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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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durchbrochenen Schatten eines Busches. Mit einem kurzen Blick überprüfte er nochmals den festen Schlauch, den Generator und den Brunnen.
    »Sie können kein Cowboy sein«, sprach Hope mit leiser Stimme ihre Gedanken aus, während sie ihn beobachtete.
    Ganz plötzlich schaute er sie an. Sie sah, dass seine Augen blauschwarz waren, beinahe schockierend in ihrer Eindringlichkeit. Sie waren aber auch unnahbar und so abweisend wie ein Winterhimmel.
    »Die meisten Cowboys haben eine weiße Stirn und eine weiße Brust«, erklärte sie und kam sich dabei mehr als nur ein wenig dumm vor.
    Sein Lächeln überraschte sie. Auf den ersten Blick hatte sie geglaubt, er sei nur ein weiterer Wanderarbeiter - größer als die meisten anderen, ja, und auch stärker, aber doch nur ein weiterer Helfer auf der Ranch. Dann hatte er sich dem diamantenen Nebel des Wassers zugewendet und gelächelt, und seine Worte hatten den Humor und die Intelligenz hinter seinem gebräunten Gesicht offenbart.
    Sie zog ihre Arbeitshandschuhe aus und streckte ihm die rechte Hand entgegen. »Hope Gardener.«
    Er ergriff ihre Hand und sagte schlicht: »Rio.«

2
    Rios große Hand hielt die von Hope. Sie spürte ein Gefühl von Wärme und Kraft, ehe seine Hand die ihre freigab. Sie sah zu, wie er seinen abgetragenen Lederhandschuh wieder anzog. Ebenso erstaunlich wie seine Stimme, seine Augen und seine Koordination, war auch seine Hand. Lange Finger, die in gepflegten Nägeln endeten, harte Kraft, die auf ihrer weichen Haut jedoch vorsichtig war. Es war die Hand eines Musikers oder eines Chirurgen.
    Doch er hatte Narben an den Knöcheln und besaß eine Schnelligkeit, die einen entweder trösten oder beunruhigen konnte.
    Diese Erkenntnis ließ ihr einen Schauer des Unbehagens durch den Körper rinnen. Sie erinnerte sich an einen anderen Mann mit narbigen Knöcheln. John Turner war unfähig, andere Menschen zu trösten. Doch bei Rio war das anders. Dessen war sie sicher. Sowohl Sanftheit als auch Wärme lagen in seinem Lächeln.
    Doch was in diesem Augenblick noch viel wichtiger war -in der Art, wie er ihr nahe war, lag etwas Beruhigendes, ohne sie gleich zu bedrängen. Turner war in dieser Art der Einschüchterung sehr gut gewesen, und er war es noch immer.
    Sie entspannte sich in Rios Gegenwart, wie sie es seit ihrem achtzehnten Geburtstag in der Nähe nur sehr weniger Männer getan hatte. »Rio«, murmelte sie.
    Der Blick ihrer haselnussbraunen Augen wandte sich nach innen. Sie hatte den Namen schon einmal gehört. Einfach nur Rio. Kein Vorname und auch kein Nachname. Das spanische Wort für »Fluss«. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, ob es Mason gewesen war, der Rio erwähnt hatte.
    »Ich denke immer, dass ich den Namen schon einmal gehört habe«, meinte sie.
    »Auf Landkarten«, antwortete er lakonisch, und dabei sah sein Gesicht aus, als würde er gleich lächeln. »Rio Bravo. Rio Colorado. Rio ...«
    »Verde und Amarillo und Grande«, beendete sie den Satz für ihn, und ihre Stimme klang genauso trocken wie seine. Doch im Gegensatz zu ihm lächelte sie offen, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass er ihr nicht mehr über sich selbst verraten würde. »Und eine ganze Menge anderer Rios, von denen ich noch nie etwas gehört habe, würde ich wetten.«
    »Sie würden gewinnen«, stimmte er ihr zu. »Die Indianer waren die Ersten, aber die Spanier wussten, wie man schreibt. Und da der weiße Mann die indianischen Worte kaum über die Zunge bringen konnte ...« Rio zuckte die Schultern und beendete den Satz nicht. Die Landkarten sprachen für sich: mehr spanische Namen als indianische.
    Ohne sich die Mühe zu machen, sein Hemd zuzuknöpfen, stopfte er es schnell in die Jeans. »Wie ich gehört habe, suchen Sie nach Wasser.«
    Sie hörte seine Worte nicht. Seine Schnelligkeit faszinierte sie, genau wie seine Anmut. Sie entschied, dass er eher wie eine Gebirgskatze und nicht wie ein Hengst war. Oder vielleicht war er ja auch von beidem etwas, eine Legende, in ihrer eigenen Zeit geboren, gefangen in einem Jahrhundert, das Mythen weder zu schätzen wusste, noch mit ihnen umgehen konnte. Auch nicht, so gestand sie sich still ein, mit den Indianern selbst.
    Es musste die Hölle gewesen sein für einen Mann von Rios Intelligenz, die beiläufigen Beleidigungen der Heuchler zu ertragen.
    Dann erst drang der Sinn von Rios Bemerkung durch ihre abschweifenden Gedanken. »Äh, ja. Ich habe mehrere Anzeigen aufgegeben, in denen ich einen Wasser-Sachverständigen
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