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Geheimnis um ein verborgenes Zimmer

Geheimnis um ein verborgenes Zimmer

Titel: Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
Autoren: Enid Blyton
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pas”, antwortete der Junge mit einer hohen Piepsstimme.
    „Das heißt, er versteht dich nicht”, erklärte Flipp. „Laß mich noch mal versuchen.” Er räusperte sich energisch, dachte einen Augenblick angestrengt nach und fragte dann: „Ou est Dicki – ich meine Dietrich?”
    „Je ne comprends pas”, wiederholte der Junge, während er seine Mütze unaufhörlich zwischen den Händen drehte.
    „Er versteht nicht einmal seine eigene Sprache!” rief Flipp achselzuckend. „Wie er wohl heißt? Ich werde ihn mal fragen.” Dann wandte er sich wieder an den Jungen.
    „Comment appelez vous?”
    „Ah!” rief der Junge, der offenbar verstanden hatte. Er lächelte, so daß seine großen Vorderzähne noch mehr hervortraten. „Mein Name iest – Napoleon Bonaparte.”
    Die Kinder schwiegen überrascht. Sie wußten nicht recht, ob sie dem Jungen glauben sollten. Hieß er wirklich so wie der berühmte Kaiser der Franzosen, oder machte er sich nur über sie lustig?
    Der Junge ging quer durchs Zimmer, wobei er stark hinkte.
    „Tut dein Bein weh?” fragte Betti mitleidig.
    Zu ihrem Schreck zog er ein ziemlich schmutziges Taschentuch aus seiner Hosentasche und begann erbärmlich zu schluchzen. Während er das Tuch vor die Augen hielt, stieß er mit klagender Stimme einen Schwall unverständlicher Worte hervor. Die Kinder starrten ihn verlegen an und wußten nicht, was sie machen sollten.
    Da kam Frau Hillmann zurück, um zu sehen, wie die Kinder sieb mit dem fremden Jungen vertrugen. Sie war entsetzt, ihn in Tränen vorzufinden. „Was ist denn los? Was habt ihr dem Jungen getan, Kinder?”
    „Nichts”, antwortete Betti. „Ich fragte ihn bloß, ob sein Bein weh tut, und da fing er zu weinen an.”
    Der Junge heulte laut auf und hinkte zur Tür. Ohne sich zu verabschieden, drängte er sich an Frau Hillmann vorbei und hastete die Treppe hinunter. Dabei rief er wehleidig: „Ah, ma jambe, ma jambe!”
    „Was heißt jambe?” fragte Betti ratlos.
    „Bein”, antwortete Flipp. „Er schreit: ,Oh, mein Bein, mein Bein!’ Ich glaube, der ist nicht ganz richtig im Kopf.”
    „Ich muß nachher Frau Kronstein anrufen und mich erkundigen, ob er gut nach Hause gekommen ist”, sagte seine Mutter besorgt. „Der arme Kerl hat anscheinend große Schmerzen. Ich hätte ihn nicht zu euch heraufbringen sollen. Er scheint ungewöhnlich scheu zu sein.”
    Man hörte die Haustür ins Schloß fallen. Die Kinder liefen ans Fenster und beobachteten, wie der fremde Junge durch den Vorgarten hinkte. Er hielt immer noch sein Taschentuch in der Hand und drückte es hin und wieder an die Augen.
    „Und mit dem ist Dicki befreundet!” rief Rolf verächtlich. „Nur gut, daß er uns nicht eingeladen hat. Sonst hätten wir noch mit dem Schafskopf spielen müssen.”
    „Ich muß mich bei Frau Kronstein entschuldigen, daß ihr ihn gekränkt habt”, sagte Frau Hillmann.
    „Wir ihn gekränkt?” Flipp war entrüstet. „Wir haben ihm nicht das Geringste getan. Der ist ja plemplem.”
    „Du sollst nicht solche Ausdrücke gebrauchen, Flipp”, rügte seine Mutter.
    „Na, dann blöd”, sagte Flipp achselzuckend.
    Seine Mutter warf ihm einen verweisenden Blick zu. Sie duldete es nicht, daß Betti und Flipp sich schlecht benahmen oder ungehörige Ausdrücke gebrauchten.
    „Ich muß mich wirklich wundern, daß ihr es nicht einmal fertig bekommt, einen verschüchterten kleinen Ausländer als Gast zu behandeln”, sagte sie vorwurfsvoll. Nachdem sie noch einige Ermahnungen hinzugefügt hatte, verließ sie das Zimmer, um Frau Kronstein anzurufen. Die Kinder schlichen ihr ein wenig bedrückt nach und hörten zu, wie sie telefonierte.
    Dicki meldete sich am Apparat. Er sagte, daß seine Mutter ausgegangen sei, und fragte höflich, ob er ihr etwas bestellen sollte.
    „Ach nein”, antwortete Frau Hillmann. „Ich bin nur ein wenig besorgt wegen deines französischen Freundes, der eben hier war und einen Brief deiner Mutter abgab. Ich brachte ihn zu den Kindern ins Spielzimmer. Als ich dann nach wenigen Minuten nach ihm sah, war er ganz verstört. Er weinte und lief ohne Abschied davon. Ich wollte mich erkundigen, ob er gut dort eingetroffen ist.”
    „Ja, er ist zurück”, antwortete Dicki. „Es hat ihm sehr bei den Kindern gefallen, und er möchte heute nachmittag gern zum Tee zu ihnen kommen.”
    Frau Hillmann war überrascht. Sie zögerte ein wenig mit der Antwort und wandte sich zu den Kindern um, die hinter ihr standen. „Der Junge scheint
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