. In der Kirche besteht eine erhöhte Unfallgefahr, denn immerhin hantieren wir hier mit schweren Steinen und Stützpfeilern.“
    Der Pfarrer lächelte. „Mit Gottes Hilfe ist bisher alles gut gegangen, und das wird auch weiterhin so sein, Mr Blackburn.“
    Erleichtert bemerkte Cherry, dass auch Father Nolan nicht immer mit dem unfreundlichen Restaurator einer Meinung war. Das machte ihr den Geistlichen nur noch sympathischer. Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt, denn sie hörte wieder Schritte.
    „Das ist Mark“, sagte Blackburn. „Er war auf der Chorempore, um die Pfeiler auszumessen.“
    Cherry hörte nur mit einem Ohr zu, denn nun bekam sie Mark Gilmore zu sehen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch begannen sofort zu flattern. Dieser Typ konnte sich wirklich sehen lassen. Er trug eine verwaschene Jeans und ein enges schwarzes T-Shirt. Er war sehnig und muskulös, allerdings nicht mit übertriebenem Bizeps wie dieser Sam Lonnegan auf dem Außengerüst. Doch am besten gefielen Cherry sein offenes Lächeln und seine ausdrucksvollen grünen Augen.
    „Hey, du musst Cherry sein. Freut mich, dich kennenzulernen“, meinte er.
    Mark wischte sich seine staubigen Finger an der Hose ab, bevor er ihr die Hand gab. Blackburn und den Pfarrer beachtete er nicht. Es war, als hätte er nur Augen für Cherry. Doch Father Nolan wandte sich nun ohnehin ab.
    „Ich muss mich verabschieden. In einer Stunde findet in der Leichenhalle die Trauerfeier für Mrs Warren statt. Die Dame ist vorgestern hochbetagt an Altersschwäche gestorben, und ich muss noch einige Vorbereitungen …“
    Der Geistliche konnte seinen Satz nicht beenden. Der gellende Schrei einer Frauenstimme ertönte, sodass Cherry das Blut in den Adern gefror.

2. KAPITEL
    „Das kam aus der Leichenhalle!“, rief Father Nolan. Wie auf ein lautloses Kommando hin rannten alle aus der Kirche. Cherry und Mark waren am schnellsten. Er wandte sich draußen nach links und lief auf ein kleines Gebäude hinter der Kirche zu. Cherry war ihm dicht auf den Fersen. Auch Sam Lonnegan kletterte vom Gerüst herunter, um nachzusehen. Harris Blackburn und Father Nolan kamen keuchend als Letzte an.
    Mark stieß die Flügeltüren der Leichenhalle auf. An der Stirnseite stand ein Sarg auf Holzböcken, dessen Deckel nun geöffnet war. Daneben befand sich eine Frau in schwarzer Trauerkleidung, die am ganzen Leib zitterte. Die Tränen rannen ihr über die Wangen. Außerdem gab es noch zwei Männer in dunklen Anzügen, die vermutlich vom Beerdigungsinstitut waren und sie zu beruhigen versuchten.
    „Was ist passiert?“, rief Mark.
    „Meine Mutter“, schluchzte die Frau. „Wer macht denn so etwas?“
    Gemeinsam mit Mark ging Cherry zum aufgebahrten Sarg, wobei sie ein mulmiges Gefühl beschlich. Als sie in die Totenkiste blickte, zuckte sie entsetzt zusammen. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
    Im Sarg lag eine tote alte Frau im Leichenhemd, die mindestens neunzig Jahre gewesen sein musste. Doch außer ihr befand sich noch eine junge Frau darin – im trendigen Freizeitoutfit, aber ebenfalls tot!
    Cherry hatte noch nie eine echte Leiche gesehen, und nun hatte sie gleich zwei vor Augen. Allerdings hätte der Unterschied nicht größer sein können. Die Seniorin war offensichtlich friedlich gestorben, wie der Pfarrer gesagt hatte. Jedenfalls sah ihr Gesicht entspannt und gelöst aus. Die junge Tote hingegen war eindeutig ermordet worden. Selbst eine kriminalistische Laiin wie Cherry konnte deutlich die Würgemale an ihrem Hals erkennen.
    Einer der Anzugträger ergriff nun das Wort. „Die Tochter der Toten“, er deutete auf die weinende Frau, „ist heute aus Birmingham angereist. Sie wollte ihrer Mutter ein Bild in den Sarg legen, ein Familien-Erinnerungsstück. Deshalb haben wir den Deckel noch einmal geöffnet. Normalerweise hätten wir das nicht gemacht. Na ja, und jetzt haben wir die Bescherung.“
    „Kennt man das Mordopfer?“ Cherry war erschrocken darüber, wie dünn und zittrig ihre Stimme plötzlich klang. Eigentlich war sie kein Angsthase. Aber andererseits hatte sie noch nie im Leben tote Menschen gesehen, außer natürlich im Fernsehen. Doch das hier war echt und unmittelbar. Die jüngere Frau konnte nicht viel älter gewesen sein als sie. Allein schon deshalb fühlte sich Cherry der Toten verbunden.
    Die Tochter von Mrs Warren schüttelte nur den Kopf und begann erneut zu weinen. Sie schien unter
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